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0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer

0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer

Titel: 0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Hunderttausend-Dollar-Koffer
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hatte als den Tod, weigerte er sich erst recht.
    Obwohl Ralph Rush nie die Wahrheit gestand, glaube ich, dass er versuchte, Jack Tracy den Geldkoffer zu stehlen. Es gelang ihm nicht, und er konnte von Glück sagen, dass Tracy aus bestimmten Gründen darauf verzichtete, ihn auf der Stelle zu töten, sondern sich damit begnügte, den »Lord« zusammenzuschlagen.
    Als Rush wieder so weit zu sich gekommen war, dass er fähig war nachzudenken, gelangte er zu der Überzeugung, dass die großartige Beute ihn nicht einmal in die Lage versetzte, sich die neuen Zähne machen zu lassen, die er nach der Auseinandersetzung mit Tracy bitter nötig hatte. Er sah ein, dass das FBI, das inzwischen die Verfolgung der Bankräuber übernommen hatte, ihn früher oder später fassen würde. Es schien ihm richtiger, sich selber zu stellen und dem Gericht als Komzeuge gegen Jack Tracy zu dienen. Rush war vorsichtig genug gewesen, weder während des Überfalls noch später von seiner Pistole Gebrauch zu machen, und er rechnete sich aus, dass er billig davonkommen würde, wenn er als Zeuge gegen einen Mörder auftrat. Außerdem war es die einzige Möglichkeit, sich an Jack Tracy zu rächen. Also erschien er eines Tages im Hauptquartier des FBI, wurde in unser Büro gebracht und verriet uns Jack-Tracys augenblicklichen Aufenthalt.
    Tracy hatte Lunte gerochen. Wir fanden ihn nicht mehr in seinem Versteck, aber »Lord« Rush, der inzwischen ein Dauerquartier im Kittchen bezogen hatte, kannte die Gewohnheiten seines ehemaligen Bosses genau. Der »Lord« nannte uns alle Plätze, an denen Tracy sich aufzuhalten pflegte. Dazu gehörte auch jene Kneipe in der 38. Straße, die sich Lalys Saloon nannte.
    Es war der richtige Tipp. Wir stießen auf Jack Tracy. Er wurde erschossen. Alles, was noch zu tun blieb, gehörte zur polizeilichen Routine. Wir notierten die Namen und die Adressen aller Anwesenden. Jetzt galt es, den 100.000 Dollar-Koffer wieder herbeizuschaffen.
    ***
    In den Gängen des Untersuchungsgefängnisses brannte bereits das trübe Licht der Nachtbeleuchtung. Ein Wärter führte uns an der endlosen Flucht der Zellentüren vorbei. Vor Nr. 437 blieb er stehen, schloss auf und rief hinein: »Noch Besuch für dich, ›Lord‹.«
    Zu uns sagte er: »Klopfen Sie, wenn Sie wieder herausgelassen werden wollen.«
    »Lord« Ralph Rush richtete sich von seiner Pritsche auf, strich sich die blonden langen Haare glatt und lächelte uns freundlich an.
    »Nett, dass Sie mich besuchen, Gentlemen.« Rush war ein ungefähr dreißig jähriger Mann von sehr heller Gesichtsfarbe. Irgendwann hatte er ein paar Jahre lang eine gute Schule besucht, und er war gebildeter, als Gangster es im Allgemeinen sind. Auf den ersten Blick schien er ein hübscher Bursche zu sein, und die Girls der Vorstädte waren ziemlich wild hinter ihm her. Aber wenn man genau hinsah, dann erkannte man den brutalen Zug um seine Lippen und den lauernden Ausdruck in den Augen.
    Rush sprach ein gewähltes Englisch, wenn er auch im Augenblick ziemlich lispelte. Er hatte bisher im Untersuchungsgefängnis keine Gelegenheit gefunden, sich neue Vorderzähne einsetzen zu lassen.
    Ich ließ mich auf dem Schemel nieder, während Phil sich auf die Tischkante schwang. Er hielt Rush das Zigarettenpäckchen hin.
    »Ich bin so frei«, sagte der »Lord« und bediente sich.
    Ich wartete, bis er den ersten Zug genommen hatte.
    »Wir haben Tracy«, sagte ich.
    Rush blickte mich aufmerksam an und pfiff leise durch die Zähne.
    »Für mich ist das keine schlechte Nachricht, G-man. Wenn sie Tracy gefasst haben, dann kann endlich der Prozess stattfinden. Ich werde ein paar Jahre Zuchthaus bekommen, aber Jack wird auf dem Stuhl gebraten.«
    »Für Tracy brauchen wir keinen elektrischen Stuhl mehr. Er ist tot! Kopfschuss!«
    Der »Lord« verstand es, sich zu beherrschen, obwohl er eine Sekunde lang wütend die Lippen zusammenpresste.
    »Konnten Sie ihn nicht lebendig bekommen?«
    »Er wurde von einem Mann getötet, der sich in die Schießerei einmischte. Haben Sie den Namen James Holway schon einmal gehört.«
    Rush überlegte. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Oder Paola Baker?«
    Wieder überlegte der Gangster.
    »Ein schwarzhaariges Girl?«, fragte er zögernd.
    »Ja, nicht sehr groß, leidlich hübsch.«
    »Hm, ich erinnere mich an sie, obwohl ich sie ein paar Jahre nicht gesehen habe. Damals war sie die Freundin von - ja, von Ed Razer, aber ich weiß nicht, mit wem sie sich zusammentat, als Razer für zwanzig

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