0269 - Der Höllenspiegel
zulassen.«
Aury erhob sich. »Weißt du was? Wir fahren hinauf, ziehen uns um und düsen zum Strand hinüber. Die Flut kommt. Ich möchte ein wenig die Brandung genießen.«
»Okay«, brummte der Ölmagnat.
Der Lift trug sie beide nach oben. McCoy schloß die Suite auf, die der Zamorras genau gegenüber lag. Dann folgte er seiner Verlobten in deren abgeteiltes Zimmer, von denen die Suite insgesamt vier besaß; zwei als Schlaf räume, ein Wohnzimmer und ein Arbeitsraum. Jeder der Schlafräume besaß ein eigenes kleines Bad.
Während Aury einen Bikini und ein leichtes Strandkleid darüber anzog, starrte Peter McCoy den Spiegel an. Er spürte es jetzt deutlicher als zuvor.
»Er beobachtet wieder«, flüsterte er heiser. »Er ist im Spiegel und schaut ins Zimmer. Verdammt… wenn ich nur wüßte, was das für eine Kreatur ist.«
Plötzlich griff er nach Aurys Lippenstift.
»Was machst du da?« fragte sie überrascht.
McCoy tippte mit dem Stift zweimal blitzschnell auf die Spiegelfläche; zwei rote Punkte blieben zurück.
»Da«, stieß er grimmig hervor, »müßten seine Augen sein, wenn ich es richtig fühle.«
Aury trat neben ihn und lehnte sich an ihn. Ein leichter Schauer erfaßte sie. Jetzt, wo die beiden Augenpunkte ihr entgegenglühten, glaubte plötzlich auch sie einen Schatten zu sehen. Einen Schatten im Spiegel, dessen Augen jetzt rot flammten…
Aber dann schwand dieser Eindruck wieder. Aury Candra zwang sich zu einem hellen Lachen. »Hör auf, verrückt zu spielen«, sagte sie. »Fast hättest du mich erschreckt.«
Aber er merkte, daß das Lachen gekünstelt war, und daß sie wirklich erschrocken war.
Das dumpfe Unbehagen in ihm wurde immer größer. Er würde am Abend noch einmal versuchen, Zamorra zu überreden.
»Und wenn ich ihn mit den Fäusten ins Zimmer prügeln muß«, stieß er hervor. »Aber er wird sich um diesen verfluchten Spiegel kümmern! Ich will nicht, daß dir etwas geschieht, Aury. Ich liebe dich. Ich würde sterben, wenn ich dich nicht mehr hätte.«
Sie sah ihn aus großen Augen an.
»Wir sind - reich«, flüsterte sie.
Aber den Sinn ihrer Bemerkung verstand er nicht.
***
Lacton ballte die Fäuste, bis die Krallen sich in seine Handballen bohrten. »Warum sind sie immer zu zweit?« zischte er. »Warum bekomme ich keine Chance, sie einzeln zu packen? Je länger es dauert, desto mißtrauischer wird er! Er hat doch Verdacht geschöpft, ich weiß es!«
Er starrte in die Schwärze. Vor ihm glühten zwei Punkte. Ihr Abstand entsprach genau dem seiner eigenen Augen.
Lacton knurrte wütend. Es wurde Zeit, daß seine Falle zuschnappen konnte. Gern hätte er sie größer gemacht. Aber ihm fehlte der Platz. Sie reichte nur für jeweils eine Person.
Er mußte sie nacheinander bekommen. Warum nur kamen sie immer zu zweit in seine Nähe?
Wie lange würde Leonardo de Montagne noch Geduld zeigen?
***
Es war Zufall, daß sie sich vor dem Hotel trafen. Plötzlich hatte es Aury Candra am Strand nicht mehr gefallen, und so lenkte McCoy den Jeep zurück. Zur gleichen Zeit rollte der weiße Ford Galaxie auf dem Platz aus; Zamorra und Nicole hatten ihre Einkäufe in erstaunlich kurzer Zeit beendet. Zwei Hotelboys wieselten heran und verteilten sich auf die beiden Wagen, um sie aus dem Weg zu rangieren.
»Wir behalten den Ford noch ein wenig«, entschied Nicole, die den Straßenkreuzer pilotiert hatte. »Geben Sie ihn nicht zurück, fahren Sie ihn nur in die Garage. Vielleicht machen Wir heute abend noch einen Ausflug.«
Der Boy klemmte sich hinters Lenkrad und ließ den Mietwagen davonrollen. Der war noch einer von der alten, großen Klasse der amerikanischen Traumwagen; weil die Menschen mehr und mehr verlernen zu träumen, werden Traumwagen dieser Art heutzutage nicht mehr gebaut. So zumindest empfand es Nicole, als sie dem Schiachtschiff nachsah.
Zamorra sah in die andere Richtung. »Der schon wieder«, sagte er. »Der treue Hund findet immer wieder zu seinem Herrn.«
McCoy starrte ihn an. »Darf ich vorstellen«, sagte er kühl. »Der berühmte Professor Zamorra und seine -Lebensgefährtin. Meine Verlobte, Miß Aury Candra.«
»Sie geben ein übsches Paar ab«, sagte Zamorra. »Lassen Sie es dabei bewenden und mir meine Ruhe, ja?«
McCoy baute sich vor ihm auf. »Ich brauche Ihre Hilfe, Zamorra«, sagte er.
»Wenn es Ihnen Spaß macht, mich deshalb zu beleidigen und zu erniedrigen - schön, dann haben Sie jetzt Ihren Spaß gehabt.«
»Es macht mir durchaus keinen Spaß,
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