Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
027 - Das Henkersschwert

027 - Das Henkersschwert

Titel: 027 - Das Henkersschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
Vom Netzwerk:
Holz, Als er ihn bis zum Anschlag hineingebohrt hatte, drehte er ihn heraus. Kein Lichtstrahl drang in den Sarg, es war ihm also nicht gelungen, den Deckel zu durchbohren.
    Er probierte es noch einmal. Sein Gesicht war trotz der Kälte schweißbedeckt. Nach einigen weiteren Versuchen gab er es auf.
    Er holte eine kleine Taschenlampe hervor und knipste sie an. Mehr als zehn Löcher hatte er in den Sargdeckel gebohrt. Er richtete den Strahl der Lampe auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach fünfzehn Uhr. Fast fünf Stunden lag er nun schon im Sarg. Er hatte Hunger und Durst, und die Luft war schlecht geworden.
    Er klappte das Messer auf und bohrte es ins Holz. Immer wieder knipste er die Taschenlampe an, um sich vom Fortgang seiner Arbeit zu überzeugen. Das Loch wurde tiefer, doch den Deckel hatte er noch nicht durchstoßen.
    Schließlich legte er eine Pause ein und sah wieder auf die Uhr. Eine halbe Stunde war vergangen. Er hoffte, daß die Totengräber erst morgen das Grab zuschaufeln würden; das war seine einzige Chance.
    Verbissen arbeitete er weiter. Und dann hatte er es endlich geschafft. Es war ihm gelungen, ein kleines Loch in den Deckel zu bohren. Ein schwacher Lichtstrahl fiel in den Sarg.
    Dorian ließ nicht locker. Er bohrte und schabte weiter. Das Loch war bald fast fünf Zentimeter groß. Er drückte die Klinge stärker gegen die Öffnung; und plötzlich brach sie in der Mitte durch.
    Vor Wut heulte er auf, setzte aber seine Arbeit fort. Das Loch mußte größer werden. Nach siebzehn Uhr konnte er schon eine Hand durch das Loch stecken. Draußen war es dunkel geworden. Dorian überlegte, ob es Sinn hatte, mit der Taschenlampe Signale zu geben. Nun, es war einen Versuch wert. Er knipste die Taschenlampe an und steckte die rechte Hand durchs Loch. Er hielt sie zwischen Zeigefinger und Daumen und bewegte die Finger unentwegt. Einige Minuten ließ er den Strahl umherwandern, doch es geschah nichts.
    So entschloß er sich zu einer anderen Methode.
    Dorian war der Familie Zamis sehr verbunden, daß sie ihm den Inhalt seiner Taschen gelassen hatte. Dazu gehörte auch eine Pistole, die er immer bei sich trug.
    Er hielt den Lauf an die Öffnung und zog durch. Der Pulverdampf legte sich beißend auf seine Lungen, und er mußte husten. Er wartete kurz, dann schoß er nochmals.
    Die Schüsse mußten auf dem leeren Friedhof wie Kanonendonner geklungen haben.
    Er wartete einige Minuten, dann streckte er erneut die Taschenlampe durchs Loch. Diesen Vorgang wollte er in Abständen von einer halben Stunde wiederholen. Sicherlich waren schon einige Leute auf das Schießen aufmerksam geworden. Wahrscheinlich war auch die Polizei verständigt.
    Er schloß die Augen, gab sich seinen Rachegedanken hin und schreckte erst auf, als er ein Geräusch hörte. Erde prasselte auf den Sargdeckel.
    Sofort schob er die Taschenlampe durch das Loch und knipste sie an. Er hörte einen überraschten Aufschrei, dann krachte etwas überlaut auf den Sarg. Dorian zog die Hand zurück. Die Schritte auf dem Deckel hallten dumpf.
    »Lebst du?« hörte er Cocos Stimme.
    »Ja«, sagte er wütend. »Ich lebe noch.«
    »Ich hole dich heraus«, versprach sie.
    Dorians Hände zitterten. Coco würde ihr Wunder erleben. Er hatte sich einiges für sie ausgedacht. Seine Wut konzentrierte sich nicht so sehr gegen die anderen Angehörigen der Familie Zamis; sie richtete sich hauptsächlich gegen Coco.
    Er hörte sie mit einem Schraubenzieher herumhantieren. Das Zittern seiner Hände wurde schwächer, doch die Wut bereitete ihm fast körperliche Schmerzen.
    Sein Plan stand fest. Er würde Coco seinen Haß nicht merken lassen und erst zum richtigen Zeitpunkt zuschlagen.
    »Ich bin bald fertig«, hörte er ihre Stimme. »Nur noch ein paar Schrauben.«
    Er drückte gegen den Sargdeckel, der schon etwas nachgab. Einige Minuten später konnte er den Deckel zur Seite schieben.
    Er richtete sich auf und atmete tief durch. Es war kalt. Der Himmel war bedeckt. Kein Stern war zu sehen. Schwankend stand er auf, sah sich um und entdeckte Coco, die an der Leiter lehnte.
    »Wir müssen rasch weg«, stieß sie hervor. »Meine Familie ist hinter mir her. Sie haben mich verstoßen. Sie können jeden Augenblick hier sein.«
    »Hast du meine Schüsse gehört?« fragte er.
    »Nein«, sagte sie. »Du hast geschossen?«
    »Ja, zweimal. Jemand muß doch die Schüsse gehört haben.«
    »Dann müssen wir noch rascher fort«, stieß sie hervor und stieg die Leiter hoch. Dorian folgte

Weitere Kostenlose Bücher