0263 - Sieben Stunden Angst
Blieben also nur die beiden äußeren Bezirke.
Arrek fragte sich, welchen von beiden er an Sechsunddreißigs Stelle gewählt haben würde.
Wahrscheinlich den hinteren Bezirk, weil dort naturgemäß weniger Besatzungsmitglieder vorüberkamen. Arrek erreichte den Duplikatorraum. Drinnen hörte er Berryins Stimme. Der Leitende Ingenieur hatte jetzt alle Hände voll zu tun. Später, wenn die ersten Duplikate fertig waren, konnte sich Berryin auf eine gelegentliche Kontrolle des Duplikators beschränken.
Was für eine schreckliche Maschine dachte Arrek angewidert. Wie hatte ihr Erfinder zulassen können, daß sie jemals in so großer Zahl gebaut wurde? Wie hatte überhaupt jemand eine solche Erfindung der Öffentlichkeit übergeben können? Aber war es nicht eine logische Entwicklung? Telefon, drahtloser Funk, Desintegrator, Integrator und dann der Multiduplikator. So, wie man von einem Funkbild unzählige Reproduktionen herstellen konnte, war es auch mit einem Körper möglich. Ein einfacher Vergleich, dachte Arrek. Aber zutreffend. Berryins Stimme verklang, als Arrek den Hauptgang verließ. Wenige Augenblicke später schlug der Individualtaster aus. Arrek zuckte mit den Schultern. Da es hier unten keine Kabinen gab, konnte es sich nur um Sechsunddreißig handeln, der das Ortungsgerät ansprechen ließ. Natürlich bestand die Möglichkeit, daß sich irgendein Techniker in der Nähe aufhielt. Arrek behielt die eingeschlagene Richtung bei. Sein Suchgerät gab ihm recht, denn der Ausschlag wurde stärker.
Gleich darauf wußte er, wo er Ko-Antin Nummer Sechsunddreißig finden würde. Am Ende des Ganges befand sich eine Nische, in der der für dieses Deck zuständige Löschroboter stand. Der Roboter war nicht so groß, daß er den gesamten Platz für sich allein benötigt hätte. Seine Positronik war viel zu kompliziert, als daß er der Anwesenheit eines Mannes in der Nische irgendwelche Bedeutung beigemessen hätte.
Nur eines konnte die Maschine aktivieren und sie dazu bringen, ihren Unterschlupf zu verlassen: Feuer. Wie ein schaumsprühendes Ungeheuer würde sie im Falle eines Brandes aus der Nische hervorrollen und die Flammen unter sich ersticken.
Arrek schob den Individualtaster in seine Tasche. Es war einfach gewesen, Sechsunddreißig zu finden. Noch einfacher, als er erwartet hatte.
Die Flügeltüren der Nische waren geschlossen. Wenn der Roboter in den Einsatz rollte, konnte er sie einfach aufstoßen. Diese Möglichkeit bestand auch für einen Mann, der sich innerhalb der Nische verstecken wollte.
Arrek ging geradewegs auf sein Ziel zu. Er glaubte nicht, daß Sechsunddreißig eine Möglichkeit besaß, den Gang zu überwachen. Wahrscheinlich hielt der Duplo das auch für völlig überflüssig. Es kam bestimmt nicht auf den Gedanken, daß jemand nach ihm suchte. Sechsunddreißig verließ sich darauf, daß nur Ko-Antin Zweihunderteins und Arrek von seinem Hiersein unterrichtet waren. Daß ausgerechnet Arrek ihn zu töten beabsichtigte, konnte er nicht wissen.
Als Arrek nach der Flügeltür griff, sprang diese mit einem Ruck auf.
Vor dem quadratischen Körper des Löschroboters stand Ko-Antin Sechsunddreißig. Er hielt eine Waffe in der Hand. Sein Gesicht war verzerrt.
„Werfen Sie Ihren Strahler weg, Arrek!" befahl er.
Arrek war so überrascht, daß er dem Befehl Sechsunddreißigs augenblicklich nachkam. Der Duplo streckte einen Fuß aus und stieß Arreks Waffe damit ein paar Meter in den Gang hinaus.
Erst jetzt sah Arrek das kleine Gerät in Sechsunddreißigs anderer Hand. Ko-Antin bemerkte den Blick und lächelte triumphierend.
„Das habe ich mir aus meinem Versteck mitgebracht", erklärte er höhnisch. „Es sollte ursprünglich dazu dienen, die Haluter zu beobachten, die an Bord der SUSAMA kommen würden. Jetzt diente es einem viel besseren Zweck."
Arrek hatte sich von seinem Schreck erholt. Er begann wieder zu überlegen. Sechsunddreißig machte einen unentschlossenen Eindruck. Trotz seines leichten Sieges schien der Duplo nicht zu wissen, was er mit dem bezwungenen Tefroder anfangen sollte.
„Wie haben Sie es herausgefunden?"
„Das war keine große Leistung", gab Arrek zu. „Sie waren ein Verdächtiger. Die Zentrale rechnete damit, daß es bald zu einer Krise kommen würde."
„Das soll ich Ihnen glauben?" fragte Ko-Antin fassungslos. „Von allen Duplikaten Ko-Antins galt ich als das zuverlässigste. Der Verdacht der Zentrale ist unbegründet. Sie müssen es selbst gemerkt haben, daß ich
Weitere Kostenlose Bücher