0273 - Im Terrornetz der Monster-Lady
hier an der richtigen Stelle zu sein. Zwar waren lange, kaum meßbare Zeiten vergangen, doch die hatten das nicht verdecken können, was im Höhlenversteck lauerte. Lupina hatte es geweckt.
Für sie war es wie eine Rückkehr in die alte Heimat gewesen. Urplötzlich hatte sie sich wohlgefühlt und hatte sofort damit angefangen, Vorbereitungen zu treffen.
Sie hatte diesen alten Bunker wieder zu dem gemacht, was er vor langer Zeit einmal gewesen war.
Einer Stätte der Magie.
Bevor die Menschen waren, waren die Wölfe!
Das hatte Lupina nicht vergessen, und hier fand sie auch die entsprechenden Spuren. Sie reinigte die Säulen und Wände. Überall fand sie Anzeichen.
In den Felsen geritzte Wolfsköpfe. Geheimnisvolle Zeichen. Manchmal nur ein einfaches Dreieck, dann ein verschlungenes, schnörkelhaftes Gebilde, dazwischen ein Kreis.
Er sollte den Mond darstellen.
Und wenn sein fahles Licht auf die Erde fiel, dann wurde es nicht vom Boden absorbiert, sondern sickerte durch. Es gelangte in dieses unterirdische Verlies, das von dem Schein ausgefüllt wurde und die Zeichen zu einem unheimlichen Leben erweckte.
Sie leuchteten auf.
Plötzlich schien der unheimliche Raum zu leben. Fahlgelb leuchteten die Kreise, in einem tiefen Rot die Dreiecke, und die ineinander verschlungenen Zeichen strahlten ein intensives Blau ab.
Die einzelnen magischen Ströme trafen zusammen, aber, das hatte Lupina auch festgestellt, sie hoben sich leider gegenseitig auf. Die Magie blieb ohne Wirkung.
Lupina überlegte lange, wie sie das ändern konnte. Sie wollte die Vergangenheit wieder zurückholen. Die Werwölfe mußten die Macht übernehmen. Zeiten sollten anbrechen, die schon einmal gewesen waren, bevor es Menschen gab.
Lupina fand eine Lösung.
Sie und ihr Sohn Luparo, die eine Person waren, erinnerten sich der uralten Magie, denn es gab Spuren von Menschen, die einmal hier unten gelebt hatten.
Wann das gewesen war, wußte Lupina nicht, aber diese Menschen waren vom Keim der Wölfe infiziert worden.
Sie lotete das Gewölbe genau aus, fand die Spuren und kam auf die Zahl drei.
Drei Personen existierten, die über den Zauber Bescheid wußten. Die mußte sie finden.
Lupina hatte alles darangesetzt, den Wohnort der drei herauszukriegen.
Wenn sie tatsächlich zu ihr gehörten, mußte sie der Ruf erreichen, und sie mußten ihm auch folgen.
Monate waren vergangen. In den Vollmondnächten hatte sie im Gewölbe sitzend die Beschwörungen durchgeführt und auf einen Erfolg gehofft.
Ihr Ruf war hinausgedrungen, unhörbar für die Masse der Menschen, aber für die genau zu verstehen, die das Blut der Wölfe in sich trugen.
Und sie hatte Erfolg gehabt!
Irgendwo wurde er aufgefangen. Weit, sehr weit weg, doch Lupina war keine Mühe zu groß. Sie fand den Mann hoch im Norden des Landes, wo er sich niedergelassen hatte.
Lupina holte ihn.
Schnell war auch der zweite gefunden. Da brauchte sie nicht mehr so weit zu fahren. In Cornwall lebte er als Schafszüchter. Und der dritte wohnte ganz in der Nähe, in London.
Jetzt hatte sie die drei zusammen.
Diese Männer ahnten nicht, daß sie dazu verflucht waren, das Erbe der Wölfe wieder aufleben zu lassen. Sie kamen gern zu Lupina, und es gelang ihnen auch, sich zu verwandeln. Das schwarze Blut reagierte.
Aus Menschen wurden Werwölfe.
Lupina hatte ihr Ziel erreicht!
Mit dem Blut eines geschlachteten Tieres war auf den Boden des Gewölbes ein großes Dreieck aufgemalt worden. Eine magische Zone, die von Lupina und ihren drei Helfern besetzt werden sollte.
Und in dieser Nacht wollte sie das Unmögliche schaffen. Alle Vorbereitungen waren getroffen.
»Kommt her!« rief sie mit lauter Stimme, die dumpf durch das unterirdische Gewölbe hallte. »Kommt zu mir, meine Freunde, denn jetzt wollen wir es versuchen!«
Im ersten Moment regte sich nichts. Lupina, die in der Mitte des Dreiecks stand, drehte den Kopf und schaute zur Treppe hin, die den Bogen nach oben schlug.
Sie hatte ihren Dienern befohlen, dort zu warten, und sie wollte sehen, ob sie ihr auch gehorchten. Ihr Drang zum Töten war jedenfalls vorhanden, das hatte vor allen Dingen Roscoe unter Beweis gestellt, als er den Mann aus der Wirtschaft umbrachte.
Der Ruf war kaum verhallt, als sie die ersten Geräusche hörte. Sie klangen vom Ende der Treppe her zu ihr nach unten. Es war das Tappen der Füße auf dem alten Gestein.
Der erste erschien in ihrem Blickwinkel. Eine schaurige Gestalt. Er trug ein weißes Hemd, das an einigen
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