0269 - Blutfehde zwischen Wolkenkratzern
Blutstropfen von der aufgesprungenen Lippe.
»Sie wollen durch den Lincoln-Tunnel nach Union-City hinüber? Aber dabei passieren Sie ja die Kontrolle nach New Jersey. Das ist doch viel zu gefährlich für Sie.«
Roman trat mit aller Gewalt auf die Bremse. Mit einem Satz war er aus dem Wagen heraus. Mit wutverzerrtem Gesicht sah er June an.
»Goddam, Miss. Sie rauben mir den letzten Nerv. Seien Sie froh, dass Sie eine Frau sind.«
Er knallte die Tür zu und lief zur 34th Street zurück. Das zuckende Rotlicht tauchte den Mann in eine dämonische Beleuchtung. June zwängte sich hinter das Steuer und startete. Schwungvoll setzte sie den Jaguar zurück und legte dann den Vorwärtsgang ein. Roman Abbata hatte jetzt fast die Straßenecke erreicht.
***
Die Pneus des Thunderbird radierten über den Asphalt, als wir mit heulender Sirene in die 34th Street einbogen.
»Pass auf, Walter!«, schrie ich. »Gleich kommt die Dyer Avenue. Dort ist die Einfahrt zum Lincoln-Tunnel.«
Aus dem Empfangsgerät ertönte das Quietschen von Bremsen. Ein Knacken folgte, dann hörten wir die Stimme des Mannes.
»Goddam, Miss. Sie rauben mir den letzten Nerv. Seien Sie froh, dass Sie eine Frau sind.«
Ein Wagenschlag knallte zu. Ich schaltete blitzschnell.
»Hallo, hier ist Jerry! June, wo bist du?«
»Jerry? Gott sei Dank, dass du nicht eher auf die Idee gekommen bist. Wenn er die rote Kontrolllampe gesehen hätte, wäre es aus gewesen. Er läuft zur 34th Street zurück. Ich folge ihm mit dem Jaguar. Er ist jetzt fast an der Ecke.«
»All right, June. Du bist großartig!«
Mitten auf der Kreuzung 34th Street und Dyer Avenue bremste Walter so ruckartig, dass sich der Thunderbird querstellte. Im Licht der Scheinwerfer sah ich Roman Abbata um die Ecke stürmen. Vom Tunneleingang her näherte sich mit Rotlicht und Sirene mein Jaguar. Die Special in der Faust sprang ich aus dem Wagen und jagte dem fliehenden Mann nach. Dabei lief ich fast in den Jaguar hinein, den June gewagt in die Kurve zog. Roman Abbata geisterte erneut durch das Scheinwerferlicht, als er über die Straße lief, um die andere Seite zu erreichen. June rasierte ihm fast die Absätze von den Schuhen. Es gelang ihm noch soeben, auf den Bürgersteig zu springen.
Ich hetzte ebenfalls hinüber, aber ein paar Nachtschwärmer standen mir in der Schusslinie. Mit den Ellenbogen boxte ich mich durch die Gaffer. Als Abbata wieder in mein Blickfeld geriet, hatte er schon einen beträchtlichen Vor-. sprung. Er hatte fast die Ninth Avenue erreicht. Dort wurde die Chance für ihn größer, uns doch noch zu entwischen, denn dort war um diese Zeit noch allerhand Betrieb.
Doch eine gewagte Aktion Junes machte sein Vorhaben zunichte. Sie drosselte die Geschwindigkeit und fuhr einfach auf den Bürgersteig hinauf. Zwei Passanten spritzten zur Seite, als der Jaguar dich vor der Hauswand zum Stehen kam. Abbata sah seinen Fluchtweg abgeriegelt und drehte um. Er kam direkt auf mich zu und riss seinen Derringer hoch. Ich warf mich zur Seite, und die Kugel schwirrte an meinem Kopf vorbei. Hinter mir schrie jemand auf. Und dann ging alles blitzschnell.
Neben mir tauchte ein Schatten des Thunderbird auf. Vor meinen Füßen holperte er auf den Bürgersteig und bremste bockend. Ich sah Walter Stein herausspringen. Auch er hatte seine Special in der Hand. Bevor er jedoch abdrücken konnte, traf ihn Abbatas zweite Kugel in der Schulter. Er wurde rückwärts gegen den Thunderbird geschleudert und brach zusammen. Ich spurtete um das Heck des Wagens und stand Abbata gegenüber. Wieder riss er den Arm mit dem Derringer hoch, aber ich wusste, dass er keine Kugel mehr haben konnte, da ein Derringer nur 2 Patronen enthält. Es gab ein metallisches Klicken. Wütend warf er die leer geschossene Waffe nach mir. Im Vorwärtsstürmen traf sie meine Schulter.
Abbata griff blitzschnell in die innere Jackettasche und holte ein Schnappmesser hervor. Als die Klinge heraussprang, drückte ich ab. Er schrie auf und hielt seine blutende Hand. Das Messer flog in hohem Bogen auf das Straßenpflaster. Aus blutunterlaufenen Augen stierte er in die Mündung meiner Special.
»Geben Sie es auf, Abbata! Das Spiel ist aus!«, sagte ich.
Mit gellender Sirene schoss ein Streifenwagen der City Police heran und stoppte neben uns. Zwei Cops richteten drohend ihre schweren Colts auf uns.
»Ich bin Cotton vom FBI«, erklärte ich. »Haben Sie Handschellen bei sich?«
Der eine nickte. »Yes, Sir. Können Sie sich
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