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027 - Das Henkersschwert

027 - Das Henkersschwert

Titel: 027 - Das Henkersschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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Haben Sie es gesehen?«
    »Nein«, sagte Barrett. »Ich habe kein solches Mädchen gesehen.«
    »Sie müssen sie gesehen haben«, sagte Hunter. »Sie schrie hysterisch. Ich hörte es bis hierher.« »Ich habe nichts gesehen oder gehört. Sie müssen sich getäuscht haben, Mr. Hunter.«
    »Und der Schleier?« fragte Dorian. »Wie erklären Sie sich das?«
    »Der hat doch nichts zu besagen«, meinte der Psychiater besorgt. »Den hat jemand verloren. Ihre Nerven sind zu überreizt, Mr. Hunter. Sie sollten ausspannen. Das mit Ihrer Frau – es war alles zuviel für Sie.
    Da spielen die Nerven manchmal nicht mehr mit.«
    »Sie halten mich also für verrückt?«
    Barrett lachte. »Nein, das würde ich nicht sagen. Sie hatten ein entsetzliches Erlebnis, bei dem Ihre Frau wahnsinnig wurde. Es ist doch klar, daß so ein Ereignis Spuren hinterläßt. Aber es besteht kein Grund zur Besorgnis.«
    Dorian Hunter war mit der Erklärung des Psychiaters keineswegs zufrieden. Da mußte etwas anderes dahinterstecken. Erst diese rätselhaften Kopfschmerzen und nun dieser Vorfall am Friedhofstor. Er konnte auch keinen Grund angeben, warum er angehalten hatte und auf das Mädchen zugerannt war.
    Er griff nach dem Schleier und steckte ihn in die Manteltasche. Schweigend fuhren sie weiter. Barrett sah sich aufmerksam um. Er war zum erstenmal in Wien. Nach einiger Zeit änderte sich das Straßenbild. Immer mehr Geschäfte waren zu sehen. In St. Marx bog Dorian nach rechts ab und fuhr an der Rennweger Kaserne vorbei und die Landstraßer Hauptstraße entlang. Er hatte Zimmer im Hotel Bartholomäus in der Wiener Innenstadt bestellt. Das Hotel lag in der Nähe des Stephansplatzes.
    Dorian hoffte, daß es möglich sein würde, schon morgen nach London zurückzufliegen. Er wollte nicht lange in Wien bleiben.
    Je näher sie dem Stadtzentrum kamen, um so dichter wurde der Verkehr. Die Straßen waren völlig verstopft. An ein rasches Weiterkommen war nicht zu denken.
    Endlich gelang es ihm, den Ring zu überqueren und am Lueger-Platz vorbei weiter ins Zentrum vorzudringen. In der Bäckerstraße fand er einen Parkplatz.
    »Wir haben nur ein paar Schritte bis zum Hotel«, sagte er. »Ich schlage vor, wir nehmen gleich unser Gepäck mit.«
    Fünf Minuten später hatten sie das Hotel erreicht. Es war ein altes Hotel, aber renoviert und mittelgroß und sehr gemütlich.
    Dorian Hunter und Jerome Barrett gingen auf ihre Zimmer, sie hatten vereinbart, daß sie sich in einer Stunde in der Hotelbar treffen würden.
     

     
    Dorian Hunter hatte nur einen Koffer und eine Reisetasche mitgenommen. Er benötigte kaum fünf Minuten, bis er seine Kleidungsstücke in den Kasten eingeräumt hatte. Dann setzte er sich nieder und zündete sich eine Zigarette an. Nachdenklich betrachtete er den Schleier, den er vor sich auf den Tisch gelegt hatte. Als er die Zigarette zu Ende geraucht hatte, entkleidete er sich. Sicherheitshalber sperrte er die Tür ab und ließ den Schlüssel stecken. Als er zehn Minuten später aus dem Badezimmer trat, blieb er überrascht stehen.
    Der Schleier war verschwunden.
    Der Schlüssel steckte noch immer. Er trat ans Fenster. Es war geschlossen. Niemand konnte das Hotelzimmer betreten haben, und doch mußte es jemandem gelungen sein, da der Schleier verschwunden war.
    Hunter kratzte sich das Kinn und durchsuchte dann den ganzen Raum. Vielleicht hatte er sich getäuscht und den Schleier nicht auf den Tisch gelegt. Er war zwar überzeugt, daß er es getan hatte, aber er wollte sichergehen.
    Der Schleier blieb verschwunden; nur der merkwürdige Geruch hing noch in der Luft, und Dorian bildete sich sogar ein, daß dieser Geruch stärker geworden war.
    Rasch zog er sich an und verließ das Zimmer. Mit dem Aufzug fuhr er in die Halle. Als er den Empfangsraum betrat, blieb er stehen. Der gleiche Geruch hing in der Luft.
    »Ist hier eben ein Mädchen vorbeigegangen?« fragte Dorian den Empfangschef.
    »Ja«, sagte dieser. »Sie ist in die Bar gegangen. Sie meinen doch Fräulein Zamis?«
    »Ja«, sagte Dorian. »Die meine ich.«
    Er hatte noch nie von einem Mädchen namens Zamis gehört. Gedankenverloren ging er in die Richtung der Bar. Noch immer hielt er seinen Zimmerschlüssel in der Hand. Er überlegte, ob er zurückgehen sollte, entschied dann aber, daß er den Schlüssel auch später abgeben konnte.
    Er betrat die Bar und sah sich kurz um. An einem Tisch saß ein älterer Herr und an der Bar, mit dem Rücken zu ihm, ein schwarzhaariges

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