0272 - Der Dämonenjäger
frage mich nur, ob diese Barbaren nicht auch auf der Burg hocken? Ich rechne inzwischen mit allem.«
»Wir schauen uns auf jeden Fall die Sache mal an.«
Peter hatte bisher geschwiegen. Nun aber meldete er sich zu Wort. »Da oben, die Vögel, sie sehen mir so seltsam aus und beobachten uns wohl.«
Wir schauten hoch.
Der Junge hatte sich nicht getäuscht. Vor dem dunkelgrauen Himmel hoben sich in der Tat die schwarzen Punkte scharf ab. Ich zählte nach und kam auf die Zahl fünf.
»Drei sind weg«, sagte Peter.
»Wieso?«
»Ich habe gesehen, wie sie vorhin zu Boden geflogen sind. Da habt ihr aber gekämpft.«
»Und sie sind nicht wieder aufgestiegen?« fragte Suko.
»Nein, ich habe sie nicht gesehen.«
Alle Anzeichen deuteten daraufhin, daß wir unbedingt die Burg erreichen mußten. Sie würde uns keine absolute Sicherheit bringen, aber hinter den Mauern konnte man sich wohler fühlen, als inmitten der feindlichen Umwelt.
Hans Kugler saß noch immer auf dem Boden und stöhnte. Ich fragte ihn, ob er laufen könnte.
»Muß ich versuchen!«
»Kommen Sie!«
Suko und ich halfen ihm hoch. Er hatte Mühe, auf die Beine zu kommen und knickte auch sofort ein, so daß wir ihn stützen mußten, damit er überhaupt auf den Füßen blieb.
Elke Kugler blieb ängstlich in unserer Nähe. Immer wieder schaute sie ihren Mann an, aber sie wagte nicht, irgendwelche Fragen zu stellen.
Der Junge hatte seinen Bogen umgehängt. Keiner von uns hatte mit ihm über den tödlichen Treffer gesprochen. Wir wollten es erst einmal dahingestellt sein lassen und nichts sagen. Wenn er selbst die Sprache darauf brachte, würde er Antwort bekommen.
Und so marschierten wir weiter.
Die Burg immer vor Augen und umgeben von einer unheimlichen, fremden und gefährlichen Landschaft.
Hin und wieder hörten wir auch das gefährliche Fauchen. Die Riesenschlange und ihr gefährlicher Reiter schienen den gleichen Weg zu haben wie wir.
Eine Tatsache, die mir überhaupt nicht gefiel.
***
Maria Kugler stand am Fenster. Sie hatte nach unten geschaut, wollte sehen, wo die unheimlichen Vögel blieben, doch sie tauchten nicht mehr auf.
Niemand stieg in die Höhe, dafür vernahm sie wenig später einen irren Schrei, der ihr entgegenzitterte. Wer ihn ausgestoßen hatte, wußte sie nicht, aber sie war sicher, daß er nicht von einem der Drachenvögel stammte.
Sie dachte wieder an Bandor. Er hatte den Raum verlassen, und sie wußte nicht, wo sie ihn suchen sollte. Dabei war sie froh gewesen, daß er sie am Leben gelassen hatte, aber welch ein Leben war das überhaupt? Verschollen in einer anderen Zeit, in tiefster Vergangenheit der Erde, wo eine Rückkehr in die Gegenwart fast unwahrscheinlich war.
Maria Kugler wollte zurück. Tief atmete sie ein, als sich der Entschluß gefestigt hatte. Aus eigener Kraft würde sie es sicherlich nicht schaffen, ein anderer mußte ihr dabei helfen.
Bandor!
Nur — wo fand sie ihn? Er war gegangen, ohne ihr ein Ziel genannt zu haben, und deshalb mußte sie sich auf die Suche nach ihm machen.
Einen letzten Blick warf sie aus dem Fenster. Sie nahm noch einmal die schaurige, unheimliche Atmosphäre in sich auf, die sie trotz allem auf eine gewisse Art und Weise kannte, denn wer die alten Geschichten und Legenden richtig zu lesen verstand, der konnte sich schon bei der Lektüre der Bücher in diese Zeit hineinversetzen.
Maria wußte auch, daß die Burg so etwas wie eine Schlüsselposition in dem rätselhaften Fall einnahm. Sie war als Teil der Gegenwart mit in die Vergangenheit gerissen worden, nur ihre Umgebung hatte sich verändert, und daran trug allein Bandor die Schuld.
Maria Kugler drehte sich um. Sie schaute in das leere Zimmer und sah die offene Tür, durch die Bandor verschwunden war.
Ob er in seinem Experimentierraum steckte? Sein Raum, das stimmte wohl nicht ganz, er gehörte schließlich dem Professor Chandler. Wenn es eine Chance gab, wieder in die normale Zeit zurückzukehren, dann durch den geheimnisvollen Schacht, denn Maria Kugler fragte sich mit Recht, ob diese Magie nicht auch umgekehrt funktionierte.
Eine seltsame Ruhe lag innerhalb der Mauern. Die Ruhe vor dem Sturm, die Maria genau spürte. Sie kam sich vor wie auf einer Bühne stehend, nur gehörte sie nicht zu den Schauspielern, sondern nur zu den Statisten.
Andere führten Regie.
Auf der Schwelle des nächsten Raumes blieb sie stehen. Dort hatte der Professor experimentiert.
Es hatte sich nicht verändert. Noch immer befand sich das
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