0267 - Dämon der sieben Meere
nicht hier. Seile waren um seine Achseln gezogen. Daran pendelte er.
»Schau«, sagte der Dunkle.
Plötzlich zuckte etwas aus dem Loch unter dem Toten hervor und berührte ihn, glitt wieder zurück in die dunkle Tiefe.
Ein Tentakelarm? Ein Kraken-Ungeheuer? Es war so rasch gegangen, daß Ngatta nichts Genaues hatte erkennen können.
»Holt ihn herunter«, befahl der Dunkle.
Ein paar durchsichtige Seeleute lösten die Seile, die am Achterkastell befestigt waren, und der Tote sank tiefer. Mit einem langen Enterhaken zog ihn ein anderer zum Rand des Loches und löste die Taue. Der Tote schlug mit einem seltsamen weichen Ton auf die Planken und rollte sich dort förmlich zusammen.
Jetzt wußte Ngatta, was mit ihm geschehen war.
Irgend etwas Unfaßbares hatte, ohne ihn äußerlich zu verletzen, das Skelett aus seinem Körper entfernt.
Der Kuttenträger wies auf Ngatta.
»Hängt ihn über das Loch«, befahl er.
Da begann Ngatta verzweifelt zu schreien.
***
Zamorra öffnete den Koffer und nahm den Ju-Ju-Stab heraus. Nachdenklich wog er ihn in der Hand. »Vielleicht ist es doch ein Dämon«, sagte er. »Und dann wird er der Macht des Ju-Ju-Stabes nicht widerstehen können.«
»Und wenn’s kein Dämon ist?«
»Dann haben wir Pech«, sagte Zamorra. Einer Eingebung nachgebend, hatte er den Ju-Ju-Stab ausgewählt, als er den Koffer packte. Das Schwert Gwaiyur lag im Château Montagne. Hauptsächlich deswegen, weil es ein wenig sperrig war.
Zamorra legte den Stab neben den Koffer aufs Bett. Griff wieder in das Zusatzfach. Darin lag eine etwas eigenartige Waffe. Auf den ersten Blick sah sie aus wie eine normale Pistole. Aber normale Pistolen hatten nicht die großen Flächen der Solarzellen, mit denen im hellen Sonnenlicht Energie getankt werden konnte. Die Waffe, von denen Zamorra und Nicole je eine besaßen, waren Spezialkonstruktionen aus der Hexenküche des Möbius-Konzerns. Sie verschossen keine Kugeln…
»Verflixt«, sagte Nicole. »Ich ahnte doch, daß ich irgend etwas vergessen hatte, und daß das nicht der Bikini war.«
»Dann nimm du das Ding«, sagte Zamorra und drückte ihr die Kombiwaffe in die Hand. »Wer weiß, worfür’s gut ist.«
»Das meine ich auch«, sagte eine Stimme hinter ihnen.
Zamorra fuhr herum.
Miller stand in der offenen Kabinentür.
Langsam kam er näher. »Was wollen Sie eigentlich an Bord, Sie Scharlatan?« zischte er. »Glauben Sie, den Kapitän oder mich mit Ihrem Blödsinn beeindrucken zu können?« Der Waffe in Nicoles Hand schenkte er keinen Blick. Offenbar nahm er Frauen, auch wenn sie bewaffnet waren, nicht ganz ernst. »Ein Professor wollen Sie sein, nicht wahr? Parapsychologe, Okkultist, Spinner! Verschwinden Sie von Bord.«
»Ich weiß nicht, warum Sie sich so aufregen«, sagte Zamorra. »Wir sind beide an der Klärung dieser Angelegenheit interessiert. Wir sollten Zusammenarbeiten, jeder mit seinen Mitteln. Zusammen dürften wir unschlagbar sein.«
Miller lachte höhnisch. »Das fehlte mir gerade noch! Im Gegenteil! Sie werden sich in Zukunft hübsch bescheiden zurückhalten. Am besten bleiben Sie hier in Ihrer Kabine. Dann können Sie dem Commander keine weiteren Flöhe mehr ins Ohr setzen. Fliegender Holländer, Spukschiff… daß ich nicht lache!«
»Lachen Sie ruhig, das entspannt«, warf Nicole ein.
»Halten Sie sich da raus, Ma’am«, zischte Miller. »Damit wir uns richtig verstehen, Zamorra: Ich dulde keine Einmischung mehr. Und damit Sie sich das merken…«
Der Schlag kam ansatzlos. Plötzlich war die Faust des Agenten da. Zamorra sah sie kaum kommen und konnte nicht mehr abblocken. Er fing den Schlag voll auf und flog zurück auf das Bett.
Das reichte.
Noch während der Schmerz ihn durchraste und ihn benebeln wollte, reagierten seine Reflexe. Während er zurück auf den Koffer krachte, kamen seine Füße hoch, wurden gestreckt und trafen den CIC-Mann, schleuderten ihn zurück. Zamorra rollte sich zur Seite herum, kam wieder hoch. Miller stürmte heran. Zamorra blockte den Schlag diesmal ab und schlug zurück. Seine Faust traf genau den Punkt. Miller hob es ein paar Zentimeter an, dann kippte er wie ein Brett nach hinten.
Und blieb bewußtlos liegen.
Zamorra rieb sich die Knöchel der rechten Hand. »Der hat ja ein Stahlkinn«, sagte er verwundert. »Wenn ich nur wüßte, warum er so aggressiv ist und in mir den bösen Feind sieht.«
»Für alles gibt es eine Erklärung«, sagte Nicole, die nicht mehr zum Eingreifen gekommen war. »Wir sollten
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