0269 - Blutfehde zwischen Wolkenkratzern
ausweisen?«
Ich zeigte ihm meinen Dienstausweis, und er nickte.
»Machen Sie den Mann bitte versandfertig und bringen Sie ihn zum Distriktgebäude des FBI.«
Ich kümmerte mich um Walter Stein. Die Kugel steckte noch in der Schulter. Ich legte ihm einen provisorischen Notverband an, um wenigstens die Blutung zu stillen. June half mir dabei. Dann setzten wir ihn vorsichtig in eine Ecke der Rückbank.
»Ich fahre sofort mit ihm los, June. Kannst du den Jaguar zum Distriktgebäude bringen?«
»Natürlich, Jerry. Kümmere du dich um Walter! Ich mache das schon.«
Ich sah ihr nach, wie sie zu dem Jaguar hinüberging, und stieg in den Thunderbird. Am besten war wohl, wenn ich ihn zum Französischen Hospital brachte. Das lag nur ein paar Häuserblocks weiter in der 30th Street. Als der Motor ansprang, kam Walter zu sich. Ich drehte mich um.
»Hallo, Walter. Wie fühlst du dich?«
Er lächelte krampfhaft. »Es brennt höllisch, Jerry.«
Ich nickte. »Ich fahre dich ins Krankenhaus.«
Im Krankenhaus stellte sich heraus, dass Walters Verletzung völlig ungefährlich war. Vierzehn Tage würde er jedoch dort bleiben müssen.
***
Im Distriktgebäude erfuhr ich, dass Abbata noch bei unserem Doc war. Zehn Minuten darauf führte man ihn herein. Er trug einen dicken Verband um seine rechte Hand. Einen meiner beiden Kollegen, die ihn zu meinem Office gebracht hatten, behielt ich als Zeugen für die Vernehmung da. Abbata musste sich auf einen Stuhl vor meinem Schreibtisch setzen, während sich Kollege Pereira an der Tür niederließ. Nachdem ich das Tonband eingeschaltet hatte, konnte der Spaß beginnen.
»Sie heißen?«
»Roman Abbata.«
»Wann und wo geboren?«
»Am 26. Juli 1925 in dem Dorf Decilante auf Korsika.«
Ich nickte. »Sie waren also zwei Jahre alt, als Ihre Eltern auswanderten. Wohnten Sie von Anfang an in New York?«
Er nickte.
»Womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt, Mister Abbata?«
»Ich bin Lagerverwalter bei der United Fruit Company am Hudson-River. Zu meiner Aufgabe gehört die Kontrolle der Warenqualität aller Erzeugnisse, die aus Mittelarmerika kommen.«
Ich beugte mich vor. »Sie haben also eine gesicherte Existenz, ja, sogar eine verantwortliche Position, die sicherlich nicht schlecht bezahlt wird. Dennoch bedeutet Ihnen Ihre Existenz nichts, wenn es darum geht, die uralte Blutfehde mit den Arnauds auszutragen. Wo waren Sie am 21. August um 11 Uhr? Das war der vergangene Dienstag.«
Ohne mit der Wimper zu zucken, antwortete er mir: »Am Wallabout Markt in North Brooklyn.«
»Wissen Sie, was diese Aussage bedeutet, Mister Abbata?«
»Natürlich. Es hat doch keinen Sinn, die Tatsache zu bestreiten. Ich habe Julian Arnaud getötet. Da ich keine Handschuhe bei mir hatte, haben Sie meine Fingerabdrücke gefunden. Wenn ich ihn erstochen hätte, wären Sie an die Waffe nicht herangekommen, aber ich musste ihn durch einen Wurf töten. Das war mein Pech.«
»Wo haben Sie diesen geschickten Umgang mit dem Messer gelernt?«
Er lächelte. »An den Kais vertreiben wir uns damit immer die Zeit. Die Holztore unserer Schuppen sind ein einladendes Ziel.«
»Es wäre besser gewesen, Sie hätten Eisentore gehabt, Abbata. Ihre Fingerf ertigkeit bringt Sie nun auf den elektrischen Stuhl.«
Er schüttelte den Kopf. »Julians Tod war eine beschlossene Sache.«
»Woher wissen Sie denn so genau, dass Julian Ihren Bruder Amalio getötet hat?«
Er hob die Schultern. »Das steht gar nicht einmal fest. Es gibt mehrere Arnauds, die für die Tat infrage kommen. Aber Julian war am leichtesten für uns zu erreichen.«
Ich stand auf und ging im Raum auf und ab. Dann blieb ich am Fenster stehen und drehte mich zu Abbata um.
»Eines begreife ich nicht. Da leben in Korsika zwei Familien, die sich hassen und bekämpfen, wo immer sich eine Gelegenheit dazu bietet. Von Dino Laurenti erfuhren wir, dass Ihr Bruder Amalio der vierzehnte Tote dieser Familienfehde sei. Wer starb vor Amalio zuletzt?«
»Der alte Arnaud. Die Arnauds waren schon 1926 ausgewandert. Im Jahr 1928 machte Claude Arnaud eine Europareise. Es war natürlich nur ein Vorwand, denn er trat sie nur an, um meinen Vater zu töten. Das misslang, weil mein Vater damals in Paris war, um die Papiere für unsere Auswanderung abzuholen. Claude Arnaud, der die Rückfahrt bereits gebucht hatte tötete also meinen Onkel Henry. Doch auf der Rückfahrt in die Staaten ereilte auch ihn sein Schicksal. Er wurde erschossen in seiner Kabine auf gefunden. Wer ihn
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