0269 - Der Höllenspiegel
nützlicher Dinge«, sagte Zamorra überrascht. »Sogar etwas mehr als ich. Ich bin ein Jäger, kein Exorzist, falls Sie den Vergleich verstehen.«
»Trotzdem will ich Sie«, sagte McCoy. »Ich bezahle Sie dafür.«
»Das ist reizend und ein gutes Argument, das für Sie spricht. Trotzdem - ich habe eine bezaubernde Lebensgefährtin, einen Beruf, eine Berufung, die mich ausfüllt, ein paar Autos, ein Schloß an der Loire und viele Freunde. Ich bin demzufolge an Ihrem Geld nicht interessiert. Behalten Sie es. Ich möchte in Ruhe gelassen werden. Wenigstens für die zwei, drei Tage, die ich noch hier in Hope Town bin.«
Er drehte sich zum Keeper um. »Paß auf die beiden Biere auf, klau sie nicht und schenke sie auch nicht dem Haushund«, sagte er. »Ich muß mich ein wenig abkühlen.« Er tauchte einen Dollarschein in eine Pfütze zwischen den beiden Gläsern, schälte sich aus der Jacke und warf sich dann in voller Montur zu Nicole in den Pool. Kopfschüttelnd sah der Barkeeper ihm nach, dann wandte er sich an McCoy. »Wenn Sie mir die Bemerkung erlauben, Sir - dieser Mann mag Sie absolut nicht.«
»Da können Sie verdammt recht haben, Mac«, sagte McCoy. »Geben Sie mir eine Cola und schreiben Sie sie auf Zimmer E fünf-dreiundzwanzig.«
Nach einer Weile kamen Nicole und Zamorra zurück. »Mir ist es jetzt teuflisch egal«, murmelte Zamorra. »Wir fahren in die Stadt und kaufen einen neuen Anzug für mich. Irgendwas muß ich ja tragen, während der Hotelwäscher diesen aufbügelt. Aber das Bad mußte sein.« Er griff nach den beiden Gläsern, reichte eines Nicole und sah dann McCoy an. »Sie sind ja immer noch da. Äußerst hartnäckig, wie?«
»Ich erwähnte, daß ich Ihre Hilfe brauche«, sagte McCoy.
»Kommen Sie morgen um die gleiche Zeit wieder«, beschied ihm Zamorra.
Da wandte sich McCoy mit einem Ruck um und schritt davon. »Dich soll doch Asmodis zum Frühstück fressen«, hörte Zamorra ihn noch murmeln und spitzte ein wenig die Ohren. Nicht jeder führte bei Flüchen den Namen des Fürsten der Finsternis im Mund. Zamorra beschloß, sich nun doch ein wenig für diesen Peter McCoy zu interessieren… später. »Mac«, wandte er sich an den Barkeeper, »können Sie uns einen Wagen herbeordern? Die Rechnung auf Zimmer E fünf-zweiundzwanzig.«
Mac nickte. »Natürlich, Sir«, sagte er gleichmütig. »Darf ich Ihnen zwischendurch verraten, wen Sie da gerade tödlich verärgert haben?« Er griff unter der Tresenplatte zum Telefon und tastete Zahlen hinein.
»Ich lausche«, sagte Zamorra.
»Peter McCoy ist in der Ölbranche tätig«, sagte Mac trocken. »Hat so viele Dollars im Rücken, daß er keine Sessellehne und keine Rückgratverstärkung braucht. Und er hat eine bezaubernde Verlobte. Er umsorgt sie wie seinen eigenen Augapfel und tat alles für sie. Bloß wenn man ihn verärgert, schlägt er mit harten Bandagen zurück.«
»Sagen Sie«, begann Nicole. »Könnte an dieser Spiegelsache etwas dran sein?«
Mac zog die Brauen hoch. »In unserem Hotel? Schier unmöglich.«
»Das«, verkündete Nicole, »wollte ich wissen. Komm, Zamorra, wir kaufen ein.«
Der weiße Ford Galaxie erwartete sie bereits.
***
»Ein sturer Hund«, sagte McCoy und ließ sich in den schweren Ledersessel im Salon fallen. Das Mädchen in dem weit geschwungenen luftigen Kleid sah auf. »Hat er dich etwa abblitzen lassen?« staunte sie.
McCoy nickte. »Er will in Ruhe gelassen werden. Ist weder an Geld noch an sonst etwas interessiert. Einfach unmöglich.«
»Jemanden, der nicht an Geld interessiert ist, gibt es nicht«, widersprach Aury Candra.
»Doch! Zamorra!« behauptete McCoy. »Ihm reichen Gefährtin und Freundin, sagt er.«
Aury hob die Brauen. »Auf seine Weise hat er da vielleicht gar nicht so unrecht«, stellte sie fest. »Nun, es ist ja auch egal. Laß es doch in meinem Zimmer spuken. Mich stört’s nicht. Ich habe ja auch bisher noch nichts davon gespürt.«
»Aber ich«, murmelte Peter McCoy. »Vielleicht habe ich diesen… diesen sechsten Sinn und spüre übersinnliche Erscheinungen eher als du. Da ist etwas, mein Wort darauf. Wenn Zamorra nicht so stur wäre und den verdammten Spiegel auslotete…«
»Themawechsel«, schlug Aury vor. »Das haben wir alles schon oft genug ausdiskutiert. Notfalls können wir uns ja ein anderes Zimmer geben lassen…«
»Aber das versçhiebt das Problem ja nur auf einen anderen Hotelgast, der dein Zimmer danach bekommt«, sagte McCoy. »Das kann ich nicht
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