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027 - Gefangener des Unsichtbaren

027 - Gefangener des Unsichtbaren

Titel: 027 - Gefangener des Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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grauhaarig, seine Haut hatte die
Farbe eines Menschen, der selten oder nie an die frische Luft kommt und sich
oft in verstaubten Räumen aufhält.
    »Er kommt«, sagte White leise,
ohne den Kopf zu wenden.
    »Es war auch Zeit«, bemerkte eine
Stimme aus dem Halbdunkeln hinter ihm. »Ich habe lange genug gewartet .«
    White schluckte und ballte die
nervigen, mit Adern durchzogenen Hände. Ihm wäre es am liebsten gewesen, wenn
der Mann, der die Straße überquerte, an diesem Tag überhaupt nicht gekommen
wäre.
    Wenn nur irgend etwas eintreten
würde… etwas, das ihn zurückhielt, den Laden zu betreten.
    Wenn der Besucher erst mal drinnen
war, gab es kein Zurück mehr für ihn.
    White wünschte sich von ganzem
Herzen, es möge etwas geschehen. Er stellte sich sogar vor, daß ein kleiner
ungefährlicher Unfall auf dem Weg über die Straße das Blatt noch wenden konnte.
Hauptsache, daß dem Mann etwas zustieß und er weggeschafft wurde. Nur nicht in
den Laden kommen…
    Aber Whites merkwürdige, geheime
Wünsche blieben unerfüllt.
    »Ich glaube, es ist an der Zeit,
daß du endlich runtergehst, White«, sagte sein Peiniger.
    »Oder willst du hier Wurzeln schlagen ?«
    »Nein, schon gut… ich gehe…«
    John White drehte sich langsam.
Der kleine Raum war mit schweren Möbeln überladen, großformatige Ölbilder
hingen an der Wand und ein schwerer, von der Sonne ausgebleichter Samtvorhang
verdeckte halb die Wohnungstür, um an kalten Tagen die Zugluft abzuhalten.
    Ein runder Eßtisch stand im Erker
des zweiten Fensters. In der Ecke gegenüber stand ein Ohrensessel. In der
schattigen Ecke saß ein Mann. Er hatte die Beine weit von sich gestreckt und
die Arme in Herrscherpose auf den breiten Lehnen liegen.
    »Beeilung, White !« kommandierte der Fremde zynisch. »Sonst wird sich dein Besucher noch wundern,
weshalb der Laden unten leersteht. Und denk immer daran: keinen Heldenmut
zeigen. Er zahlt sich nicht aus. Ich muß wissen, was der Mann will und wer er
ist, welcher Auftraggeber dahintersteckt. Es kommt nicht jeden Tag jemand in
diese Gegend, der sich nach dem Crowden-Besitz und vor allem nach Gegenständen
erkundigt, die daraus stammen. Entweder er ist ein Freund oder ein Feind. Nur diese
zwei Möglichkeiten gibt es.
    Ich werde es bald wissen, in
welche Kategorie er einzuordnen ist. Beeilung, White!«
    »Ja, schon gut«, preßte der
Antiquitätenhändler hervor.
    »Das heißt: ganz nach Ihren
Wünschen, Lord Crowden. Wiederhole das, White…«
    Der Angesprochene biß die Zähne
aufeinander und brachte die unterwürfig klingende Anrede nur mit Überwindung
hervor.
    Der Mann im Dunkeln lachte leise.
»Das klingt schon besser, Bravo! Du darfst nie vergessen, welchem Herrn du
dienst, White. Wirf noch mal einen Blick auf sie, damit du weißt, daß alles
kein Traum war und deine dummen Gedanken im Keim erstickt werden…«
    John White blieb stehen, hatte die
zitternde Hand schon auf der kühlen Messingklinke liegen.
    »Ich möchte es nicht, Lord
Crowden… bitte, verschonen Sie mich damit und…«
    »Hinsehen, White !« blieb der andere eisern.
    John White schluckte trocken,
wandte langsam den Blick und hoffte, daß er jetzt nicht mehr sah, was er sich
vor einer Stunde ebenfalls gezwungenermaßen hatte ansehen müssen. Wollte dieser
gräßliche Traum denn kein Ende nehmen?
    John White senkte den Blick.
    Auf dem Boden vor den Füßen des im
Sessel sitzenden Mannes lag eine Katze. Sie rührte sich nicht mehr, war tot.
    Statt der Augen gähnten zwei runde
schwarze Löcher in ihrem Kopf.
    Der unbarmherzige Besucher hatte
das Tier mit einem Blick aus seinen eigenen Augen getötet. Zwei flammend rote
Strahlen hatten sich in die Augäpfel der Katze gebohrt und sie ausgelöscht. Lord Crowden , der Mann mit dem Todesblick, trug eine Brille mit schwarzen
Gläsern. Der Mann im Sessel hob langsam seine Rechte, faßte mit spitzen Fingern
einen Bügel der Brille und tat so, als würde er sie abnehmen.
    »Du weißt, was geschieht, wenn ich
die Brille von meinen Augen nehme. Du wirst sterben wie deine Katze, White…«
    Der alte Mann erschauerte, nickte
wortlos und verschwand aus dem düsteren Raum, in dem eine grauenhafte
Atmosphäre herrschte, seitdem der unheimliche Besucher vor zwei Stunden
eingetroffen war.
    John White schlurfte die engen
Treppen nach unten. Seine Hand schleifte über das abgegriffene Geländer.
    Die Treppe endete vor einer Tür,
durch die er direkt den Laden betreten konnte. Eine zweite Tür nebenan mündete
in ein

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