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0266 - Der Flammengürtel

0266 - Der Flammengürtel

Titel: 0266 - Der Flammengürtel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Man spielt mit vier Würfeln, von denen nur zwei flach, die beiden anderen dagegen abgerundet sind. Auf ihnen sind die Zahlen Eins und Sechs sowie Drei und Vier bezeichnet. Aurelian hatte eben den besten Wurf, den man als die ›Venus‹ bezeichnet. Jeder Würfel zeigte eine andere Zahl. Der miserabelste Wurf wird der ›Hundswurf‹ genannt, bei dem alle Würfel eine ›Eins‹ zeigen!«
    »Wieder was dazu gelernt!« dachte Professor Zamorra. Er nahm sich vor, irgendwann auf Château Montagne mit Nicole dieses römische Würfelspiel zu spielen.
    Was immer er dann warf – die Venus war auf jeden Fall zugegen …
    ***
    In dem Topf brodelte es wie in einem der heißen Geysire von Island. Ein eklig-süßer Geruch erfüllte die ganze Höhle der Locusta, als die Gifthexe zu Werke ging.
    Ein Brausen und Zischen wie das Flüstern der verdammten Seelen, die im finstersten Winkel des Höllenreiches eine Ewigkeit für ihre Sünden büßen müssen, war zu hören.
    Die Striga murmelte aus ihrem zahnlosen Mund Sprüche, die schon alt waren, bevor Romulus auf dem Palatin die erste Siedlung anlegen ließ und damit Rom gründete. Nie hatte Poppäa angenommen, daß ein menschliches Wesen solche tierischen Urlaute ausstoßen könnte.
    Harte, gutturale Worte waren es. Die Sprache des Bösen, deren Sinn längst dem Wissen der Menschen entschwunden ist.
    Locusta hatte das unscheinbare Gewand geöffnet. Deutlich sah Poppäa den Flammengürtel wie einen Fluß glühender Lava um ihre Lenden fließen. Die Kaiserin ahnte, daß der Zauber durch den Einsatz des Gürtels ungeheuerlich verstärkt wurde.
    Wie der schwarze Schatten des Todes saß der mächtige Rabe auf dem Rücken der Hexe. Heiseres, häßliches Krächzen mischte sich in die Sprüche der Locusta, die mit dem Zweig einer Blutbuche in gleichmäßiger Bewegung den kochenden Sud umrührte.
    Kaiserin Poppäa zweifelte nicht daran, daß Orca, der Rabenvogel, kein gewöhnliches Tier war. Sie hatte gehört, daß sich jeder Hexe der Dämon, der ihr dient, in Tiergestalt nähert. Man erzählte sich viel von den Katzen, die man aus den Tempeln der Bastet in Ägypten einführte und die derzeit in Rom große Mode waren. Diese Katzen sollten über ganz besonders magische Wirkungen verfügen. Andere Weiber, denen man düsteren Zauber nachsagte, wurden verdächtigt, ihre Zauberkräfte von einem Schwein, von einem Geißbock oder von einem schwarzen Hahn zu beziehen.
    Die Hexe vom Aventin besaß einen Raben – das Tier, das dem zauberkundigten Gott der Germanen, dem dunklen Wotan, heilig war. Die Kaiserin erkannte, daß der Rabe regen Anteil am unheiligen Werk seiner Herrin nahm. Alles deutete darauf hin, daß der Rabe dem Zauber erst die nötige Weihe verlieh.
    Hohl und schaurig klang der Gesang der Locusta durch den Raum. Die ganze Höhle stank nach Dämonen.
    Mit einer gekrächzten Beschwörung schüttete Locusta noch eine sonderbare Substanz in den brodelnden Sud. Wie aus dem Maul eines Drachen schoß eine Stichflamme aus dem Topf. Entsetzt wich Kaiserin Poppäa in den hintersten Winkel der Höhle zurück.
    »Ha, seht die Furchtsame!« kicherte die Striga. »Sie macht Geschäfte mit der Hölle und fürchtet sich vor der Flamme. Hihihi … Keine Angst, carissima mea. Komm wieder herbei. Denn der Trank, der den Wahnsinn bringt…!«
    Der Rabe ließ ein triumphierendes Krächzen hören.
    » … der Trank, der den Wahnsinn bringt, ist fertig! «
    ***
    »Auf ein Wort, edler Petronius!« fühlte sich der Römer angesprochen. Sein Blick sah auf. Dann verwandelte sich der Ärger auf seinem Gesicht in Freude.
    »Salve, Claudia Acte!« sagte er dann. »Es ist schön, daß dich der Kaiser zu diesem Fest eingeladen hat. Du liebst ihn doch noch immer, oder?« Acte nickte. Es war lange her, seit sich der Kaiser für die schöne Freigelassene interessierte. Er hatte sich in aller Freundschaft nach einiger Zeit von ihr getrennt und selbst die eifersüchtige Poppäa duldete die zierliche, stets freundliche Griechin in der Nähe des Kaisers.
    »Ich muß mit dir reden, Petronius!« flüsterte Acte dann aufgeregt. »Es ist sehr wichtig…!«
    »Es gibt nichts Wichtigeres als ein nettes Würfelspiel!« wies sie Petronius ab. »Wende dich an meinen Freund, den Magier Zamorra aus Chaldäa, den weder der Wein noch die hübschen Sklavinnen zu erfreuen scheinen. Erkläre diesem weitgereisten und vielerfahrenen Mann, was dich bedrückt!« Der Parapsychologe hatte mitgehört. Er kannte den Namen der Acte, von der

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