0273 - Im Terrornetz der Monster-Lady
tut, ihr seid etwas Besonderes. Hier unten liegt das Erbe eurer und meiner uralten Rasse. Dieses Gewölbe hat viel erlebt. Es waren zahlreiche Wölfe hier. Und sie haben den Schutz gefunden, den sie brauchten. Aus Dankbarkeit hinterließen sie uns eine starke Magie, die wir wieder aktivieren können. Es ist die Magie der Urzeit. Die Magie der Ur-Wölfe. Wir wollen sie nun heimbringen in die moderne Zeit und hoffen, daß sie nichts von ihrer einstigen Wirkung verloren hat. Habt ihr mich genau verstanden, meine Freunde?«
»Ja, das haben wir.«
»Dann macht euch bereit, die Kraft in euch aufzunehmen, die schon in der Urzeit allem getrotzt hat. Wenn ihr soweit seid, wenn ihr es geschafft habt, gibt es nichts mehr, das euch gefährlich werden könnte. Dann, meine Freunde, seid ihr unschlagbar. Und der Clan der Wölfe wird sich immer erweitern.«
Nach diesen Worten war es einen Moment still. Auch Lupina mußte sich auf das große Ereignis konzentrieren. Sie dachte noch einmal daran, wieviel Mühe es sie gekostet hatte, nun war alles ausgestanden. Nichts stand ihr mehr im Wege.
Ein Beben lief durch ihren Körper, als sie sich in die Hocke senkte. Sie tat es langsam, mit sehr großem Bedacht, denn sie wollte in der entscheidenden Phase nichts überstürzen.
Lupina begann sich zu drehen. Auf den Hacken hockte sie dabei, während sie ihren Mund geöffnet hielt, und über die menschlichen Lippen fauchende Laute drangen. Es waren die alten Formeln, an die sie sich wieder erinnert hatte, denn sie sprach genau das nach, was auf den Zeichen an den Wänden und Säulen zu lesen war.
Sie hatte Erfolg.
Waren die magischen Zeichen bisher blaß gewesen, so änderte sich das nun. Die einzelnen Farben wurden heller, sie strahlten ihr buntes Licht ab, das trotz seiner Vielfalt auf irgendeine Weise seltsam beklemmend wirkte, denn selbst Lupina fühlte sich nicht wohl und zeigte sich irritiert.
Da stimmte was nicht.
Sie blieb zwar hocken, hob jedoch den Kopf und schaute in die Runde.
Ihre drei Diener standen an den Enden des Dreiecks wie angewachsen.
Sie rührten sich nicht, während sie die Mäuler geöffnet hatten und ihre gefährlichen Gebisse zeigten.
Nein, diesen dreien konnte Lupina keine Schuld in die Schuhe schieben.
Sie hatten mit dem Mißerfolg nichts zu tun.
Was störte dann?
Sie schaute auf die Zeichen an der Wand. Deren Widerschein ließ auch die Gesichter der Werwölfe düster und farbig zugleich aussehen.
Dennoch existierte eine große Hemmschwelle, die auch Lupina nicht überwinden konnte.
Sie forschte verzweifelt nach dem Grund. Es war alles in Ordnung, sie hatte die alten überlieferten Formeln aufgesagt, dennoch klappte es nicht. Eine Sperre war aufgebaut.
Plötzlich sprang Lupina in die Höhe. Dies geschah so schnell, daß sich ihre drei Diener erschreckten. Sie wagten allerdings nicht, irgendeine Frage zu stellen. Zu groß war der Respekt.
Lupina stieß ein drohendes Knurren aus. Tief drang es aus ihrem Rachen und flog gefährlich laut über ihre Lippen. Sie merkte auf einmal die Gegenkraft, die von Sekunde zu Sekunde stärker wurde und sie an ihrer eigenen Beschwörung hinderte.
Wer baute die Kraft auf?
Diese Frage beschäftigte Lupina sehr. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß es jemanden gab, der noch von alten Riten und Formeln wußte, der sie kannte und auch das Gegenmittel oder die Gegenmagie erfand. Für sie war es völlig unklar.
Was lief da schief?
Sie blickte zu Boden. Dann befahl sie den drei Dienern, sich an den Pranken zu fassen.
Das taten die Werwölfe auch. Sie mußten sich arg strecken, um sich gegenseitig zu berühren. Schließlich war das Dreieck geschlossen, und Lupina versuchte es erneut.
Abermals ohne Erfolg. Die andere Kraft stand zu stark dagegen. Sie hinderte die Königin der Wölfe daran, ihre vollen Kräfte auszuspielen und die uralte Magie zurückzuholen.
Im nächsten Augenblick entdeckte sie etwas, das sie erschreckte. Die von ihr gezeichneten Linien des Dreiecks verblaßten, auch die Beine der Werwölfe verschwanden immer mehr.
Durchsichtig wie Glas wurden sie…
Lupina stöhnte vor Wut. Geifer schoß plötzlich aus ihrem Mund. Im Schwall fiel er zu Boden. Sie drehte sich im Kreis und brüllte ihre Diener an.
»Weg! Geht weg!« schrie sie. »Ihr könnt nicht mehr bleiben. Die Magie ist zu stark!«
Die Werwölfe versuchten es. Sie kämpften dagegen an. Ihre fratzenhaften Gesichter verzerrten sich noch mehr. Auch aus ihren Mäulern sprühte der gelbliche Geifer,
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