0267 - Dämon der sieben Meere
ihn fragen, wenn er wieder aufwacht.«
»Aber dann will ich ihn nicht mehr in unserer Kabine sehen«, sagte Zamorra. Er bückte sich, packte den Bewußtlosen und zerrte ihn nach draußen auf den Gang. Dort ließ er ihn liegen.
Ein leichter Schwindelanfall zwang ihn, sich an die Wand zu lehnen. Die Beschwörung vorhin hatte ihn geschwächt, und der Kopftreffer machte ihm jetzt zusätzlich zu schaffen. Als Vorzeichen für die Auseinandersetzung mit dem schwarzen Segler war das ein sehr ungünstiges Vorzeichen!
»Was ist mit dir?« fragte Nicole besorgt und strich ihm durchs Haar.
Er schüttelte den Kopf. »Nichts«, sagte er. »Ich frage mich nur, ob wir nicht bereits angegriffen werden.« Er deutete auf Miller. »Vielleicht wurde er mit Schwarzer Magie ferngesteuert…«
Nicole zuckte zusammen.
»Das sieht aber nicht gut aus«, sagte sie. »Somit könnte jeder an Bord ebenfalls beeinflußt werden.«
Zamorra nickte. »Halte mir den Rücken frei, Nici«, bat er. »Egal mit welchen Mitteln…«
***
Der Kuttenträger sah zu, wie seine Diener den Afrikaner über dem Loch aufhängten, in dem der Gefräßige lauerte. Ngatta wehrte sich, aber seine Kräfte ließen nach, und seine Magie wurde von dem Dunklen blockiert.
»Ich verfluchte dich«, schrie Ngatta und zappelte in den Seilen.
»Das haben schon andere getan«, sagte der Dunkle. »Du kannst unbesorgt sein. Der Gefräßige läßt dir noch etwas Zeit. Er dürfte ziemlich gesättigt sein. Vielleicht wartet er noch eine oder zehn Stunden, bis er wieder Hunger verspürt. So lange läuft deine Frist.«
»Du Teufel«, schrie Ngatta.
»Wie Recht du hast«, sagte der Dunkle und wandte sich ab. Er schritt zur Kommandobrücke davon und erstieg sie seltsam schweigend. Von dort aus gab er seine Befehle.
Der schwarze Segler ging auf neuen Kurs, wendete. Ngatta traten fast die Augen aus den Höhlen, wußte er doch, daß er das Steuerrad zerschlagen hatte! Und es geschah noch etwas.
Der schwarze Segler lief jetzt mit dem Wind.
Aber die Segel hingen schlaff herunter.
Und dennoch jagte der Segler jetzt wie ein Pfeil durch die Wellen, über die Wellen fast. An Deck herrschte jetzt reges Treiben der Durchsichtigen. Die gummiartige, knochenlose Leiche wurde einfach über Bord geworfen, den Haien zum Fraß. Ngatta erschauerte. Schon bald würde es ihm ebenso ergehen. Die Angst fraß bereits in ihm. Die Todesangst. Aus den Seilen, in die man ihn gehängt hatte, kam er aus eigener Kraft nicht frei, gleichgültig, wie und was er anstellte.
Er starrte in das Loch unter sich. Es war schwarz und undurchdringlich. Etwas Furchtbares lauerte darin, das Ngatta nicht erkennen konnte. Vielleicht würde er niemals erfahren, was das für eine Kreatur war. Vielleicht -ein Dämon.
Auf jeden Fall aber der personifizierte und unaufhaltsame Tod.
***
Die Sonne war ein roter Feuerball, der im Westen die See berührte und zu einem gleißenden Feuermeer machte. Vom Osten her kam die dunkle Mauer der Nacht über den Kontinent gekrochen und streckte Sturmwolken wie finstere Finger aus.
Commander Siccine sah durch die Glasfenster der Kommandobrücke. »Sturm kommt auf«, sagte er. »Das gefällt mir gar nicht. Ich wollte, der schwarze Segler käme nicht. Der Sturm bringt uns die Nacht nur schneller.«
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Was machen die Arbeiten mit der Farbe?«
Perkins, laut Dienstplan um diese Zeit wieder Kapitän der ANTARES, drehte den Kopf. »Nicht einmal die Hälfte, schätze ich. Bei der Kälte können die Leute ja kaum die Pinsel halten. Die Temperatur liegt dicht über dem Gefrierpunkt, und dann dieser schneidende Wind, da ist es für die Männer wirklich kein Vergnügen.«
Nicole sah in das Flammenmeer des Sonnenunterganges. »Täusche ich mich, oder ist da ein schwarzer Fleck?«
Siccine hob die Brauen. »Er kommt, der fliegende Holländer«, murmelte er. »Na, dann geht der Tanz jetzt los.«
»Und die ANTARES ist noch nicht magisch geschützt«, flüsterte Nicole erschrocken.
Perkins drückte auf eine breite Schaltleiste. Draußen über das Deck heulten Sirenen.
Perkins zog ein Mikrofon zu sich heran. »Alarmstufe drei. Alle Außenbordarbeiten einstellen. Leichte Gefechtsbereitschaft. Enterkommando unter Kadett Walker fertigmachen zum Einsatz. Schwere Bewaffnung.«
Zamorra legte Siccine die Hand auf die Schulter. »Wie weit schätzt du den Schwarzen noch?« Er selbst vermutete eine Entfernung von etwa drei Meilen, aber auf See täuschte man sich leicht. Zudem
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