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0265 - Todesschwadron

0265 - Todesschwadron

Titel: 0265 - Todesschwadron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Tertius war ein Dämon.
    Der Schlag des Rockers verpuffte wirkungslos. Tertius hieb seinerseits zu. Der Bursche verdrehte die Augen, wurde kreideweiß und wankte taumelnd und stolpernd ein paar Meter zurück, bis er zusammenbrach. Er versuchte noch einmal, auf die Beine zu kommen, schaffte es aber nicht mehr.
    »Geschieht ihm ganz recht«, keifte eine ältere Dame. »Was diese frechen Kerls heutzutage alles anstellen… dem haben Sie es aber gegeben, lieber Herr.«
    Tertius maß sie mit einem verächtlichen Blick. Mochte sie über ihn denken, was sie wollte. Er kümmerte sich nicht darum. Und wenn die Dame gewußt hätte, wer und was er wirklich war, wären ihre Sympathien sofort umgeschlagen auf die Seite des Rockers.
    Tertius betrat die Telefonzelle. Er schlug das große Buch auf und begann zu blättern. R wie Reanah, Alexis…
    In einer Zeit, in der über die Hälfte aller Haushalte Telefon besaßen, wurde er fast sofort fündig. Tertius grinste. So einfach war es, bestimmte Personen aufzuspüren! Nun, bei Leuten wie diesem Professor Zamorra war das anders, weil die ständig unterwegs und fast nie zu fassen waren. Aber hier…
    Tertius brauchte kein Kleingeld, um zu telefonieren. Seine dämonische Kraft manipulierte den Apparat. Das Gerät schaltete sich ein, auch ohne daß eine Münze den Kontakt auslöste.
    Tertius wählte. Er wartete geduldig. Schließlich wurde abgehoben.
    »Reanah…«
    »Hier ist Asmodis. Leg nicht auf«, sagte er schnell. »Hör zu, wir müssen uns noch einmal sehen. Es gibt da noch etwas zu besprechen.«
    Das Mädchen am anderen Ende der Verbindung lachte spöttisch. »Ich wüßte nicht, was, alter Mann. Ich will nichts von dir wissen. Das dürftest du doch inzwischen gemerkt haben. Wenn nicht, tust du mir echt leid.«
    »Warte. Da ist noch etwas… du hast etwas verloren«, sagte Tertius schnell. »Ich möchte es dir zurückgeben, und dann können wir noch einmal über alles reden…«
    »Ich? Etwas verloren? Was sollte das denn wohl sein?«
    »Komm zu der chinesischen Pagode im Stadtpark«, sagte er. »Wir treffen uns in einer halben Stunde dort.«
    »Aber was…«
    Er hängte ein. Deutlich hatte er die Neugierde des Mädchens gespürt. Sicher, sie war sich ihrer Sache sicher, aber er hatte etwas in ihr geweckt. Er wußte, daß sie kommen würde. Allein um festzustellen, ob es nur ein blöder Anmach-Trick war oder ob sie wirklich etwas verloren hatte, von dem sie nicht wußte, was es sein könnte.
    »Dein Leben«, zischte Tertius zufrieden. »Dein Leben hast du verloren… ich muß es dir nur noch beibringen…«
    Er verließ die Telefonzelle. Draußen lag noch immer der Rocker. Er atmete flach. Tertius fühlte, daß noch genug Leben in ihm war, daß er den Schlag überstehen würde. Dicht vor ihm blieb er stehen. »Sieh mich an«, krächzte er.
    Und nur für ihn zeigte er sich in seiner richtigen Gestalt, als Ungeheuer mit dem gewaltigen Insektenschädel. Der Rocker wurde noch bleicher, krümmte sich zusammen und stöhnte auf. Tertius verwandelte sich wieder zurück in die Tarnexistenz des Asmodis und ging seiner Wege.
    Zur chinesischen Pagode, um dort sein nächstes Opfer zu treffen. Ein Opfer, das diesmal nicht als Köder dienen sollte, sondern das ihm ganz allein gehörte. Ein Opfer, mit dem er machen konnte, was er wollte. Und er wollte sehr viel…
    ***
    Gryf pfiff leise, aber vergnügt vor sich hin. Er schlenderte zwischen gemütlichen Häuschen mit Vorgärten dahin, suchte konzentriert nach Anzeichen, die auf die Nähe eines Dämons hinwiesen, und registrierte nebenher eine Gruppe gutaussehender Mädchen, die sich vor einer Garage unterhielten. Gryf bedauerte es, daß er sich um den Dämon kümmern mußte; eines der Mädchen gefiel ihm ausnehmend gut, und obgleich er von Technik nicht viel Ahnung hatte, traute er sich zu, in der Diskussion über den rostigen VW mitzumischen, der in der offenen Garage stand. Und er traute sich noch mehr zu, das Gespräch innerhalb kurzer Zeit auf wichtigere und schönere Dinge abzulenken.
    Aber es sollte wohl nicht sein. Er konnte sich nicht um zwei Dinge zugleich kümmern. Und im Moment waren die Dämonen wichtiger.
    Zumindest der, hinter dem Gryf her war.
    Der Bursche, der Autos verkleinerte…
    Gryf schmunzelte. Er sah wieder zu dem VW und den vier Mädchen hinüber, von denen er eines so gern abgeschleppt hätte. In einem Vorgarten spielte ein Kind, und Gryf ging etwas langsamer, um den Anblick des Vierer-Kleeblatts länger zu genießen.
    Das

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