0273 - Unter den Gletschern von Nevada
wir Surfat", sagte Brank.
„Bei der Leibesfülle des Korporals können wir damit rechnen, einen Monat zu überleben."
„Ich ersteche Sie mit einem Eiszapfen", drohte ich ihm. „Ich werde..."
Ein Rascheln unterbrach mich. Meine Hand griff zum Scheinwerfer. Redhorse und Bradon waren noch schneller als ich. Die Lichtstrahlen huschten über die Plastiktrümmer.
Sieben Meter von uns entfernt kauerte eine große Ratte am Boden und beobachtete uns. Ihre Augen glänzten. Sie schien durch unsere Anwesenheit nicht verwirrt zu sein. Es war ein häßliches Tier, mit stumpfem Fell und einem kurzen Schwanz. Die Ohren der Ratte zuckten. Ihre Vorderpfoten wanderten unruhig über die glatte Oberfläche eines größeren Trümmerstückes.
„Was für ein Biest!" rief Brank. „Haben Sie jemals eine so große Ratte gesehen, Sir?"
„Nein", sagte Redhorse ruhig. Jede schnelle Bewegung vermeidend, griff er nach seinem Impulsstrahler.
Die Ratte sah es und verschwand mit einem Sprung zwischen den Trümmern. Ein kurzes Rascheln, dann war alles still. Brank fluchte unbeherrscht.
„Sie hat es gewußt", sagte Bradon heftig. „Sie hat es gewußt, daß Sie auf sie schießen wollten, Sir."
„Immer mit der Ruhe, Leutnant", gab Redhorse zurück. „Es kann ebensogut Zufall sein, daß sie flüchtete, als ich zur Waffe griff."
„Das Biest sah schlau aus", sagte Brank.
„Wie wollen Sie das feststellen?" fragte Papageorgiu gelassen. „Ich finde, alle Ratten sehen gleich häßlich aus und gleich dumm."
Wir hörten, wie Brank sich am Kinn kratzte. Das schabende Geräusch trieb mir einen Schauder über den Rücken. Ich kam nicht von dem Gedanken los, daß ringsum unzählige Ratten lauerten und jeden unserer Schritte beobachteten.
„Es war nicht irgendeine Ratte" sagte Brank beharrlich. „Sie war größer als eine normale Ratte, und sie war schlau."
„Wir brechen auf!" befahl Redhorse. Er schien erkannt zu haben, daß wir zu unruhig waren, um an diesem Platz zu bleiben.
„Wo Ratten sind, gibt es auch Menschen", sagte Doutreval, als wir die Trümmer hinter uns ließen und in den schmalen Gang eindrangen, der direkt ins Eis führte.
Redhorse übernahm wieder die Führung. Ab und zu sah ich sein Gesicht im Lichtkreis des Scheinwerfers. Es war hager und erweckte, solange man die Augen nicht sehen konnte, den Eindruck einer Maske. Dieser Eindruck des Maskenhaften legte sich sofort, wenn man Redhorses tiefdunkle Augen sah, die voller Ausdruckskraft und Leben waren.
Bald wurde der Gang so niedrig, daß wir nicht mehr aufrecht gehen konnten. Redhorse machte jedoch keine Anstalten, in die große Höhle zurückzukehren.. Schließlich mußten wir auf allen Vieren weiterkriechen. Ich stieß meinen Rücken und meine Hüften an der rauhen Oberfläche der Seitenwände wund. Die Luft war so schlecht, daß mir trotz der Kälte der Schweiß ausbrach. Hinter mir hörte ich Brank ununterbrochen Verwünschungen ausstoßen. Ich fragte mich, warum ein Mann, der allen Dingen gegenüber so negativ eingestellt war wie Brank, überhaupt in der Solaren Flotte war.
Nun, dachte ich spöttisch, im Weltraum konnte er sein Gift loswerden.
Dann wurde der Gang wieder breiter und höher. Wir konnten uns aufrichten und befreiter atmen.
Redhorse kommentierte die Veränderung unserer Umgebung nicht, er schien das alles mit dem unfehlbaren Instinkt des Indianers vorausgesehen zu haben.
Der Gang mündete in einem verhältnismäßig guterhaltenen Gebäude. Redhorse schob die Überreste einer für zur Seite. Er leuchtete den Raum, der vor uns lag, sorgfältig ab, bevor er ihn betrat.
Es schien sich um einen privaten Wohnraum gehandelt zu haben, denn anstelle der gewohnten Maschinen sahen wir einfaches Mobiliar. Papageorgiu ließ sich in einen abstrakt geformten Sessel fallen und streckte seine langen Beine von sich Redhorse untersuchte die Schriftstücke, die auf dem Tisch herumlagen. Ein Teil davon war vermodert und zerfiel unter seinen Händen zu Staub.
Papageorgiu zog sich einen zweiten Sessel heran, um seine großen Füße darauflegen zu können.
„Was soll der Unsinn?" fauchte ich ihn an. Seine Unbekümmertheit machte ihn mir unsympathisch, obwohl ich genau wußte, daß ich überhaupt keinen Grund hatte, ihn zu beschimpfen.
„Sie sollten sich auch ein bißchen ausruhen", schlug er vor und deutete auf die freistehenden Sessel.
Doutreval wanderte im Zimmer auf und ab und leuchtete auf den Boden. Brank stand neben Bradon und erzählte ununterbrochen von
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