Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer

0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer

Titel: 0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Hunderttausend-Dollar-Koffer
Vom Netzwerk:
männliche Eitelkeit spielt dabei keine kleine Rolle.
    Die einzige Frau, mit der wir bei der Jagd auf die Bankräuber in Berührung geraten waren, war Paola Baker. Ich nahm den Hut vom Haken und beschloss, Miss Baker einen Besuch abzustatten.
    Das schwarzhaarige Girl, dessen Reizen selbst Kassierer der Chase National Bank nicht widerstehen konnten, wohnte in der 41. Straße, nicht weit von »Lalys Saloon« entfernt. Sie besaß eine Appartementwohnung in einem großen Häuserblock. Es war eine ziemlich gemischte Gegend, nicht verrufen, aber auch nicht renommiert. Ihr Appartement hatte die Nummer 351.
    Als ich vor der Tür stand und die Hand schon zur Klingel erhoben hatte hielt ich inne und spitzte die Ohren.
    Hinter der Tür spielte ein Radio oder ein Plattenspieler. Genauer gesagt, das Ding dröhnte, dass die Wände zitterten.
    Durch das Getobe glaubte ich schrille Laute zu hören. Ich klingelte, lang und nachdrücklich. Zunächst reagierte niemand. Die Musik dröhnte weiter. Dann wurde plötzlich die Tür aufgerissen. Ein vierschrötiger Bursche mit schräg stehenden Augen und im Genick sitzenden Hut stand vor mir und blaffte mich an.
    »Verrückt geworden, wie ein Wilder zu läuten!«
    Das Radio brüllte, dass ich ihn kaum verstehen konnte.
    Ich zeigte auf mein eigenes Ohr und schrie: »Eure Musik ist mir zu laut!«
    »Was geht dich das an?«, fragte er.
    Er machte ernsthafte Miene, die Tür zu schließen. Ich setzte den Fuß dazwischen. Sofort riss er die Tür wieder auf. Seine grünen Augen funkelten. Er hob das rechte Bein und wollte den Absatz auf meinen Vorgesetzten Fuß stampfen. Ich zog ihn rechtzeitig zurück.
    Ich lächelte, während der unfreundliche Bursche vor Zorn anschwoll wie eine Kröte.
    »Kann ich Paola Baker sprechen?«, fragte ich sanft.
    »Nein… Sie ist nicht da und wenn du jetzt noch einmal versuchst, mich am Schließen der Tür zu hindern, dann siehst du zwei Minuten später aus, dass dich deine eigene Mutter nicht mehr erkennt.«
    Jetzt schloss er die Tür langsam. Ich ließ ihn gewähren. Erst eine Sekunde, bevor er sie ins Schloss gedrückt hätte, trat ich hart und schnell mit der ganzen Fläche des rechten Fußes zu.
    Die Tür wurde dem Knaben aus der Hand gerissen, knallte ihm gegen den Schädel, sodass er zurückprallte. Einen Augenblick später stieß ich sie vollends auf und stand schon in der kleinen Diele.
    Der Vierschrötige presste beide Hände gegen die Stirn.
    »Du verdammter…«, zischte er. Ließ die Hände sinken und ging mit gesenktem Kopf wie ein Stier gegen mich an.
    Es gibt Leute, die so von ihren Kräften überzeugt sind, dass sie einfach nicht auf den Gedanken kommen, andere Leute könnten auch etwas mehr als Luft in den Armen haben. Mein neuer Freund schien zu diesem selbstbewussten Typ zu gehören, denn er marschierte so leichtsinnig auf mich los, dass ich nichts weiter zu tun brauchte als im richtigen Augenblick einen mittelprächtigen Haken auf seinem Kinn zu landen. Der Brocken, von unten nach oben geschlagen, zog den Jungen gewissermaßen in die Länge. Mit einem linken Schwinger brachte ich ihn in Fahrt. Er schoss rückwärts durch die kleine Diele, prallte gegen die nur angelehnte Tür zum Wohnraum, die Tür schlug auf, und der Mann verschwand in dem Zimmer.
    Ich ging ihm nach, und als ich das Appartementzimmer erreichte, das als Wohn- und Schlafraum zugleich diente, lag er vor einem Sessel und hatte sich in sein Innenleben versenkt.
    Aber er war nicht der einzige Mensch im Raum. Ziemlich in der Mitte stand ein Stuhl, auf dem Paola Baker saß. Die schwarzen Haare hingen ihr ins Gesicht, und auch ihr Gesicht sah übel aus. Es glänzte rot, ihre Augen waren vom Weinen verquollen, und Tränen hatten die Wimperntusche in langen schwärzlichen Bahnen über ihre Wangen geschwemmt.
    Neben ihr stand ein großer Kerl mit einem Wolfsgesicht. Seine Pranke lag auf der Schulter des Girls und drückte es auf den Sitz nieder.
    In ein paar Sekunden des Stillschweigens wechselte der automatische Plattenspieler die Platte. Dann setzte der Tonarm wieder auf, und nun schmetterte ein südamerikanischer Tenor ’nen Song über südliche Nächte, Sterne und Liebe. Ich ging quer durch den Raum zum Plattenspieler und drehte dem Sänger den Hals ab.
    Der Kerl mit dem Wolfsgesicht nahm seine Hand von Paola Bakers Schulter.
    »Raus«, fauchte er.
    Ich ging langsam auf ihn zu. Er schob die rechte Schulter vor und nahm die Arme hoch.
    »Vorsicht, Hank!«, schrie Paola Baker. »Das ist

Weitere Kostenlose Bücher