0269 - Blutfehde zwischen Wolkenkratzern
nichts für mich, Jerry? Ich könnte doch zum Beispiel als Verkäuferin in dem Warenhaus anfangen, in dem die Landy tätig ist? Vielleicht sogar in der gleichen Abteilung? Dann ergibt sich bestimmt die Möglichkeit, mich mit ihr anzufreunden und sie dann auszuhorchen. Was hältst du davon?«
Ich überlegte kurz. »Gar nicht so dumm, June. Aber warten wir erst einmal das Resultat ab. Du hast mich jetzt auf einen Gedanken gebracht. Eventuell nehme ich dich nach Los Angeles mit.«
***
Am Dienstag stand ich gegen 19 Uhr am Personalausgang des Corner-Warenhauses. Ich wartete auf Rita Landy. Eine halbe Stunde musste ich mich gedulden, dann kam sie heraus.
»Guten Abend, Miss Landy«, sagte ich und zog den Hut.
»Sie, Agent Cotton?«, fragte sie erstaunt.
»Ich hätte mich gern noch einmal mit Ihnen unterhalten. Ist es Ihnen recht?«
Sie zuckte die Achseln. »Ich kann wohl schlecht Nein sagen. Wollen Sie zu mir kommen?«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Miss Landy?«
Ich öffnete die Tür des Jaguars und ließ sie einsteigen.
»Ich bewohne ein möbliertes Zimmer am Somers-Memorial-Park.«
Während der Fahrt schwiegen wir beide. Eine knappe Viertelstunde später hielt ich vor einem modernen Appartement-Haus. Wir stiegen aus, und sie ging vor mir her zur Haustür und schloss auf. Ich musterte sie verstohlen. Rita Landy war ein verteufelt hübsches Mädchen.
Die kastanienbraunen Locken hingen ihr bis auf die Schultern. Unwillkürlich musste ich an Luisa Laurenti denken. Auch sie war von überdurchschnittlicher Schönheit.
Es ging mit dem Lift ins dreizehnte Stockwerk. Das Appartement bestand aus zwei kleinen Zimmern und einer Kochnische.
»Möchten Sie eine Tasse Tee, oder lieber eine Dose Bier?«
»Machen Sie sich keine Umstände, Miss Landy«, wehrte ich ab, aber mit einer Handbewegung wischte sie meinen Einwand beiseite.
»Ich habe mir bisher nichts zuschulden kommen lassen, Mister Cotton. Es ist also keinesfalls ein Versuch von Beamtenbestechung. Aber ich möchte erst zu Abend essen und hoffe doch, dass Sie mir dabei Gesellschaft leisten.«
Damit verschwand sie hinter einem bunten Vorhang. Ich hörte sie hantieren. Nach fünf Minuten kam sie mit einem Teller Sandwiches zurück.
»Würden Sie bitte die Bierdosen öffnen?«
Ich kam dem Wunsch nach und füllte die Gläser. Nach dem Essen zündeten wir uns Zigaretten an. Rita blies den Rauch an die Decke und sah mich an.
»Nu lassen Sie die Katze schon aus dem Sack, Agent Cotton.«
»Wie Sie wünschen, Miss Landy. Wir haben in der vergangenen Nacht Roman Abbata verhaftet. Er hat den Mord an Julian Arnaud bereits gestanden.«
Sie war blass geworden.
»Ich finde das alles entsetzlich.«
»Roman Abbata wird für den Mord an Julian auf den elektrischen Stuhl kommen, Miss Landy. Aber es war ein Arnaud, der ihn zu der Tat getrieben hat. Welcher Arnaud, Miss Landy? Wer hat Amalio Abbata getötet?«
Ihre Schultern begannen zu zucken. Mit zitternden Fingern drückte sie ihre Zigarette aus und sah mich ängstlich an.
»Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Natürlich war es ein Arnaud, aber welcher von den Brüdern?«
»Sie wissen doch sicherlich, wo die einzelnen Arnaud wohnen, Miss Landy? Geben Sie mir die Adressen, damit ich sie überwachen kann. Der Mann, dem Sie sich verbunden fühlten und den Sie heiraten wollten ist tot. Liegt Ihnen an seinen Brüdern so viel, dass Sie schweigen können, zumal ein neuer Mord bereits vor der Tür steht?«
»Was meinen Sie damit?«, fragte sie tonlos.
»Roman Abbata glaubt das nächste Opfer seiner Familie zu kennen, Miss Landy. Er ist davon überzeugt, dass es sein Bruder Bernie in Los Angeles sein wird. Derselbe Bernie, den Sie einmal in einer Eisdiele kennenlernten und den Sie sogar ziemlich gut leiden konnten, bis sich herausstellte, dass er ein Abbata war. Ja, Miss Landy, es ist wie ein Verbrechen, ein Abbata zu sein. Für dieses Verbrechen wird man auch Bernie büßen lassen, wenn wir nicht zuvorkommen. Sie haben damals mit Bernie Abbata korrespondiert, Miss Landy. Wie lautet seine Adresse?«
Sie war unter meinen Worten völlig zusammengebrochen. Bernie musste einmal großen Eindruck auf sie gemacht haben.
»Wer von den Arnauds schürt diesen flammenden Hass, Miss Landy? Warum überwinden Sie sich nicht endlich und packen aus, bevor noch mehr Blut fließt? Sie sind doch gebürtige Amerikanerin, sind jung und modern, und wenn mich nicht alles täuscht, stehen Sie mit beiden Beinen im Leben. Warum unterstützen Sie
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