027 - Gefangener des Unsichtbaren
haben die letzten beiden Tage oft an dich
gedacht, Klaus. Wie sieht es aus ?«
»Im Moment trete ich auf der
Stelle«, sagte Thorwald ehrlich. »Ich bin keinen Schritt weitergekommen…«
»Hast du das Crowden-House schon
gesehen ?«
»Ja. Völlig harmlos. Nur die
Einwohner geheimnissen offenbar etwas hinein, was gar nicht drin ist, Larry .«
Thorwald erzählte, was er bisher
gesehen und gehört hatte und daß er sich nun auf dem Weg nach Traighli befand,
weil er hoffte, aufgrund des Gemäldes weiterzukommen, das der
Antiquitätenhändler ihm beschaffen wollte.
»Sei auf der Hut, Klaus«, ermahnte
X-RAY-3 den Agentenkollegen. »Diese Ruhe gefällt mir nicht. Sieht gerade so
aus, als würde man dich genau beobachten, um im geeigneten Moment zuzuschlagen.
Du bist unser Spezialist für Spuk-Phänomene. Rechne ständig mit dem
Außergewöhnlichen und Schlimmsten… Es gibt im Zusammenhang mit dem Namen
Crowden trotz unseres Erfolges in Akersfield viele ungelöste Rätsel .«
Klaus Thorwald war gerade über
dieses Abenteuer mit den »Mordaugen« bestens informiert.
Larry und Iwan waren dabei auch
auf einen Wissenschaftler namens Mike Coogan gestoßen, der eine Nacht im
Geisterhaus der Crowdens verbracht hatte. Coogan litt nach seinem Aufenthalt
dort eine gewisse Zeit unter psychischen Veränderungen, unter anderem auch an
zeitweisem Gedächtnisschwund, der sich nachher wieder völlig gelegt hatte.
»Es freut uns, daß es dir gut
geht«, fuhr Larry Brent fort. »Wenn dir irgend etwas komisch vorkommt, nimm es
unter die Lupe… und bleib in ständigem Kontakt mit der Zentrale, Klaus. Hals-
und Beinbruch!«
Als die Verbindung zu den beiden
Agenten nach London abgebrochen war, nickte Larry Brent seinem Freund Iwan
Kunaritschew zu. »Die Sache gefällt mir nicht. Es ist eigenartig, Brüderchen:
Seitdem X-RAY-5 in Irland sitzt, muß ich ständig an ihn denken. Ich werde das
dumme Gefühl nicht los, daß dort etwas gärt, das er noch nicht merkt und das
eigentlich für uns bestimmt ist. Der böse Geist der Crowdens verbirgt sich
noch… Mir gefällt das Ganze nicht .«
Kunaritschew biß sich auf die
Unterlippe.
Der Russe sagte nichts. Er wußte,
daß er sich auf die Gefühle seines Freundes verlassen konnte. Selten hatte der
sechste Sinn Larrys sie im Stich gelassen…
●
Einige hundert Meilen östlich
davon kehrte ein Mann aus dem Hospital heim. Eileen Hanton brachte ihn mit dem
Wagen.
Philipp Hanton saß an ihrer Seite,
genoß den Frühlingstag in Wales und ließ den Blick über die vertrauten Häuser
in Builth Wells gehen, wo er herstammte.
Dann folgten die ersten bekannten
Gesichter. Einige Leute blieben am Straßenrand stehen und winkten dem Paar im
Innern des Fahrzeuges zu.
Die Hantons waren in Builth Wells
bekannt. Seit drei Generationen war die Familie ansässig. Ihnen gehörten
ausgedehnte Felder und Äcker. Der große Grundbesitz hatte die Hantons reich
gemacht.
Finanzielle Sorgen gab es bei den
Hantons keine. Nur gesundheitliche.
Die plötzliche Erkrankung Philip
Hantons hatte Probleme ausgelöst, aber nach der ebenso plötzlichen Entlassung
aus dem Hospital, mit der niemand mehr gerechnet hatte, war Eileen Hanton
bereit, diese Probleme zu meistern.
»Willkommen daheim !« sagte sie, als der flaschengrüne Bentley durch die
schmiedeeiserne Toreinfahrt rollte. Eileen Hanton hatte es sich nicht nehmen
lassen, ihren Mann persönlich aus dem fünfzehn Meilen entfernten Hospital
abzuholen. »Es wird Frühling in Builth Wells. Du wirst dich, wie es die Ärzte
verlangen, noch ein paar Tage schonen, dann fliegen wir nach Florida, in die
Sonne, lassen uns verwöhnen und kümmern uns um nichts.«
Philipp nickte beiläufig und war
mit seinen Gedanken ganz woanders.
Er sah im Geist ein Haus vor sich,
ein altes, ungepflegtes Gutshaus, und bewegte sich in Gedanken in den fremden
Räumen, die ihm seltsamerweise doch nicht fremd waren. Er kannte inzwischen
jedes Möbelstück, jeden Teppich, den Zuschnitt jedes einzelnen Raumes.
Es war das Haus aus seinem
unheimlichen Traum…
Seltsamerweise kam es ihm so vor,
als hätte er das alles, was dort geschehen war, gar nicht geträumt.
Es drängte ihn, davon zu erzählen,
aber dann mied er es doch, Eileen in seine Gedankenwelt miteinzubeziehen. Er
fürchtete die Anstrengungen, die ihn ein genaues Erklären kostete. So starrte
er nur vor sich hin und hing seinen Gedanken nach.
Zwei Bedienstete, der alte Diener
und Susan, das Hausmädchen, standen an der Tür,
Weitere Kostenlose Bücher