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0269 - Der Höllenspiegel

0269 - Der Höllenspiegel

Titel: 0269 - Der Höllenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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weiterhin Blut aus seiner Stirn rann. Schwarzes Dämonenblut. Kein Zweifel. Er war tot. Es war fast unglaublich. Und der Gehörnte, der wild um sich schlug und sich nicht befreien konnte, wurde auch schwächer!
    Er starb mit seinem Herrn!
    Mitleidlos sah Nicole ihn ein paar Sekunden an, dann wandte sie sich um. Auch die Skelett-Krieger vor den Türen waren zusammengebrochen. Das war für sie der letzte Beweis, daß Leonardo tot war. Seine Macht war dahin. Seine Knechte vergingen. Was das Blendwerk der Hölle schuf, hatte schlußendlich keinen Bestand mehr.
    Aber wer hatte geschossen?
    Sie sah nach oben.
    Da erkannte sie den Mann oben im Fenster über den Galerien. »Bill!« schrie sie überrascht. »Bill Fleming! Wo kommst du denn her?«
    »Frisch von den Bahamas«, schrie Bill. »Ich habe hier ein offenes Weltentor! Kommt ihr herauf?«
    »Was ist mit Zamorra?« keuchte Nicole und sah nach unten. Da sah sie das Loch, das das Ungeheuer geschlagen hatte, und Zamorra darunter.
    »Ein Tau!« schrie sie nach oben. »Bill, hast du ein Seil da oben?«
    Bill verschwand kurz, dann tauchte er wieder auf. »Nichts zu machen…«
    Nicole biß sich auf die Zähne und verließ die Plattform, auf der Tänzerrinnen und Harfner im gleichen Maße verblaßten, wie der Gehörnte starb. Aury Candra saß auf dem Boden und weinte leise vor sich hin, wahrscheinlich aus Erleichterung. Nicole sah sich um. Da sah sie die Hellebarden der vernichteten Wächter an den Toren.
    Sie hetzte hinüber und nahm eine dieser langen Hellebarden an sich, eilte bis an den Rand des Loches.
    »Aury«, rief sie. »Du mußt mir helfen. Wir müssen Zamorra herausholen! Halte meine Beine fest.«
    Sie legte sich vor die Kante und ließ die Hellebarde nach unten hängen, sie fest mit beiden Händen umklammernd. Aury gehorchte und hielt Nicole fest. Zamorra unten in der Arena begriff, was Sache war. Er konnte den langen Stiel der Waffe gerade erreichen, wenn er sprang.
    Und das- tat er.
    Dann pendelte er in der Luft, während die beiden Mädchen ihn langsam nach oben zogen. Schließlich konnte er sich selbst an der Bruchkante festklammern und arbeitete sich mit einem Klimmzug nach oben.
    In einem Tor erschien Bill, der den Weg nach unten gefunden hatte.
    »Kommt«, sagte er. »Noch habe ich nicht vergessen, wo mein Weltentor liegt…«
    Zamorra und die beiden Mädchen grinsten ihn an. »Nichts wie weg hier«, rief der Professor.
    Als sie das Weltentor erreichten, um sich in ihre normale Welt zu schleusen, hörten sie das seltsam klagende Geräusch, als der Dämon Lacton endgültig starb.
    Im nächsten Moment stolperten sie Chief Inspector Caldwell förmlich in die Arme.
    ***
    Caldwell hatte es zu übernehmen, Aury Candra vom Tod ihres Verlobten zu unterrichten. Aber diese Nachricht konnte Zamorra, Nicole und Bill nicht aus ihrer Hochstimmung reißen. Sie nahmen es nur am Rande wahr.
    »Leonardo ist tot! Es ist nicht zu fassen«, murmelte Zamorra wie im Rausch. Es war fast zu einfach gewesen. Der Montagne mußte sich unglaublich sicher gefühlt haben, daß er auf jede Abschirmung verzichtete.
    »Kein Wunder… denn weiße Magie, die ihm hätte schaden können, funktioniert ja in jener Dimension nicht«, sagte Nicole. »Ich denke, wir machen eine kleine Feier. Stürmt die Hotelbar, Leute!« Ihr Schwung riß die beiden anderen mit, und sie jagten im Lift nach unten und suchten Macs Tresen in der Freiluft-Bar auf.
    Schon von weitem orderte Zamorra die Bestellung über die Köpfe der anderen Gäste hinweg. Die wurden aufmerksam.
    Und stellten fest, daß keiner der drei es für nötig gehalten hatte, sich erst noch in Schale zu werfen. Bill im zerknautschten Cord-Anzug, Zamorra in zerrissenem offenen Hemd und fleckiger Hose, und Nicole äußerst reizvoll. Die Herren der Schöpfung sahen höchst interessiert herüber, die begleitenden Damen indigniert bis neidvoll. Mac, der Keeper, hob die Brauen.
    »Wir sind ja ein sehr großzügiges Haus«, bemerkte er warnend, »aber alles hat seine Grenzen, Mademoiselle Duval. Möchten Sie sich nicht doch lieber anziehen…?«
    »Ich bin angezogen«, stellte Nicole klar und zupfte demonstrativ an dem sonnengebräunthautfarbenen Bändchen ihres Felltangas. »Muß ich’s erst unter Beweis stellen?«
    »Könnte Ärger geben«, warnte Mac trotzdem besorgt.
    Zamorra grinste, zückte einen Hundert-Dollar-Schein und steckte ihn Mac zusammengerollt hinters Ohr. »Bestechungsgeld«, sagte er. »Reicht das als Trinkgeld dafür, daß Nicole

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