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0266 - Der Flammengürtel

0266 - Der Flammengürtel

Titel: 0266 - Der Flammengürtel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Leichengestank, der üblen Brechreiz in ihr aufkommen ließ, war übergangslos verschwunden. Statt dessen atmete Poppäa die würzige Luft eines lauen Frühlingstages ein. War da nicht noch eine Mischung von Veilchenduft, den sie so sehr mochte?
    Hexenkunst! Die Striga hatte an einem spielerischen Experiment ihre Macht gezeigt.
    »Nimm Platz und komm zur Sache!« zischte die Stimme der Locusta in das Ohr der Kaiserin.
    ***
    »Wir müssen geschickt taktieren, Aurelian!« erklärte Zamorra dem Freund die Situation, während sie sich in die prunkvollen Gewänder hüllten, die Nero ihnen zum Fest zur Verfügung stellen ließ. Während Aurelian das weiße Gewand eines britischen Druiden gewählt hatte, trug Professor Zamorra die reichverzierte Kleidung eines chaldäischen Zauberers.
    »Vor allen Dingen müssen wir auf unsere Freundin Regina acht geben!« bemerkte Aurelian. »Nero kümmert sich mit besonderer Sorgfalt um sie. Das bleibt bestimmt nicht unbeobachtet. Mich sollte es wundern, wenn meine Vermutung nicht zutrifft, daß sie die Kaiserin selbst ertränken wollte. Wenn sich Poppäa mit dem Dämon verbindet, dann kann Scaurus uns mit dem Leben des Mädchens erpressen!«
    »Hoffen wir, daß dieser Umstand nicht eintritt!« nickte Zamorra bedächtig. »Dennoch … Regina Stubbe ist immer so arglos … sie meint, weil sie die ganze Menschheit gerne hat, müßte die ganze Menschheit auch sie lieben. Sie ahnt nichts von den Bosheiten, die besonders in der Seele einer eifersüchtigen Frau schlummern!«
    »Scaurus hat meine Identität noch nicht erkannt!« sagte Aurelian langsam. »Das verschafft uns einen Vorteil. Vielleicht gelingt es uns, ihn so in die Zange zu nehmen. Das tun wir …«
    »… morgen!« beendete der Meister des Übersinnlichen den Satz. »Denn wir müssen uns beeilen. Gleich beginnt das Fest. Scaurus wird es nicht wagen, seine dämonische Identität dort preiszugeben…!«
    Weder der Meister des Übersinnlichen noch der Großmeister vom Orden der ›Väter der Reinen Gewalt‹ ahnte, daß gerade bei diesem Fest die Stunde des Dämons schlagen würde …
    ***
    Das Gesicht der Striga glich einer ägyptischen Mumie, die nach dem Schlaf der Jahrtausende aus ihren Binden gewickelt wird. Von der Farbe eines Totenschädels, schien es nur aus Haut und Knochen zu bestehen. Aschgraues, verfilztes Haar fiel in langen Bahnen bis über die Schultern. Wenn das häßliche Weib den Mund öffnete, fiel das Licht des Feuers auf einen einzigen Schneidezahn. Im Volk ging die Legende, daß die Hexe damit ihre Opfer biß, um den Lebenssaft aus ihnen herauszusaugen.
    Das Gesicht einer lebenden Toten. Eine Gestalt, die den Schatten der Unterwelt glich. Wenn die Häßlichkeit je Gestalt angenommen hatte, dann in der Figur jener Giftmischerin aus der Zeit der ersten Cäsaren.
    Das zerlumpte, graue Gewand der Hexe mochte ehedem blau gewesen sein. An verschiedenen Stellen waren noch Fragmente verschiedener Stickereien vorhanden, die ahnen ließen, daß es sich um Symbole handelte.
    Symbole der Hexenkunst! Zeichen der dunklen Mächte!
    »Ich erkenne, daß dir mein Aussehen nicht gefällt, meine Teuerste!« kicherte die Hexe. »Die Kunst, über die wir Schwestern der Dunkelheit verfügen, zehrt an unserer Lebenskraft. Doch dafür ist die Macht, die mir von unten gegeben wurde, unermeßlich. Macht! Wirkliche Macht aus den Tagen fernster Vergangenheit. Sieh her! «
    Die Striga breitete die Arme aus. Sofort fiel der Blick der Kaiserin auf den breiten Gürtel, der offensichtlich aus teuerstem Purpurstoff gemacht war.
    Ein gezischter Laut – dann begann der Gürtel rot aufzuglühen. Poppäa stieß einen heiseren Schrei aus. Dieses beginnende Pulsieren des merkwürdigen Gürtels, dieses an Feuer erinnernde Wabern – was war das für eine sonderbare Substanz?
    Das Ding lebte!
    »Sieh genau hin, Augusta Poppäa!« hörte die Kaiserin die Worte der Hexe und nahm beiläufig zur Kenntnis, daß Locusta wußte, wer ihr gegenüber saß. »Hier ist der Flammengürtel von Ehycalia-che-yina , der mir Macht und Stärke verleiht. Dir sagt dieser Name nichts. Doch war er dereinst die Quelle, aus der die Hexenprinzessin von Boroque ihre Macht schöpfte. Dies war das Unterpfand, das die Dämonen Hyalia, der Schwester der Moniema von Boroque, gaben. Mit der Kraft des Gürtels zerbrach sie die Herrschaft ihrer Schwester und setzte sich selbst auf den Thron, während Moniema als Sklavin in die hyborischen Reiche des Westens verschleppt wurde. Das

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