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0266 - Der Flammengürtel

0266 - Der Flammengürtel

Titel: 0266 - Der Flammengürtel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Schaff mir den Trank…!«
    »Schweig!« gebot Locusta. »Ich muß das Opfer vorher sehen. Für einen Moment werde ich nun in Totenstarre verfallen. Niemand berühre in diesem Moment meinen Körper. Denn mein Geist befindet sich auf einer Wanderung, ist jedoch stets mit dem Körper verbunden. Es wird nicht lange dauern. Und es beginnt … jetzt !«
    Übergangslos verfiel der Körper der Hexe in Totenstarre. Unsichtbar von den Augen der Sterblichen floß ihr Geist aus dem Körper. Schnell wie ein Gedanke schwebte er aus der Höhle über die Trümmerfelder der verbrannten Stadt hinauf zum Palatin, wo man in äußerster Eile den durch das Feuer halbverbrannten Speisesaal aus der Zeit des Kaiser Tiberius wieder hergerichtet hatte.
    Ungesehen von den Blicken der Menschen drang der Astralleib der Hexe ein …
    ***
    Hunderte von Öllampen erhellten den weiten Saal. Alles, was in Rom Rang und Namen hatte; war vertreten. Sklaven und Freigelassene des Kaisers wiesen den Festgästen ihre Plätze an. Zwanglos plaudernd ließ man sich auf den von kostbaren Stoffen überzogenen Polstern nieder. Erfreut stellte man fest, daß der Kaiser an nichts gespart hatte. Aus einem goldenen Netz unter der Decke regnete es Blumenblätter auf die Festgäste nieder. Auf die brennenden Kandelaber wurde wohlduftender Kampfer gestreut. Verbrannte Myrrhe und Aloe verbreiteten einen betörenden Duft.
    Efeuranken umkränzten hochragende, korinthische Säulen. Von irgendwo erklang leise Musik ägyptischer Saiteninstrumente.
    »Eine Komposition des Kaisers!« erklärte Petronius, während er Zamorra und Aurelian zu den vorbereiteten Plätzen führte. Erstaunt stellte der Meister des Übersinnlichen fest, daß Nero tatsächlich künstlerische Talente besaß. Die Melodie ging unter die Haut.
    Durch Petronius lernte Zamorra Menschen kennen, deren Namen er bisher nur aus den Geschichtsbüchern kannte.
    »Der Graukopf da hinten ist Annäus Seneca, Neros alter Lehrer!« erklärte Petronius. »Und daneben steht Aulus Plautius, der berühmte Feldherr, der die Briten unlängst unterworfen hat. Seine Gattin wurde unlängst verdächtigt, diesem neuen Glauben anzugehören … Christen nennen sich diese Leute … nach einem gewissen Christus, dem sie göttliche Verehrung zollen!«
    Professor Zamorra und Aurelian spitzten die Ohren. Was würde dieser gebildete Römer über die ersten Christen von Rom sagen.
    »Im Volk erzählt man sich, daß sie einen Esel verehren!« erklärte Petronius auf Aurelians Frage. »Aber das ist Unsinn. Ich kenne einen ihrer Anführer, einen gewissen Paulus aus Tarsos. Er hat mir viel über diesen Glauben erzählt. Doch die Zeit für eine Religion der Liebe ist noch nicht gekommen. Achrestoi  – Taugenichtse – nennt man sie in einer Wortspielerei der feinsinnigen Spötter und…!«
    Des Petronius Rede wurde durch feierliche Tubentöne unterbrochen, eine Abteilung der germanischen Leibwache zog auf. Dahinter erschien Kaiser Nero selbst – an seiner Seite ein lächelndes, blondhaariges Mädchen.
    Regina Stubbe …
    ***
    Ungesehen von den Festgästen und auch dem Wissen Zamorras und Aurelians verborgen schweifte der Astralleib der Locusta mitten im Raum. Unsichtbar – aber denkend.
    Sie erkannte sofort, über welches Opfer Poppäa den Schatten des Todes fallen lassen wollte.
    »Ein hübsches Mädchen!« war der Gedanke der Gifthexe. »Schade drum. Doch auch das wird ein Teil der Rache, die Locusta übt…!«
    Die Striga befahl ihrem Geist, zum Körper zurück zu kehren. Doch dies geschah nicht plötzlich. Denn der Astralleib ist immer mit dem Körper verbunden. Wie mit dem Faden der Ariadne geführt muß er auf dem gleichen Wege zurückkehren, und auf diesem Wege die magische Substanz seiner Existenz wieder sammeln.
    Der Geist der Hexe mußte also sich wieder durch die Reihen der Festgäste schlängeln. Doch beim Zurückweichen erkannte sie ihn.
    Zamorra! Er war wieder in Rom. Der Mann, dem der Ju-Ju-Stab gehörte. Doch das Glänzen auf seiner Brust … dieses silberfarbige Leuchten … eine handtellergroße Silberscheibe … ein magisches Relikt, von dem Locusta viel gehört hatte.
    Die Striga hätte aufgeschrien, wenn sie gekonnt hätte. Das Amulett des Professor Zamorra war ihr nur zu gut bekannt.
    Der Stern von Myrryan-ey-Llyrana.
    Nur Pater Aurelian kannte das Amulett unter diesem Namen. Doch auch Locusta war Trägerin des alten Wissens. Nie ist aufgezeichnet worden, wann Merlin die Kraft einer entarteten Sonne bändigte

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