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0274 - Astrano - Herr der Geister

0274 - Astrano - Herr der Geister

Titel: 0274 - Astrano - Herr der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eigener Lebenswille konnten jetzt noch etwas tun.
    Über der verschlossenen Tür flammte immer noch das Leuchtschild: ZUTRITT VERBOTEN!
    ***
    »Ich verstehe das nicht«, flüsterte Julio Morano verwirrt. »Ich verstehe überhaupt nichts mehr… Eben war sie doch noch oben auf dem Trapez! Wie kann sie jetzt hier liegen, Zamorra? Wie ist das möglich?«
    Zamorra schüttelte den Zirkusdirektor. »Kommen Sie zu sich, Mann«, rief er. »Sorrya ist und bleibt tot! Sie ist abgestürzt! Haben Sie das nicht gesehen? Nein… Sie können es nicht gesehen haben, aber Rogier sah es, und das brachte ihn halbwegs um den Verstand… Sorryas Todestraum hat sich erfüllt!«
    Morano starrte abwechselnd ihn und die Tote an, welche die Geister vor der Tür der kleinen Pascal-Garderobe abgelegt hatten! So genau hatten sie gewußt, mit wem sie es zu tun hatten - oder jener, der sie lenkte!
    Astrano!
    Julio Morano nickte jetzt langsam. »Ja… Sie ist tot… Aber warum habe ich sie dann noch oben am Trapez sehen können?!«
    Zamorra hatte kein Interesse, einen Vortrag zu halten. Er mußte Astrano finden und über diesen Astrano Nicole! »Wo ist der Illusionist?« stieß er hervor. »Er steckt dahinter! Ich muß ihn finden!«
    »Astrano?« wiederholte Morano verwirrt. »Was hat Astrano damit zu tun?«
    »Wo ist er?« schrie Zamorra. »Sie müssen es wissen! Sie haben den Überblick, Morano!«
    Der Direktor schluckte. Er sah auf die Uhr und riß die Augen auf. »Er müßte jetzt in der Manege stehen - aber, verdammt, ich habe ihn doch noch nicht ansagen können… Und er ist nicht hier. Warum? Die Zuschauer! Die Zuschauer zerreißen uns für diese verdammte Pause…«
    Er stürmte wieder zum Vorhang. Zamorra verharrte einige Sekunden. Was hier geschah, ging über Moranos Kräfte. Er müßte die Vorstellung absagen, den Leuten wenigstens die Hälfte des Geldes zurückgeben! Aber er tat es nicht! Er war überfordert, wußte nicht mehr, was er tun sollte. Aber in seiner Verwirrung war er auch nicht in der Lage, Ratschläge entgegenzunehmen.
    Dann muß ich die Sache eben in die Hand nehmen, beschloß Zamorra. Ich muß die Vorstellung beenden…
    Er folgte Morano zur Manege, um ihm das Mikrofon aus der Hand zu nehmen und die Absage zu sprechen.
    Als er durch den Spalt im Vorhang eilte, prallte er gegen Morano, der direkt dahinter stehengeblieben war. Dann erst sah er, was in der Manege geschah.
    Astrano war da!
    Er war nicht an Zamorra und Morano vorbeigekommen, aber er stand mit seinem Handwerkszeug in der Manege und begann gerade seine Show!
    Zamorra zögerte. Er konnte es nicht riskieren, Astrano in diesem Moment aus der Manege zu holen. Er konnte jetzt auch keine Absage machen. Das Publikum würde toben, würde ihn zerreißen. Der Name Astrano hatte einen Klang.
    Die Menschen wollten den großen Astrano sehen!
    Astrano sah auf, erkannte Morano und Zamorra, die wie Säulen im Manegeneingang standen. Er lächelte. Verblüfft sah Zamorra, daß die Augen des Illusionisten nicht rot wären, wie er es eigentlich erwartet hatte, sondern dunkel. Astrano zeigte sich selbstbewußt.
    Du bist mein Gegner, aber du weißt, daß du mir jetzt nichts anhaben kannst, strahlte seine Haltung aus.
    Zamorra wußte, daß Astrano recht hatte.
    Aber beide wußten nicht, daß ein anderer in diesem Augenblick seinen Angriff einleitete…
    ***
    Nicole Duval hob den Kopf. Ringsum war es dunkel. Das war nicht die Manege. Sie war entführt worden, irgendwohin. Da waren die nebelhaften Geister, die sie in die Höhe rissen! Immer höher empor. Sie glaubte, die Geister würden sie aus dieser Höhe abstürzen lassen, aber dann kam das. Durchbrechen des Zirkuszeltes - und damit die Bewußtlosigkeit.
    Das war alles, woran Nicole sich erinnern konnte. Sie wußte noch, daß die schwere Zeltplane nicht zerriß. Widerstandslos glitt sie hindurch, als sei sie selbst einer dieser körperlosen Geister.
    Aber dem war doch nicht so!
    Wie konnte sie durch festen Stoff gleiten?
    Sie drängte diese Frage zurück. Das Wie und Warum waren unwichtig. Sie mußte herausfinden, wie lange die Entführung zurücklag und wo sie sich befand. Und sie mußte aus dieser Dunkelheit herauskommen.
    Wenn jemand Menschen entführt, hat er einen Grund dafür. Sollte Zamorra erpreßt werden, oder hatte man etwas mit ihr selbst vor? Die Französin stellte fest, daß sie sich bewegen konnte, und strich sich eine lange schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. Es war schon gut zu wissen, daß sie nicht gefesselt

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