0263 - Sieben Stunden Angst
Berryin ärgerlich.
„Bringen Sie die Zellstrukturaufzeichnungen unserer ehemaligen Gefangenen sofort in den Hangar", befahl Ko-Antin.
„Was?" brüllte Berryin aufgebracht. „Das bedeutet, daß ich die Duplizierung unterbrechen muß."
„Ganz richtig", sagte Ko-Antin verbissen. „Wir benötigen keine weiteren Duplos mehr. Ich bringe die Atomschablonen in Sicherheit."
Berryin wurde immer wütender. „Ich riskiere hier unten mein Leben", empörte er sich. „Jetzt soll das alles sinnlos gewesen sein, weil Sie wacklige Knie haben."
Ko-Antin sprang auf. „Dafür werde ich Sie erschießen lassen!" schrie er außer sich.
„So?" erkundigte sich Berryin voller Ironie. „Ich befürchte nur, daß das Urteil von den Terranern vollstreckt wird."
Mit einem Fausthieb schlug Ko-Antin den Schalter des Interkoms nach unten. Berryins Stimme verstummte. Der Kommandant starrte Arrek an.
„Meuterei!" rief er. „Jetzt können wir nur auf ein Wunder warten."
Arrek stand auf.
„Übergeben Sie Vernion die Steuerkontrollen", empfahl er. „Wir beide holen die Atomschablonen dort unten heraus und starten das Rettungsboot."
Ko-Antin riß die Augen auf. „Sie glauben, daß wir das schaffen könnten?"
„Wir können es versuchen", schränkte Arrek ein.
Ko-Antin rief Vernion zu sich. „Übernehmen Sie!" befahl er dem Piloten. „Verschwenden Sie keine Zeit für überflüssige Ausweichmanöver. Vielleicht gelingt Ihnen eine Landung, bei der nicht alles in die Brüche geht."
Vernion war blaß. Seine Hände zitterten. Aber als er die Steuerkontrollen umfaßte, legte sich seine Nervosität.
Als Arrek und Ko-Antin die Zentrale verlassen hatten, wandte sich der Kommandant an seinen Stellvertreter.
„Sie wissen, daß nur ein Platz im Rettungsboot ist", sagte Ko-Antin.
Arrek nickte und lächelte. „Keine Sorge", sagte er. „Ich werde Ihnen diesen Platz nicht streitig machen."
Ko-Antin schüttelte den Kopf. Von Arrek hatte er keine Loyalität erwartet. Dieser untersetzte Mann schien einen sonderbaren Ehrenkodex zu besitzen, obwohl er gegenüber Ko-Antin nie großen Respekt gezeigt hatte, erwies er sich jetzt als zuverlässiger Helfer.
„Ich hoffe, daß Vernion die SUSAMA retten wird", sagte Ko-Antin.
„Wollen Sie mir den Tod mit diesen Worten leicht machen?" fragte Arrek.
Als die beiden Tefroder den Antigravschacht erreichten, wurde die SUSAMA abermals schwer getroffen. Die Beleuchtung flackerte, und ein ohrenbetäubendes Knirschen kam von den oberen Decks.
Ko-Antin hielt sich am Sicherheitsgeländer des Antigravschachtes fest.
„Diesmal gab es bestimmt ein größeres Leck", befürchtete Arrek. „Wir müssen uns beeilen."
Sie stürzten sich in den Schacht. Ko-Antin zwang sich dazu, nicht daran zu denken, was geschehen würde wenn die SUSAMA plötzlich explodierte. Es würde alles so schnell gehen, daß er nichts davon spüren würde.
Auch so ein ausgezeichneter Pilot wie Vernion besaß nicht die geringste Chance, ein Schiff zu landen, das kaum noch auf die Steuerimpulse reagierte.
Vor Ko-Antin sprang Arrek aus dem Antigravschacht. Die Behendigkeit des korpulenten Mannes war erstaunlich. Im Hauptgang, den sie betraten, brannte es.
„Der Weg zum Duplikatorraum ist uns abgeschnitten?" schrie Ko-Antin verzweifelt.
Arrek spuckte auf den Boden. „Wir müssen hindurch!" stieß er hervor.
Unmöglich, wollte Ko-Antin sagen doch Arreks Blicke ließen ihn verstummen. Der Stellvertretende Kommandant sah ganz so aus, als könnte er noch andere Dinge vollbringen.
Aus Rauch und Flammen taumelten ihnen zwei Männer entgegen. Einer hielt eine leere Löschtrommel in den Händen und schwenkte sie in sinnlosem Eifer in Richtung der Flammen. Schwere Verbrennungen hatten ihn verunstaltet. Ko-Antin hatte ein Gefühl, als müßte er sich übergeben.
Der andere Mann erkannte seinen Kommandanten und rannte schreiend auf ihn zu. Arrek zog seine Waffe und erschoß ihn. Dann war der kleine Mann in den Rauchwolken verschwunden. Hustend folgte ihm Ko-Antin. Der Brandgeruch schien ihn zu betäuben. Jeder Atemzug drohte seine Lungen zu verbrennen. Die Hitze wurde unerträglich. Von der Decke tropfte die Plastikverkleidung herab. Ein großer Batzen traf Ko-Antin auf den Rücken und schmorte eine Wunde in seinen Körper. Er schrie, aber die unerträglichen Schmerzen peitschten ihn vorwärts.
Er stolperte über einen am Boden liegenden Toten. Inmitten des Chaos spürte er, wie die SUSAMA von einer neuen Erschütterung durchlaufen
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