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0272 - Gorgonen-Fluch

0272 - Gorgonen-Fluch

Titel: 0272 - Gorgonen-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auf dem Herzen, Monsieur le Professeur?«
    »Ich möchte Sie bitten, in der Bibliothek etwas nachzuschlagen«, sagte der Meister des Übersinnlichen. »Es kann eine längere Arbeit werden. Am besten ist es, wenn Sie zurückrufen. Ich gebe Ihnen die Funknummer der LADY SHARK.«
    Vor der Auseinandersetzung mit Leonardo deMontagne war das »Nachschlagen« einfacher gewesen. Die wichtigsten Daten aus Zamorras gigantischer Bibliothek waren stichwortartig erfaßt und im Computer eingespeichert. Die Informationen kamen auf Abruf oder doch zumindest die genauen Angaben, wo näheres Material zu finden war. Aber Leonardo hatte die EDV-Anlage zum größten Teil zerstört. Bis der Schaden behoben war, konnte es noch Monate, vielleicht Jahre dauern. Die gelöschten Daten mußten neu eingegeben werden…
    Deshalb würde Raffael möglicherweise eine Menge Arbeit haben, Zamorra die benötigte Information zu verschaffen.
    Ein leises Knistern wurde hörbar. Funkstörungen, weiter nichts. Raffael war erstaunlich klar zu verstehen. Er hüstelte leise und nahm die Zahlenfolge entgegen.
    »Verstanden und auswendig gelernt«, sagte er. »Und was soll ich nun nachschlagen?«
    »Ein Stichwort«, sagte Zamorra. »Es kann ein Name oder ein Begriff sein. Vielleicht steht es in zwanzig Büchern zugleich, vielleicht in gar keinem.« Er kam leicht ins Schwitzen, als er daran dachte, vor welche Arbeit er den alten Diener da stellte. »Das Stichwort heißt Stheno«, sagte er.
    Ein paar Sekunden lang kam gar nichts. Dann hüstelte Raffael. »Das ist alles, Monsieur? Stheno? Este-ha-e-en-o? Das kann ich Ihnen auch so sagen. Zu meiner Zeit lernte man das noch in der Schule im Geschichtsunterricht.«
    »Soso«, sagte Zamorra. »Wenn Sie mich bitte über die Lücke in meiner Schulbildung informieren möchten?« Er begann zu fiebern. Dem Rätsel so dicht auf der Spur!
    »Griechische Sagenwelt«, sagte Raffael. »Sie erinnern sich an den Herrn Perseus?«
    Zamorra nickte. »Der die Medusa um etwa Haupteslänge verkürzte. Und was hat das mit Stheno zu tun?«
    Wieder knisterte es. Dann sprach Raffael weiter.
    »Es gab drei Schwestern, die drei Gorgonen«, sagte er. »Medusa, die Perseus erschlug, ist die bekannteste. Die beiden anderen Damen sind weniger geläufig.«
    »Spannen Sie mich nicht auf die Folter«, verlangte Zamorra.
    »Die beiden anderen Gorgonen waren - Euryale und Stheno«, sagte Raffael.
    Da explodierte das Telefon.
    ***
    Carlo Rascanis Wohnungsnachbar wurde von dem gellenden Schrei aufgeschreckt. »Verflixt, kann man nicht mal mehr in Ruhe ein Fußballspiel ansehen?« zürnte er. Da es aber vorkam, daß gerade solche Übertragungen Einbrecher herausforderten, weil alle Welt vor der Glotze saß und sich um nichts kümmerte, war es vielleicht ratsam, mal nachzusehen. Der liebe Carlo tat nämlich bestimmt nicht deshalb so einen Urschrei, weil der von Mailand eingekaufte Tedesco Rummengigge der Gegenpartei gerade wieder ein Ei ins Nest gelegt hatte.
    Schweren Herzens trennte sich der Wohnungsnachbar von dem Fernsehapparat, bewaffnete sich mit einem handlichen Knüppel und eilte über den Korridor hinüber. Er lehnte sich mit dem Daumen auf den Klingelknopf. Im Stillen hoffte er, einen eventuellen Einbrecher damit zu verscheuchen und sich nicht mit ihm herumprügeln zu müssen.
    Nichts rührte sich. In Carlos kleiner Wohnung blieb es außerordentlich still.
    Ein paar andere Mutige sammelten sich hinter dem Wohnungsnachbar. Der faßte sich jetzt ein Herz und drückte auf die Türklinke. Die war nicht abgeschlossen. Na, kein Wunder, wenn es in Carlos Bude von Einbrechern und Raubmördern nur so wimmelte, wenn er alles so einladend offen ließ.
    Dann fanden sie Carlo Rascani.
    Beziehungsweise eine lebensgroße Marmorfigur, die genau so aussah wie Carlo. Sogar seine Kleidung war perfekt nachgebildet. In der Hand hielt er eine Glasflasche, in der Marmorbier war.
    »Mamma mia«, flüsterte der Wohnungsnachbar und bekreuzigte sich gleich ein paarmal.
    Die Marmorfigur besaß eine Schreckensfratze, von Entsetzen verzerrt. Die Blickrichtung zeigte dorthin, wo der kleine Fernsehschrank stand. Da gab es kein Fernsehen. Aber auch sonst nichts.
    Eine unterarmgroße Figur mit ägyptischem Aussehen konnte niemand vermissen, weil niemand wußte, was Carlo sich da für ein Kuckucksei mitgebracht hatte.
    Jedenfalls war die Statue fort.
    Und Carlo Rascani weinte blutige Tränen.
    ***
    Nicht nur das Telefon selbst, die ganze Funkkonsole war plötzlich eine lodernde

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