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0266 - Der Flammengürtel

0266 - Der Flammengürtel

Titel: 0266 - Der Flammengürtel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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und zu einer magischen Einheit band. Erst Aurelian erkannte das uralte Zauberrelikt als das Amulett, mit dem der Meister des Übersinnlichen den höllischen Gewalten Schach bot.
    Und seit den Tagen der Altvorderen bestand die Feindschaft zwischen der Trägerin des Flammengürtels von Ehycalia-che-yina und dem Stern von Myrryan-ey-Llyrana. War nun der Tag gekommen, daß sich die beiden magischen Gegenstände zum letzten Duell gegenüberstehen mußten?
    Locusta nahm sich vor, aktiv in das Geschehen einzugreifen. Sie mußte in den Kaiserpalast um Zamorra zum Kampf zu stellen. Der Flammengürtel oder das Amulett – die Erde hatte nicht mehr genug Platz für beide Instrumente der Macht.
    »Es können nicht zwei Hähne auf einer Miste sein!« flüsterten die Lippen der Hexe, nachdem der Geist in den Körper zurückgekehrt war. Sofort überschüttete die Kaiserin sie mit Fragen.
    »Ich verstehe dich, hohe Herrin!« wich Locusta aus. »Ich sah deine Rivalin … daher das Gleichnis mit den Hähnen. Keine Frau will, daß sich ihr Ehemann ein solches Püppchen zur Gespielin hält. Sie könnte sich sonst erinnern, welches Schicksal Octavia erleiden mußte…!«
    »Gib ihr das stärkste Gift, das du auftreiben kannst!« knirschte Poppäa, die seinerzeit Nero veranlaßte, seine erste Frau Octavia umbringen zu lassen. »Sie muß auf der Stelle tot sein!«
    »Das geht nicht!« meckerte die Gifthexe. »Gift in der Nähe des Cäsaren. Da kannst auch du mich nicht mehr schützen … aber sicherlich wird es dem göttlichen Kaiser nicht gefallen, sich mit einem Weibe zu vergnügen, dessen Geist sich umnachtet!«
    »Du willst…!« vollendete Poppäa den Satz nicht. Ihr Gesicht verzog sich zu einer teuflischen Fratze. » Das ist genial! « flüsterte sie.
    »Ich werde einen Trank bereiten, der das Mädchen in den Wahnsinn treibt!« verhallten die Worte der Hexe. »Trinkt sie nur einen einzigen Tropfen der Tinktur, die ich für sie bereiten werde, rennt sie willenlos umher, als hätte sie ein Dämon in der Gewalt!«
    »Das ist teuflisch!« flüsterte Poppäa. »Doch du verstehst, was ich will, Hexe. Auch du bist eine Frau. Und nur eine Frau ist maßlos in ihrer Rache, wenn es darum geht, eine Nebenbuhlerin zu beseitigen.«
    Da kam Bewegung in die Luft. Etwas flatterte durch die Höhle. Ein pechschwarzer Schatten ließ sich auf der Schulter der Striga nieder. Kaltglitzernde Augen und ein mächtiger, schwarzer Schnabel wie ein gezückter Dolch. Ein gigantischer Rabe ließ einen häßlichen Krächzlaut hören.
    » Salve, Orca! « begrüßte die Hexe das mächtige Tier. »Du hast verstanden, daß wir in dieser Nacht ein schweres Werk vollbringen müssen. Ja, viel wird getan werden, bevor der schwarze Hahn kräht. Zu mir, Orca! Bleibe in meiner Nähe. Ich brauche dich, wenn der Sud gedeihen soll. Der Trank, der den Irrsinn bringt … hihihi…!«
    »Bedenke, daß ich das Gift heute brauche … jetzt … in dieser Stunde. Nero feiert ein Fest. Und er kann sich als Kaiser alles erlauben. Wenn er sich aus einer Laune heraus von mir scheiden läßt und das blonde Mädchen heiratet…!«
    »Keine Sorge, carissima mea!« unterbrach die Hexe. »Du bekommst den giftigen Saft. Die Vorbereitungen sind nur kurz und die Kräuter, deren ich bedarf, gedeihen in der Nähe meiner Behausung. Saturn, der mystische Planet schafft Aufruhr im Hause des Schreckensbringers Uranus. Keine Zeit konnte für unser Vorhaben besser gewählt sein. Die Mächte der Unterwelt selbst unterstützen unser Vorhaben.«
    Poppäa atmete tief durch.
    »Auf, Stratonice und Cleophelia!« gellte die Stimme der Hexe durch die Höhle. »Tragt eure Herrin zu der Stelle, wo der Silbermond die Wiesen mit dem Eisenkraut in seinem Licht badet!«
    Mit katzenhaften Bewegungen erhoben sich die Schülerinnen der Hexe. Mit Kräften, die niemand ihren asketischen, ausgemergelten Leibern zugetraut hätte, hoben sie die Hexe in einen Tragesessel.
    »Vorwärts, im Namen des Orcus!« sagte die Striga. »Mögen uns Persephone und Pluto, das Herrscherpaar der Unterwelt, beistehen.«
    Stumm schritten die Frauen über die Wiesen hinter dem aventinischen Hügel dahin. Nur die leise Stimme der Locusta, die unverständliche Zaubersprüche murmelte, war zu hören. Hin und wieder wies sie mit ihrem knochendünnen Arm auf ein Kraut oder eine seltsame Blume und gab Kaiserin Poppäa damit den Auftrag, diese Pflanze einzusammeln. Poppäa rieselte es eiskalt über den Rücken, als die Striga auf eine

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