0273 - Im Terrornetz der Monster-Lady
umschauen.
»Wissen Sie sonst noch etwas?«
Suko bekam einen verhangenen Blick zugeworfen. »Nein, nichts. Überhaupt nichts. Durch das Verschwinden meines Alten habe ich nur Ärger. Verdienstausfall und so.«
»Tut uns leid.«
Sie lächelte plötzlich und strich mit beiden Händen über ihren Oberkörper. »Das braucht euch gar nicht leid zu tun. Ich habe hin und wieder auch einen Bullen unter meinen Kunden, und die fühlen sich bei mir immer sehr wohl. Bullen bekommen bei mir Rabatt.«
Ich schaute sie an. »Darf ich Ihnen einen Rat geben, Judy?«
»Aber immer:«
»Kochen Sie sich einen Kaffee.«
Ihr Gesicht verzog sich. »So etwas kann auch nur von einem Polizisten kommen. Mann, haut endlich ab!« Sie griff wieder zur Flasche. Diesmal hatten wir nichts dagegen.
Sie trank noch, als wir bereits aufgestanden waren und die Zimmer verlassen hatten. Im Flur stank es weiterhin. Jetzt hörten wir sie auch schimpfen. Das kümmerte uns nicht.
Hintereinander sehritten wir die Treppe hinab. »Von dem Klärwerk habe ich zuvor noch nie etwas gehört«, sagte Suko. »Du vielleicht, John?«
»Nein.«
»Sollen wir sofort hin?«
»Ich will mir erst die Leichen anschauen.«
Das taten wir auch. Die Toten waren im Kühlhaus des Yard aufgebahrt worden. Man hatte sie mit einem Gummilaken bedeckt. Ein Arzt führte uns hin. Er schüttelte permanent den Kopf. »So etwas habe ich selten gesehen«, sagte er mit rauher Stimme. »Das müssen Bestien gewesen sein.«
»Wahrscheinlich«, gab ich ihm recht.
Es war kalt hier unten. Mir lief ein Schauer über den Rücken, und wenig später sahen wir die Toten.
Wir warfen nur kurze Blicke auf die Körper, dann deckte sie der Arzt wieder zu.
»Und?« fragte er.
»Der Verdacht scheint sich zu bestätigen«, erklärte Suko. »Das sind bestimmt Werwölfe gewesen.«
»Wenn Sie das sagen.«
»Glauben Sie uns nicht?«
»Es fällt mir schwer.«
»Uns auch, mein Lieber, das können Sie mir abnehmen.«
Wir sprachen auch noch mit Sir James Powell. Auch er sah ein, daß die Spur heiß war, und natürlich war er einverstanden, daß wir uns das Klärwerk näher anschauten. Durch einen Anruf bei den zuständigen Stellen erfuhren wir mehr darüber.
Es war tatsächlich stillgelegt worden, weil man drei Meilen entfernt ein neues gebaut hatte. Durch irgendeine Fehlplanung der zuständigen Beamten war es so gelaufen. Jetzt stank es vor sich hin und verschandelte die Gegend.
»Ist ja eigentlich ein idealer Unterschlupf für unsere Freunde«, bemerkte Sir James.
Da stimmten wir ihm zu. Beide waren wir gespannt, was uns dort erwartete…
***
Eine Steintreppe führte im geschwungenen Bogen in die Tiefe. Von oben aus war sie kaum zu sehen, weil dichtes Buschwerk vor dem Eingang wucherte, aber wer den Fleck kannte, dem bereitete es keine Schwierigkeiten, die Treppe zu finden.
In dieser Gegend wohnte niemand. Der Fluß befand sich nicht weit entfernt, und für das alte Klärwerk interessierte sich auch kaum ein Mensch. An den Bunker dachte ebenfalls niemand. Er war noch vor dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden, als die Zeiten allmählich schlechter wurden und es nach Krieg roch.
Die Männer, die den Bunker damals fertiggestellt hatten, waren verwundert gewesen, als sie in der Tiefe etwas Seltsames fanden. Ein regelrechtes altes Bauwerk, das aus einer längst vergangenen Zeit stammte, aber sehr gut erhalten war. Sogar die hohen Stützsäulen standen noch und hielten die Decke.
Wer früher dort gewohnt hatte, dafür interessierten sich die Bauarbeiter nicht. Sie sorgten nur dafür, daß brüchige Stellen ausgebessert wurden und die Menschen aus der Umgebung hier von den vom Festland kommenden Fliegerangriffen Schutz finden konnten.
Und wer hatte sich damals schon für die Historie einer längst vergangenen Epoche interessiert?
Der Zahn der Zeit hatte an vielem genagt und einiges zugedeckt. Unter anderem die seltsamen Zeichnungen und Zeichen auf den steinernen Wänden. Sie waren zwar vergessen worden, doch es brauchte nur jemand zu kommen, der sie wiederentdeckte. Und dieser Jemand war erschienen. Lupina, die Königin der Wölfe. Lange, sehr lange hatte sie gesucht. Ihr war alles egal gewesen. Es interessierte sie kein John Sinclair, keine Mordliga, nicht der Teufel und auch nicht die anderen Dämonen, die sich mit ihm verbündet hatten. Sie wollte ihren eigenen Weg gehen und hatte ihrer Ansicht nach genau das Richtige getan.
Lupina fand das Gewölbe. Schon bei ihrem Eintritt hatte sie gewußt,
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