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0267 - Dämon der sieben Meere

0267 - Dämon der sieben Meere

Titel: 0267 - Dämon der sieben Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht war! Das war alles andere als ein normaler Mensch, sonst hätte ich ihn auch gar nicht beschwören können. William, unter anderen Umständen wäre ich der letzte, der sofort zu Radikalmitteln greift. Aber die Zeiten haben sich geändert, verdammt. Ich kann nicht mehr so mit dem Amulett agieren wie früher, und ein Schiff auf See ist teuflisch verwundbar, das solltest du als Kapitän am besten wissen. Laß das Feuer eröffnen, sobald der Schwarze in Sicht kommt.«
    »Erst nach dem dritten Warnschuß«, brummte Siccine. »Anders geht es nicht. Ich gebe jetzt die Anweisungen bezüglich der Farbe.«
    »Die Männer sollen sich beeilen«, sagte Zamorra.
    Siccine stürmte aus der Kajüte. Nicole sah Zamorra an. »Was ist, wenn die Kanonen ohne Wirkung sind?«
    »Dann«, murmelte Zamorra, »schadet es auch nicht. Denn ich werde an Bord des schwarzen Seglers gehen. Komm, wir schauen mal nach, was an Ausrüstung in unseren Koffern ist.«
    »In deinem Koffer«, erwiderte Nicole. »In meinem befindet sich nur Kleidung, das solltest du wissen.«
    Zamorra nickte. »Eben das«, sagte er, »habe ich mir fast schon gedacht.«
    ***
    Yole Ngattas Sturz hörte jäh auf. Eine unsichtbare Kraft packte ihn und zerrte ihn wieder nach oben.
    Unter ihm war immer noch endlose Tiefe. Ein Schacht, der ins Nichts führte. Er begriff nicht, wie das möglich war. Die Kabine, in die ihn jemand gestoßen hatte, besaß keinen Boden, dafür aber diesen Schacht. Führte er ins Reich der Dämonen? Und wie tief war er wirklich? Wie tief fällt ein Mensch, wenn er fast eine Minute lang stürzt? Zehn Meter pro Sekunde… Sechshundert Meter, wahrscheinlich mehr durch die zunehmende Beschleunigung… Es war für Ngatta unvorstellbar.
    Und jetzt sauste er ebenso schnell wieder in die Höhe! Weit über ihm ein kleiner, schwacher Punkt, der langsam nur größer wurde… die Kabine! Und jetzt erkannte er auch jemanden, der dort stand.
    Eine große, massige Gestalt, schwarz wie alles andere auf dem Schiff, von den Gespenstern einmal abgesehen.
    Yole Ngatta jagte in die Höhe. Und abrupt wurde sein Aufstieg gestoppt, als er sich wieder in der Kabine befand.
    Übergangslos entstand fester Boden unter ihm. Im gleichen Moment glitten durchsichtige Seeleute rechts und links aus den Wänden, sprangen ihn an und packten ihn, ehe er ausweichen konnte. Er kreiselte herum, konnte sie aber weder verletzen noch sich aus ihrem Griff befreien. Wohl ging seine Beuteaxt wirkungslos durch ihn hindurch, andererseits aber war ihr Griff unglaublich fest. Einer riß ihm die Axt aus der Hand.
    Vor ihm stand die schwarze Kuttengestalt, deren Gesicht nicht zu erkennen war.
    »Du also«, raunte es dumpf unter der Kutte hervor. »Du bist das Menschlein, das Afrikas Magie anwendet… aber nicht mehr lange.«
    »Wer bist du?« keuchte Ngatta.
    Er zitterte immer noch vor Kälte, nicht vor Angst. Ein Hustenanfall schüttelte ihn.
    Der Kuttenträger reckte sich noch höher auf.
    »Ich dulde keinen fremden Zauber in meinem Schiff«, sagte er. »Du wirst noch in der kommenden Nacht sterben.«
    »Das tägliche Opfer, ja?« keuchte Ngatta.
    »Eine Sonderration für den Gefräßigen«, sagte der Dunkle düster. Er wandte sich um und schritt über den Gang davon ins Freie. Die beiden Gespenster zerrten Ngatta mit sich. Er versuchte noch einmal, die Kraft zu mobilisieren, die er sich selbst angezaubert hatte. Aber es gelang ihm nicht. Er war noch nicht kraftlos, also noch nicht am Ende der Zeitspanne, die er sich selbst gegeben hatte, aber es mußte irgendwie mit der Nähe des Kuttenträgers zu tun haben. In seiner Nähe funktionierte Ngattas Zauber nicht.
    »Was hast du mit mir vor? Wer bist du?« schrie er. Doch er erhielt keine Antwort. Es ging nach draußen, wieder in den schneidenden Wind, der die Kutte des Dunklen blähte. Ngatta fröstelte stärker und hustete wieder. Er versuchte noch einige Male, sich loszureißen, aber es gelang ihm nicht.
    War das Deck vorhin noch leer gewesen, so wimmelte es jetzt von Gespenstergestalten. Zwischen ihnen hindurch wurde Ngatta zum Achterkastell gezerrt.
    Er schrie auf, als er den Mann sah, der über einer Öffnung im Boden hing und im Wind leicht hin und her schaukelte. Er sah seltsam gummiartig und schlaff aus. Der Wind faltete ihn förmlich.
    Es war der Ausgehungerte, den die Gespenster vorhin aus der Gefangenenkabine geholt hatten. Etwas Entsetzliches mußte mit ihm geschehen sein und geschah vielleicht immer noch. Denn ohne Grund hing er bestimmt

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