0274 - Zwischen Feuer und Eis
brachten die beiden Toten in die Höhle, in der sie sich verstecktgehalten hatten. Mein Verstand akzeptierte das schreckliche Geschehnis nur langsam. Der Mord an den Mutanten hatte einen Schock in mir ausgelöst.
Mit Steinen verschlossen wir den Zugang des zerstörten Raumes. Nun konnten keine Tiere an die beiden Mutanten herankommen.
„Haben Sie Interesse daran, die Jagd fortzusetzen, Sir?" erkundigte sich Bradon mit rauher Stimme bei Redhorse.
„Nein", sagte der Major. „Wir kehren um."
Niemand kümmerte sich um uns, als wir bei den Bunkern auftauchten. Wir zogen uns in unsere Gebäude zurück. Am Abend brachte uns Monira Essen, aber sie stellte es vor dem Eingang ab und zog sich sofort wieder zurück. Wahrscheinlich hatte sie von den Zwischenfällen erfahren und wollte nicht mit uns sprechen.
In der darauffolgenden Nacht schlief ich schlecht. Meine Gedanken kreisten um den Mord an den beiden Mutanten. Tebos und sein Begleiter hatten ihn zwar ausgeführt, doch der Verantwortliche war Baton. Dieser große Mann, der soviel Autorität ausstrahlte, kannte offenbar keine Skrupel. Niemand konnte bestreiten, daß Baton eine außergewöhnliche Persönlichkeit war, aber auch er durfte sich nicht über die Regeln von Recht und Unrecht hinwegsetzen.
„Ich bin überzeugt davon, daß Baton morgen eine Erklärung für alles hat", sagte Papageorgiu, der unmittelbar neben mir am Boden lag. Offenbar konnte der Junge ebenfalls nicht schlafen.
„Wir brauchen die Lemurer", entgegnete ich ausweichend.
Ich hörte, daß er sich heftig bewegte. „Es sind Mörder!" zischte er. „Wollen wir diese Verbrecher unterstützen, nur weil wir uns davon einen Vorteil erhoffen?"
Ich hoffte, daß Redhorse schlief und ihn nicht hören konnte.
„Hör zu, mein Junge", sagte ich ruhig. „Die Lemurer-Nachkommen haben ihre eigenen Gesetze. Sie wollen unter allen Umständen überleben. Wir können nicht die gleichen Maßstäbe anlegen, die für uns gültig sind."
„Mord bleibt Mord!" knurrte Papageorgiu. „Wir müßten hinüber nach Makata gehen und für die Mutanten kämpfen."
„Sie würden uns bestimmt nicht mit offenen Armen empfangen", kam Redhorses Stimme aus der Dunkelheit. „Sie würden uns verjagen oder umbringen. Ich verstehe Ihre Bedenken, doch es bleibt uns keine andere Wahl, als den Lemurern zu helfen, ein Funkgerät in Ordnung zu bringen."
Als es hell wurde und wir aufstanden, kam Baton mit sechs Begleitern in unseren Bunker. Er begrüßte uns mit auffallender Freundlichkeit.
„Das sind die Männer, die Ihnen helfen werden, ein Funkgerät funktionsfähig zu machen", erklärte er.
„Dieser Mann heißt Sanosta. Er ist unser fähigster Techniker."
Sanosta war ein großer, dürrer Mann mit hervorstehenden Zähnen und kurzgeschorenen Haaren. Er hielt seine Arme angewinkelt die Daumen hatte er in den Gürtel gehakt. Er schien bei schlechter Laune zu sein, denn er nickte uns nur verächtlich zu.
Redhorse bedankte sich für die Unterstützung.
„Da wäre noch etwas", sagte Baton beiläufig. „Wie ich hörte, kam es gestern zu einem Zwischenfall auf der anderen Seite des Raumhafens." Er lächelte ohne Wärme. „Sie müssen verstehen, daß meine Männer nervös sind, wenn es um die Mutanten geht. Wir werden ständig von den Bewohnern der Ruinenstadt überfallen. Tebos und Grolan fürchteten um Ihr Leben.
Trotzdem kann ich Ihre heftige Reaktion verstehen. Die beiden Männer erhielten ihre angemessene Strafe, weil sie ohne nachzudenken handelten."
Baton ging hinaus. Sanosta durchmaß mit seinen langen Beinen unseren Wohnraum.
„Hier können wir das Gerät nicht aufstellen", erklärte er mürrisch. „Es wird am besten sein, wenn wir es an Ort und Stelle reparieren. Folgen Sie uns."
Als wir ins Freie kamen, sahen wir auf welche Weise Tebos und Grolan bestraft wurden. In der Mitte des freien Platzes zwischen den Bunkern war ein Pfahl in den Boden gerammt worden. Die beiden Lemurer waren an der Spitze festgebunden. Ihre Beine hingen nach unten. Als Tebos uns erblickte, begann er uns zu beschimpfen.
„Wann werden die Männer losgeschnitten?" erkundigte sich Redhorse bei Sanosta.
Der Techniker blickte auf den Boden und hob die Schultern. Ich vermied es, zu dem Pfahl hinüberzublicken. Als wir an dem Bunker vorbeikamen, den die Frauen bewohnten blieb Redhorse stehen. Er klopfte gegen die Tür und rief nach Monira.
Gleich darauf kam das Mädchen heraus. Ich sah, daß sie kaum geschlafen hatte. Unter ihren Augen lagen
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