0270 - Ultimatum an Unbekannt
Schnelligkeit in meinem Gehirn ab.
Pigell, der sechste Planet der Wega, schwebte unter uns. Der unendlich komplizierte und gefährliche Anflug war gelungen.
Allerdings hatte nicht alles geklappt! Wir waren zu langsam, etwas zu tief und außerdem weiter östlich angekommen, als wir es geplant hatten. Die Wechselwirkungen zwischen Kalupfeld und den zu absorbierenden Energieeinflüssen hatten zu winzigen Stabilitätsschwankungen geführt, wie sie bei Linearmanövern nur einmal unvermeidbar waren.
Bei normalen Flügen im freien Raum spielten Toleranzen von einigen Kilometern keine Rolle. Über Pigell kam es auf jede Zehntelsekunde und auf jeden Meter Höhe an.
Unter dem HÜ-Schirm leuchteten die dünnen Gase der oberen Atmosphäre auf. Wir standen nur knapp hundert Kilometer über der Oberfläche. Die Eintauchfahrt betrug an Stelle der vorgesehenen zweihundertfünfzig Kilometer pro Sekunde nur 180 km/sec.
Die Kraftwerke des Ultraschlachtschiffes liefen mit höchster Leistung. Die nordpolaren Berge lagen noch hinter dem Horizont.
All dies bemerkte ich in einem gedankenschnellen Augenblick. Techniker und Kosmonauten hatten eine Meisterleistung vollbracht - und doch waren wir nicht exakt genug angekommen.
Cart Rudo brauchte etwa eine Zehntelsekunde, um die Sachlage zu erkennen und die Programmierung kurzfristig zu unterbrechen. Der Epsaler arbeitete mit ungeheurer Reaktionsschnelligkeit.
Mit der manuellen Sonderschaltung hob er einen Teil der Programmierung auf. Die Triebwerke begannen zu tosen. Die CREST III ruckte mit einem Wert von zweihundert Kilometern an.
Das düstere Glühen auf den Bildschirmen wurde jählings zu einem grellweißen Feuerstrom, der die optotronische Vergleichswertmessung der Zielgeräte empfindlich stören mußte.
Die Luftturbulenzen, die unbedingt vermieden werden sollten, waren in vollem Gange. Hinter uns donnerten die nachglühenden atmosphärischen Gase in das von uns verursachte Vakuum hinein und entfesselten einen Orkan, der mit Urgewalt zur Oberfläche durchschlug und dort verheerende Druckwellen erzeugte.
Wir brauchten fast zwei Sekunden, um die Schußposition zu erreichen.
Der Kommandant schaltete erneut. Das Toben der Triebwerke verstummte.
Die CREST flog mit der erreichten Geschwindigkeit weiter, da die Widerstandsbeiwerte der Luftreibung in dieser Höhe noch zu geringfügig waren, um die enorme Masse des Kugelriesen schnell anhalten zu können.
Jetzt konnte nur noch die menschliche Geschicklichkeit, oder die überragende Qualität der Zielpositronik helfen.
Die vorgesehenen 1,81245 Sekunden bis zur Feuereröffnung waren bereits um eine Sekunde überzogen, als die Automatik endlich ansprach. Sie hatte trotz der sichttrübenden Luftwirbel das Ziel erkannt.
Ehe die CREST von der ersten Breitseite durchgeschüttelt wurde hatte die Polfestung bereits reagiert. Ein ultraheller Energiezapfstrahl von etwa fünf Kilometern Durchmesser brach aus dem Boden hervor und erreichte im gleichen Augenblick die Wega.
Die Kräfte des Riesensterns flossen schon in die Umformer der Festung hinab, als wir gerade mit der Notbeschleunigung begonnen hatten. Es war ein Spiel um Hundertstelsekunden.
Ich hörte Rhodan schreien. Er forderte Wiffert auf, das Manuellfeuer zu eröffnen. Über dem nunmehr sichtbaren Polgebirge begann es rötlich zu flimmern. Die Festung begann, einen eigenen Abwehrschirm aufzubauen. Gleichzeitig würden wohl die Geschütze einschwenken.
Dieses Einschwenken war meine letzte Hoffnung. Energieschaltungen aller Art liefen mit Lichtgeschwindigkeit ab. Die Masse einer schweren Strahlkanone konnte jedoch auf keinen Fall gleichschnell bewegt werden. Das war unsere Chance, nachdem wir nun einmal die Zeit überzogen hatten.
Alle Ereignisse spielten sich so schnell ab, daß wir kaum in der Lage waren, sie gleichzeitig zu verarbeiten, Dann aber begannen die Kanonen der CREST zu sprechen. Sie brüllten auf, als der Zapfstrahl bereits stand und das intensiver werdende Flimmern über dem Gebirge von der beginnenden Stabilität des Schutzschirmes zeugte.
Wir befanden uns noch etwa vierhundert Kilometer vom Ziel entfernt. Da wir nicht hoch genug waren, ergab sich ein sehr flacher Schußwinkel, durch den die Energiebahnen der Impulskanonen schon vor dem Ziel ins Land schlugen und kilometerlange Lavaschluchten erzeugten.
Das Dröhnen der verschiedenartigen Geschütze war fast unerträglich. In den auf „Innendurchlaß" geschalteten Schutzschirmen leuchteten die Atomgluten so grell
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