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0274 - Astrano - Herr der Geister

0274 - Astrano - Herr der Geister

Titel: 0274 - Astrano - Herr der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zurück. Seine Finger trommelten einen komplizierten Takt auf das Lenkrad.
    »Jemand stiehlt von Tigern zerfleischte Leichen«, wiederholte er im Selbstgespräch. »Warum?«
    Der Anwalt sah in die Nacht hinaus. »Darmstadt und die Burg Frankenstein sind nun wirklich nicht ganz so weit entfernt«, murmelte er.
    »Blödsinn! Das Monster ist eine Romanfigur und die Burg eine gepflegte Gaststätte, bei der lediglich jedes Jahr zu Halloween die Amis ausflippen und ihre Monster- und Geistershow im Großformat abziehen… Wirklich sehenswert, bloß echte Leichendiebe gibt’s da keine. Sie sollten weniger schlechte Filme sehen. Ich glaube eher, daß da jemand nachträglich den Fall Cronen vertuschen möchte.«
    »Warum stehen wir dann noch hier, Inspektor?« fragte der Anwalt. »Wissen Sie, was sich vor Ihrem rechten Fuß befindet?«
    »Das Gaspedal«, knurrte Fischer und trat drauf. Der Polizei-BMW machte einen Satz nach vorn und jagte dem erleuchteten Zirkus entgegen. Auf seiner Spitze glaubte Fischer sekundenlang Geister tanzen zu sehen.
    ***
    »Das also ist Cronen«, murmelte Zamorra leise und blieb im Vorhang stehen. Cronen trat langsam in die Manege hinaus. Wie ein Toter sah er wirklich nicht aus. Rechts und links wurde er jetzt von je einem Tiger flankiert. Die Raubtiere waren ganz ruhig. Viel ruhiger, als sie eigentlich sein durften.
    Der große Astrano nahm gerade den Zylinder ab und zog eine Schlange heraus, eine gefährlich aussehende Boa constrictor, die niemals in dem Hut Platz finden konnte. Zamorra wußte nicht, ob Astrano sich von seiner Schau mit Dschungeltieren hatte beeinflussen lassen oder ob dieses hier zu seinem normalen Programm gehörte, aber er fühlte den Hauch der Schwarzen Magie, die Astrano benutzte.
    Gerade wurde aus der Riesenschlange eine Papiergirlande, als Astrano zum Manegeneingang sah.
    Er erstarrte.
    Die Girlande entfiel seinen Händen, als er Cronen sah, und sie löste sich einfach in nichts auf. Zamorra hielt den Atem an.
    Astranos Gesicht verzerrte sich. Sein Mund klaffte auf zu einem lauten Schrei.
    »Nein!« kreischte er und riß beide Hände abwehrend hoch. »Dich gibt es nicht mehr… Nicht mehr…«
    Er wich zurück!
    Ruhig stand Cronen, der Dompteur, da und streckte jetzt beide Arme aus. Die Raubkatzen hielt er allein mit dieser Geste unter Kontrolle. Die Tiere sahen zu dem großen Astrano hinüber. Keines interessierte sich für die Zuschauer, von denen die vordersten von ihren Plätzen aufgesprungen waren. Sie konnten jederzeit die Flucht ergreifen, aber sie würden nicht weit kommen. Wenn eine Panik ausbrach, gab es Tote.
    Die Musik setzte aus!
    Auch das noch, dachte Zamorra. Weiterspielen, Jungs! Ihr müßt weiterspielen!
    Unwillkürlich sah er nach oben.
    Da schwirrten wieder die Geister hin und her.
    Totenstille im Zuschauerraum.
    Und in diese Totenstille hinein tropften Cronens Worte: »Warum gibt es mich nicht mehr, Astrano? Weil du die Raubtierkäfige geöffnet hast? Weil du mich ermorden wolltest? Ich lebe!«
    »Nie!« keuchte Astrano, »du hast doch nie existiert… Nie…!«
    Zamorra preßte die Lippen zusammen. Er kannte die Stimme doch, mit der Cronen sprach! Das war nicht Cronen. Das war nur ein Mann, der wie Cronen aussah. Aber die Stimme…
    Der Mann mit Cronens Aussehen mußte Gryf sein…
    Zamorra fand keine Zeit, sich zu fragen, wie sein Freund hierherkam. Er sah, wie Astrano die Arme ausbreitete, und hörte, wie der Illusionist die Tiere rief!
    Er rief sie zu sich und befahl ihnen, über Gryf herzufallen!
    Aber sie taten ihm den Gefallen nicht. Sie standen völlig unter Gryfs Kontrolle. Sie waren nicht echt! Deshalb hatten sie keinen Menschen angefallen! Gryf gaukelte sie mit seiner Druiden-Kraft vor und hielt die Illusionen aufrecht, wie er sich auch durch seinen Zauber das Aussehen des toten Dompteurs gab.
    Im gleichen Moment begriff Zamorra, daß unabhängig von ihm selbst auch der Druide hinter Astrano her war.
    Gryf/Cronen lachte. »Sie gehorchen dir nicht, Astrano… Wie kannst du erwarten, daß meine Tiere deinem Befehl folgen…?«
    »Weil es nicht deine Tiere sind! Cronen gab es in dieser Form nie!« schrie Astrano, während ein paar hundert Zuschauer atemlos lauschten und nicht fassen konnten, daß sie Zeugen eines unglaublichen Geschehens wurden.
    Hielten sie es etwa für einen Teil der Vorstellung?
    Da glühten Astranos Augen auf. Rot leuchteten sie. Rote Feuerräder lösten sich aus seinen Händen, jagten wirbelnd durch die Luft und auf Gryf zu.

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