0269 - Der Höllenspiegel
aufzunehmen. Wenn McCoy hier etwas spürte und wirklich etwas da war, mußte er es auch bemerken. Seine telepathischen Fähigkeiten waren zwar nur schwach, aber für diese Impulse mußte es reichen.
Aber da war nichts.
Wirklich nicht?
Zamorra trat näher. Fast unmerklich glitt er in Halbtrance, öffnete seine Sinne und lauschte ins Nichts. Seine Hände glitten hoch und ertasteten das Amulett. Aber es rührte sich nicht. Da war nichts Oder doch? Eine Fingerkuppe verschob eines der kleinen erhabenen Zeichen auf der handtellergroßen Silberscheibe. Das Amulett erwachte und verstärkte Zamorras Para-Kraft schlagartig. Mit voller Stärke griff sein Geist nach dem Spiegel und allem, was sich darin und darum herum befinden mochte.
***
Lacton fieberte. Zamorra war ganz nah. Klar und deutlich empfing der Dämon die geistige Ausstrahlung. Er sah Zamorra zwar nicht vor sich, wie er ihn auch vorher nie gesehen hatte, aber er spürte ihn jetzt so deutlich wie nie zuvor. Das war klar und deutlich das Gedankenmuster Zamorras. Fast wunderte sich Lacton ein wenig, daß er es früher nicht so klar gespürt hatte, sondern nur dumpf die Anwesenheit einer Person oder vielmehr zweier Personen. Aber nur eine paßte durch die Falle.
Jetzt stand diese Person vor dem Dämon auf der anderen Seite des Spiegels. Lacton grinste und packte zu.
***
»Nun? Spüren Sie es?« fragte McCoy und legte die Hand auf Zamorras Schulter. »Können Sie es auch fühlen? Ich spüre es jedenfalls wieder. Es ist da drinnen. Da sind die Augen.«
Zamorra schreckte aus seiner Halbtrance. »Nein«, sagte er. »Ich kann nichts feststellen. Bis auf die Augen. Aber das soll doch wohl ein schlechter Scherz sein, oder? Das ist doch Lippenstift.«
»Ich habe ihre Position markiert«, sagte McCoy.
Zamorra drehte sich um und sah ihn an.
»Hören Sie, Mister McCoy. Ich habe Ihnen den Gefallen getan und mir Ihren Spiegel angesehen und magisch abgetastet. Da ist nichts. Und nun lassen Sie mich in Ruhe, verstanden? Kommen Sie mir mit diesem Blödsinn nicht noch einmal. Die ›Markierungspunkte‹ sagen mir genug.«
Er ging an dem verblüfften Peter McCoy vorbei und verließ Zimmer und Suite. Nicole zuckte mit den Schultern, dann folgte sie ihm.
Peter McCoy ballte die Fäuste.
»Und ich spüre es, verdammt«, preßte er hervor. »Es war wieder da, und diesmal ganz nahe.«
Aury Candra berührte sein Gesicht. »Vielleicht sollten wir doch umsiedeln«, sagte sie. »Es hat doch alles keinen Zweck.«
»Er hat gelogen«, sagte McCoy finster. »Er hat es gespürt. Aber er will nicht helfen. Vielleicht hat er wirklich die Seiten gewechselt und arbeitet jetzt mit den dunklen Mächten zusammen. So etwas soll ja Vorkommen.«
»Peter«, sagte Aury weich. »Mach dich und mich nicht verrückt.«
Ihn durchlief ein Ruck. »Gut«, sagte er schließlich. »Ich sorge dafür, daß wir woanders untergebracht werden. Vielleicht etwas weniger komfortabel oder in einem anderen Hotel. Und zwar sofort.«
Er küßte Aury und verließ dann die Suite.
Nachdenklich blieb das Mädchen zurück. Aury entsann sich, daß sie vor dem Strandausflug auch etwas gespürt zu haben glaubte. Aber vielleicht hatte sie sich da nur von Peter anstecken lassen.
Nun, er besorgte jetzt eine andere Unterbringung- Vielleicht half das. Aury beschloß, sich wieder umzukleiden. Bikini und Strandkleid waren für den beginnenden Abend kaum der richtige Dreß. Da waren doch noch andere Sachen im Koffer…
Zwei rote Lippenstiftpunkte im Spiegel schienen sie zu beobachten.
***
Lacton knurrte unzufrieden. Gerade als er geglaubt hatte, Zamorra zu packen, war ein anderer hinzugekommen. Aber zwei paßten nicht durch die Falle hindurch.
Es ging aber auch alles schief!
Lacton brauchte eine Weile, seine schäumende Wut zu bezwingen und wieder zu sich selbst zurückzufinden. Er mußte eben weiter abwarten. Irgendwann mußte es doch gelingen!
Er beobachtete den Raum wieder. Er spürte die Nähe einer Person. Die anderen waren jetzt fort.
Es war das Mädchen, die Gefährtin. Wenn er sie bekam, reichte das auch schon. Zamorra würde ihr folgen, folgen müssen, um sie zu befreien. Lacton ging wieder in Lauerstellung. Er wartete darauf, daß das Mädchen vor den Spiegel trat.
***
»Bist du ganz sicher, daß da nichts war?« fragte Nicole und warf sich im Wohnraum ihrer Suite in den Ledersessel.
»Absolut. Warum fragst du? Hast du etwas gespürt?« Das war immerhin möglich. Auch Nicole war gegenüber magischen
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