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0272 - Gorgonen-Fluch

0272 - Gorgonen-Fluch

Titel: 0272 - Gorgonen-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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etwas wie ein Schutzengel.
    Denkste, Carlo Rascani!
    Ganz im Gegenteil!
    ***
    Professor Zamorra nahm das Amulett in beide Hände und sah sich damit bei Peter Clarke um. Er trennte sich so gut wie nie von der handtellergroßen Silberscheibe mit den eigenartigen Zeichen, die der Zauberer Merlin ihm einst verehrte. Oft genug hatte Merlins Stern ihm schon das Leben gerettet. Erstaunliche magische Dinge ließen sich damit bewirken… manchmal. Seit Leonardo de-Montagne, der Sohn der Hölle, es in den Händen gehalten hatte, gehorchte es Zamorra nur noch mit zähem Widerwillen und zuweilen gar nicht.
    Zamorra versuchte das Amulett zu aktivieren. Vielleicht verriet es ihm etwas. Vielleicht spürte es auch den Urheber der Verwandlung auf. Zamorra ahnte dumpf, daß es etwas mit dieser Statue zu tun haben mußte, die Clarke am Spätnachmittag kaufte. Und die jetzt nicht mehr aufzufinden war.
    Im ganzen Schiff nicht…
    Immer wieder sah Zamorra die lebensgroße Figur an. Die Versteinerung war und blieb unverändert. Unwillkürlich erwartete Zamorra, daß etwas geschah. Daß der Marmor möglicherweise zum Leben erwachte, durch finstere Magie getrieben. Wie jener legendäre Steinriese von Cerne Abbas vor langer Zeit. [2] Oder daß wieder blutige Tränen entstanden. Aber weder das eine noch das andere geschah.
    Da sah Zamorra einen Zettel auf dem schmalen Schreibtisch angeklammert. Ein großer Papierbogen, auf dem mit etwas krakeliger Handschrift ein Wort stand.
    »Stheno…«
    Der Name sagte ihm nichts.
    Er setzte sich auf Clarkes Bett und behielt die Marmorfigur im Auge, während er versuchte, eines der leicht erhabenen Schriftzeichen auf dem Rand des Amuletts zu bewegen. Er versuchte auch, es mit konzentrierten Gedankenbefehlen zu wecken, und plötzlich fühlte er die schwache Wärme und das leichte Vibrieren.
    Das Amulett wurde aktiv!
    Im Innern des Drudenfußes im Zentrum der Silberscheibe entstand ein graues Feld wie ein Fernsehschirm. Verwaschene Bilder entstanden. Zamorra fühlte das Prickeln in seinem Hinterkopf stärker werden. Er sah etwas, das hier vor kurzem in der Kabine geschah. Das Amulett zeigte ihm ein Ereignis aus der Vergangenheit.
    Er sah Peter Clarke.
    Der junge Mann betrat seine Kabine, stutzte, weil er etwas sah. Zamorra dachte zweigleisig. Auf einer Gedankenebene nahm er die Bilder wahr, die ihm der Ring zeigte. Auf der anderen Ebene verwünschte er die Perspektive. Er sah nur Clarke von vorn, etwas unscharf, und sonst nichts!
    Totale, befahlen seine Gedanken. Doch die Bildperspektive änderte sich nicht. Auch nicht, als er eine Ausschnittsvergrößerung wollte, um in Clarkes Pupillen eine Spiegelung dessen zu erkennen, was der Elektronikmann sah.
    Nichts dergleichen ging. Entweder konnte das Amulett kein anderes oder besseres Bild liefern, weil eine starke Kraft dagegen wirkte, oder Zamorra war zu schwach, seinen Befehl durchzusetzen. Immerhin unterlag das Amulett seiner Kontrolle und Steuerung.
    Clarke kam jetzt geduckt näher. Seine Lippen bewegten sich. War es ein Fluch? Eine Hand griff nach vorn. Da war etwas, das nach Clarkes Auffassung wohl nicht so sein sollte.
    Im nächsten Moment zuckte Clarke zurück. Riß einen Arm hoch und den Mund weit auf zu einem Schrei, der für Zamorra glücklicherweise stumm blieb. Daß er ihn einmal wirklich gehört hatte, reichte ihm völlig.
    Im gleichen Moment veränderte sich Clarke. Er bewegte sich nicht mehr und verlor die Farbe. Alles wurde marmorbleich, auch seine Kleidung. Bei ihr dauerte es allerdings etwas länger.
    Dann war alles vorbei. Zamorra sah noch die Tür auffliegen, Townsend eintreten und dahinter einen Schatten, der Townsend beiseite schob - er selbst. Dann verblaßte das Bild.
    Das Amulett erlosch.
    Zamorra schüttelte sich. Er fühlte sich etwas geschwächt und sah wieder zu Clarke. Augenblicke lang schien es ihm, als sei die Marmorfigur unscharf. Aber das war wohl nur eine Überreizung der Augen. Zamorra hatte so konzentriert auf das Bild im Drudenfuß des Amuletts gesehen, daß seine Augen sich érst wieder umstellen mußten.
    Er erhob sich. Seine Knie waren etwas weich. Das bewies ihm, wieviel Kraft sein Versuch gekostet hatte, in die Vergangenheit zu blicken. Das Amulett hatte ihm trotz seiner willigen Aktivität einen Streich gespielt und nicht eigene Kraft eingesetzt, sondern Zamorra angezapft. Merlins Stern war zu einem sehr zweischneidigen Schwert geworden, und schon mehrfach hatte Zamorra überlegt, ob er es überhaupt noch verantworten

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