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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Dich denke, glaube ich, daß ich damals nicht bei Verstand war. Willst Du lieb sein und vergeben und vergessen? Ich habe Dir viel zu sagen. Bitte rufe an.
    Deine Dich liebende Schwester Dorothy.
    »Dorothy?« murmelte Audrey verwundert. Dennoch empfand sie etwas wie Freude und lief gleich ans Telefon.
    Doras Stimme klang matt, als sie antwortete. »Nett, daß Du kommen willst! Du arbeitest jetzt ja wohl für Stormer?«
    »Woher weiß du das?«
    »Irgend jemand erzählte es. Aber das ist ja einerlei, wenn du nur kommst!«
    Audrey ging ins Bad und benutzte die Gelegenheit, sich bei dem Zimmermädchen nach dem geheimnisvollen Herrn Torrington zu erkundigen.
    »Sie sagen ja, daß er Millionär ist«, erwiderte diese achselzuckend, »aber ich kann nicht finden, daß er viel Spaß von seinem Geld hat. Den ganzen Tag sitzt er in seinen Zimmern und raucht oder liest, und abends geht er aus. Aber nicht ins Theater oder so etwas! Nein, er bummelt nur so in den Straßen herum. Na, das sollte ich mal sein! Jeden Abend ginge ich ins ›Palais de Danse‹.«
    »Ist er jetzt da?«
    »Ja, ich habe ihm eben sein Frühstück gebracht. Das muß ich sagen: Höflich ist er immer, und er lebt sehr regelmäßig. Um fünf Uhr steht er schon immer auf. Da muß ihm der Nachtportier Kaffee und Brötchen bringen. Er sagt, daran wär' er so lange gewöhnt gewesen, daß er sich's nicht wieder abgewöhnen kann.«
    »Hat er einen Sekretär?«
    »Nein - gar nichts! Nicht mal einen Papagei!«
    Audrey sprach mittags telefonisch mit der Stormerschen Agentur. Sie schienen dort sehr befriedigt von ihrem mageren Bericht zu sein, und darüber wunderte sich Audrey, während sie sich in die Curzon Street begab.
    Dora empfing sie sehr freundlich, faßte sie an beiden Schultern und sagte: »Du hast uns also wirklich vergeben?
    Gottlob siehst du ja ganz gesund aus. Kein Mensch würde glauben, daß du ein Jahr älter bist als ich!«
    »Älter als du?« fragte Audrey erstaunt.
    »Nun ja, Kind! Die Konfusion hat Mutter zu verantworten. Sie war nun einmal wunderlich - besonders in ihrer Abneigung gegen dich. Du bist ein Jahr älter als ich. Siehst du, hier ist dein Geburtsschein: ›Audrey Dorothy Bedford‹. Bedford war Mutters erster Mann.«
    Verwirrt starrte Audrey auf das Papier. »Aber sie sagte doch immer, du wärest älter, und du saßest in der Schule auch immer eine Klasse höher! Wenn dies wahr ist, dann ist mein Vater -«
    »Ganz recht, mein Schatz! Dein Vater sitzt nicht in der Strafanstalt«, sagte Dora leise und schlug die Augen nieder. »Ich wollte es nicht wahrhaben, aber - es ist meiner! Er ist ein Amerikaner, der nach Südafrika kam und Mutter heiratete, als du kaum vier Wochen alt warst.«
    »Wie sonderbar!« murmelte Audrey. »Ich soll mit einem Male nicht Audrey sein! Und wir heißen beide Dorothy?« Sie zuckte plötzlich zusammen und sprang vom Stuhl auf. »Ich kann beweisen, daß ich die jüngere bin!« rief sie triumphierend aus. »Mutter hat mir ja selbst gesagt, wo ich getauft worden bin - in einer Kapelle in Rosebank in Südafrika!«
    Als Dora ihre Schwester an die Haustür geleitet hatte und ins Wohnzimmer zurückkehrte, kam ihr Mann mit totenblassem Gesicht aus dem angrenzenden Raum herein.
    Beim Anblick seiner entstellten Züge fuhr sie entsetzt zurück.
    »Martin - du willst doch nicht etwa ...?«
    Er nickte. Ein Leben stand zwischen ihm und traumhaftem Reichtum. Sein Entschluß war gefaßt.
    Herr Willitt war in Dan Torringtons Gegenwart immer befangen. Auch jetzt verursachte ihm der forschende Blick des alten Mannes Unbehagen. Torrington stand mit einer Zigarette im Mund mit dem Rücken zum Feuer am Kamin und sagte lebhaft: »Ich habe volles Vertrauen zu Stormer, aber ein junges Mädchen als Sekretärin ist nichts für mich. Sie würde mir auf die Nerven fallen! Wer ist sie denn überhaupt?«
    »Es ist die Dame, die bei Malpas angestellt war, Sir.«
    »Doch nicht die Freundin von diesem netten Captain Shannon?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Oh!« Torrington rieb sich das Kinn. »Und Shannon wünscht es?«
    »Shannon weiß gar nichts davon, Sir. Der Gedanke stammt von Herrn Stormer. Um die Wahrheit zu sagen -«
    »Aha!« bemerkte der andere trocken. »Also endlich die Wahrheit! Na, lassen Sie hören!«
    »Sie ist bei uns angestellt, und wir möchten jemand in Ihrer Nähe haben - für alle Fälle.«
    »Ist sie eine so tüchtige junge Dame?« Torrington lachte. »Na, schicken Sie mir das Mädchen heute nachmittag her.
    Ansehen kann ich sie mir

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