0265 - Todesschwadron
Hilfe riefen, sah ein gewaltiges Ungeheuer und wußte, daß er einen weiteren Dämon gefunden hatte. Diesmal, ohne zu suchen.
Er brauchte sich nicht zu orientieren. Er brauchte seinen zeitlosen Sprung lediglich in jene Richtung zu lenken, aus der die Gedankenschreie kamen, die immer stärker wurden. Es mußte um Sekunden gehen.
Gryf sprang. Diese einmalige Fähigkeit der Silbermond-Druiden brachte ihn ohne Zeitverlust an sein Ziel. Von einem Moment zum anderen stand er vor dem Dämon, der sich gerade auflösen wollte, um in andere Sphären zu verschwinden… in die Hölle … mit seinem Opfer…
Gryf stieß mit dem Silberstab zu wie mit einem Degen. Die wiederum funkensprühende weißmagische Waffe drang in den Dämonenkörper. Tertius gurgelte dumpf, konnte sich nicht schnell genug auf den neuen Gegner einstellen. Zu sehr war er mit seinem Triumph beschäftigt und mit den Gedanken daran, was er mit seinem Opfer anstellen würde. Gryf trat zu, schleuderte den Insektenköpfigen zurück ins Gras. Wieder hieb er mit dem Silberstab zu. Tertius stöhnte und wimmerte unter der weißmagischen Kraft.
»Gib auf«, knurrte Gryf, der sich gerade daran erinnerte, daß Zamorra einen der Dämonen lebend zum Verhör haben wollte. »Gib auf, und ich schone dein Leben!«
Tertius heulte auf. Jetzt erkannte er seinen Gegner. Und er griff sofort wieder an. Angst vor dem neuerlichen Versagen und vor der Ewigen Strafe, die ihm drohte, schlug er zu. Er wollte lieber hier im Kampf mit seinem Gegner untergehen, als noch einmal seinem Herrn als Versager entgegenzutreten.
Er stürzte sich auf Gryf.
Der hielt ihn sich abermals mit dem Silberstab vom Leibe, stieß noch drei-, viermal zu, bis Tertius endlich aufglühte und verging.
»Wieder nichts«, brummte Gryf. »Das war dann wohl Nummer fünf, falls Zamorra und Teri nicht zwischendurch auch wieder etwas für das Wohl der Menschheit getan haben… Himmel, tut das weh!«
Er spürte die immer noch leicht blutenden Schulterwunden wieder. Denen hatte der erneute Kampf absolut nicht gutgetan. Die Verletzungen mußten unbedingt versorgt werden.
Gryf sah sich nach dem Opfer des Dämons um. Das Mädchen mit dem langen, blonden Haar richtete sich halb auf. Die Kleidung stellenweise zerrissen und verschmutzt, immer noch blaß, schweißüberströmt…
Gryf schob den Silberstab zusammen und steckte ihn ein. Dann kauerte er sich neben das Mädchen.
»Hallo«, sagte er. »Ich bin Gryf. Der Dämon tut dir nichts mehr.«
»Sie… wer sind Sie? Sie bluten ja«, stieß Alexis hervor.
Gryf lächelte. »Halb so schlimm. Hauptsache, du bist okay. Keine Verletzungen?«
»Ich… ich glaube nicht«, sagte sie. Er half ihr auf. Sein Lächeln wurde zum verzerrten Grinsen, als er seine Schultern wieder spürte.
»Sie brauchen dringend einen Verband«, sagte Alexis besorgt. Sie sah sich nach ihrem Feind um. Aber von dem Insektendämon war nichts mehr zu sehen.
»Ich habe eine Idee«, sagte Gryf. »Eine gute natürlich, weil sie von mir ist. Paß auf. Du verbindest meine Wunden, und ich erzähle dir, was das für ein Bursche war. Einverstanden?«
Sie sah ihn verwirrt an. »Ja, aber… wo kriegen wir Verbandszeug her?«
Gryf lachte leise. »Na, irgendwo wird sich doch wohl etwas auftreiben lassen, nicht wahr?«
Eine halbe Stunde später befand er sich in Alexis Reanahs Wohnung und trug einen Schulterverband, größer als notwendig. Und sonst nichts. Alexis ebenfalls nichts, weil Gryf der Ansicht gewesen war, daß sie ihre zerfetzten Kleidungsstücke doch nicht mehr tragen konnte. Sanft küßte und streichelte er sie, und sie ließ es sich gefallen und erwiderte seine Zärtlichkeiten. Nach dem überstandenen Grauen kam ihr die Liebe gerade recht.
Gryf machte sich da keine Gewissensbisse. Sie wollten es beide; und was die Todesschwadron anging, so existierten gerade noch zwei Dämonen. Und mit denen würden Zamorra und Teri wohl noch allein fertigwerden. Er dagegen hatte eine Ruhepause verdient. »Nicht wahr?« fragte er lächelnd.
»Aber klar doch, Junge«, sagte Alexis, küßte ihn wieder und schmiegte sich an ihn. Gryf schmunzelte. Tertius/Asmodis war ihr zu alt gewesen. Nun, hatte er nicht auch seine mindestens achttausend Jahre auf dem Buckel?
»Wenn du wüßtest, Girly«, murmelte er und ließ sie raten, was er mit dieser Bemerkung denn wohl meinte.
***
Asmodis wußte es. Tertius und Quintus waren tot, vernichtet. Er hatte wiederum dem Zwang folgen und ihr Ende verfolgen müssen, um dann ihre
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