0272 - Der Dämonenjäger
geheimnisvolle Fünfeck auf dem Boden, und noch immer leuchteten die einzelnen Seiten, so daß Maria das Gefühl hätte, sie wären in einer immerwährenden Bewegung und würden die Umrisse des Fünfecks genau nachzeichnen.
Von Bandor sah sie nichts. In den alten Sagen hatte sie über ihn gelesen. Er war als Dämonenjäger bekannt und ging sicherlich dieser Pflicht nach.
Zauberei, Hexerei, Magie — in dieser Urwelt gehörte dies einfach dazu.
Die normalen Menschen lebten noch nicht. Ihre Entwicklung hatte nicht einmal begonnen und dennoch existierten Völker.
Woher kamen sie? Wer waren sie? Darauf wußte Maria auch keine Antwort zu geben. Man hatte mal von Sternenvölkern gesprochen, von anderen Zivilisationen. Ob Graax und Bandor vielleicht dazugehörten?
Der Schacht interessierte die ältere Frau besonders. Als wäre er ein Magnet und ihre Augen kleine Eisenstücke, so sehr wurden sie von diesem geheimnisvollen Zauber angezogen.
Ein Schacht in die Tiefe! In welche aber? Konnte es ein Tunnel in die Dimensionen sein? Vielleicht ein Zeit-Tunnel? Eine fantastische Vorstellung, und Maria Kugler erregte sich darüber. Sie kreiste diese Vermutung mit ihren Gedanken ein, denn falls sie einem Zeittunnel gegenüberstand, war das natürlich der absolute Hammer. So etwas gab es sonst nicht mehr.
Mit vorsichtigen Schritten und dabei nur auf den Zehenspitzen gehend, näherte sie sich dem geheimnisvollen Schacht. Aus seiner Öffnung flutete ein geheimnisvoller Widerschein. Dieses blaue fluoreszierende Licht, das auch sie erfaßte und ihre Haut mit einem fahlen Schein bedeckte. Am Rande des Pentagramms blieb sie stehen. Intensiv dachte sie an Bandor. Er hatte die Zeiten manipulieren können und Voraussetzungen geschaffen. Die jahrelangen Forschungen des Professors waren auf fruchtbaren Boden gefallen, vielleicht brauchte diese Magie noch ein auslösendes Moment, um die Zeiten wieder wechseln zu können.
Der Entschluß, in den Tunnel hineinzusteigen, reifte immer stärker in der Frau.
Sie wollte es wagen, obwohl sie ahnte, daß sie Professor Chandler, alias Bandor, keinen Gefallen damit tat. Aber es gab für sie keinen anderen Weg. Lange genug hatte sie schließlich darüber nachgedacht.
Geheimnisvoll leuchteten die Seiten des Fünfecks. Hin und wieder glühten die von Chandler aufgeschriebenen Formeln an den Seiten auf.
Sie mußten die Garanten dafür sein, daß die Vergangenheit existent blieb und die Zeiten nicht mehr wechselten.
Was würde sie erwarten?
Obwohl sie es nicht gern zugab, hatte sie dennoch Angst, sich in den Schacht zu zwängen.
Ihr Herz klopfte überlaut, die Hände zitterten, das Gesicht war angespannt, als sie den rechten Fuß vorsetzte und ihn auch über eine Linie des Pentagramms schob.
Kaum hatte die Fußspitze den Boden berührt, als sie die Reaktion bereits spürte. Der Kontakt ließ einen Kraftstrom fließen. Er drang in ihren Fuß ein und durch das Bein immer höher, bis er den Arm erfaßte und auch die Schulter erreichte.
Hastig zuckte der Fuß der Frau wieder zurück, und das Kribbeln stoppte sofort.
Maria Kugler schluckte hart. So hatte sie es sich nicht vorgestellt. Bei ihrem Versuch hatte sie einen ersten Eindruck der Kräfte bekommen, die innerhalb des magischen Fünfecks wohnten, und sie fürchtete sich plötzlich davor.
Nein, da hatte sie sich zuviel vorgenommen. Mit dieser Magie mußte jemand fertigwerden, der sie auch beherrschte, und das war nicht sie. Es gab nur eine Chance für Maria Kugler.
Bandor, der Dämonenjäger!
Er allein war in der Lage, die Magie zu beherrschen und sie zu manipulieren.
Maria hatte ihm einmal gegenübergestanden. Sie war mit dem Leben davongekommen, und sie glaubte fest daran, daß ihr dies auch ein zweites Mal gelingen würde, deshalb mußte sie den Dämonenjäger finden. Im Schloß hielt er sich nicht auf. Wahrscheinlich lauerte er draußen in der feindlichen Umwelt, die so gefährlich für den Menschen war und er kaum überleben konnte.
Dschungel, wilde Tiere, grausame Kämpfer, das alles erwartete Maria, wenn sie das Schloß verließ.
Es war trotzdem ihre einzige Chance. Sie würde Bandor holen und wieder in ihre Zeit zurückkehren.
Maria nickte entschlossen, als sie sich umwandte. Sie befand sich noch in der Bewegung, als sie den Laut hörte.
Es war ein langgezogenes Schaben und drang aus der Richtung, aus der sie gekommen war. Freude durchzuckte sie, denn sie glaubte an Bandors Rückkehr, lief einige Schritte vor, erreichte den Gang,
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