0275 - Das Erbe des Satans
gingen auf das breite, schmiedeiserne Tor zu. Holms und Hunter blieben etwas zurück. Es hätte für einen zufälligen Besucher etwas bedrohlich ausgesehen, wenn wir zu viert angerückt wären. Daß diese Vorsichtsmaßnahme sinnvoll war, zeigte sich im nächsten Augenblick.
Keine zehn Yard mehr trennten uns von dem Gartentor, als wir Stimmen vernahmen. Sie kamen aus der Richtung des Hauses, in dem wir den Mörder Mike Snatch wußten. Zwei Männer sprachen dort mit gedämpften Stimmen. Ich konnte nicht verstehen, wovon sie redeten.
Leise klappte eine Tür.
Ich vernahm Schritte, die auf einem Kiesweg oder etwas Ähnlichem knirschend näherkamen.
Im nächsten Augenblick hatte der Mann das Gartentor erreicht.
Es klirrte leicht, als er einen Flügel öffnete. Der Mann trat auf den Twilight Drive und zog den Flügel hinter sich zu. Dann ging er mit schnellen Schritten in entgegengesetzter Richtung davon.
Seine Silhouette hob sich deutlich gegen den Schein einer entfernten Straßenlaterne ab. Der Mann hatte eine hünenhafte Gestalt. Er bewegte sich mit der geschmeidigen Eleganz eines trainierten Sportlers.
Nach wenigen Augenblick hatte er seinen Wagen erreicht.
Wir warteten, bis er den Motor gestartet hatte und angefahren war. Er wendete in kurzem Bogen, rollte an uns vorbei, steuerte zum Lindbergh Boulevard, von dem wir gekommen waren. Wir gerieten ins Licht der Scheinwerfer — für zwei, drei Sekunden. Aber wir konnten keinen Verdacht erregen, denn wir gingen mit weitausgreifenden und gesenkten Köpfen mitten auf der Straße. Wir waren an dem Gittertor zu Snatchs Villa längst vorbei. Erst als der Chevrolet des Unbekannten genügend Abstand hatte, wandte ich mich um. Von Holms und Hunter war nichts zu sehen. Wie ich später erfuhr, hatten sie sich hinter dem Buick in Sicherheit gebracht. Es war besser so, denn vielleicht hätte der Unbekannte sich sonst doch gewundert. Immerhin mußte es verdächtig aussehen, wenn sich kurz vor Mitternacht auf einer menschenleeren Straße vier dunkle Gestalten vor einem Grundstück aufhalten.
Laulos öffnete Holms das Gittertor. Wir schlüpften alle hindurch. Ich fühlte weichen Rasen unter meinen Sohlen. Holms faßte mich am Ärmel und zog mich durch den Garten. Es war stockfinster. Man konnte keine Hand vor Augen sehen.
Einmal schlug mir ein Zweig schmerzhaft ins Gesicht, als wir zu dicht an einem Strauch vorbeikamen. Dann sah ich unmittelbar vor uns die Silhouette eines mächtigen Hauses auftauchen. Es war jetzt ganz in Dunkelheit gehüllt.
»Das Haus hat drei Eingänge«, flüsterte mir Holms zu. »Hunter und ich, wir postieren uns an die beiden rückwärtigen. Sie und Ihr Freund dringen durch den Haupteingang ein. Haben Sie den Haftbefehl eingesteckt?«
»Ich habe ihn«, wisperte ich. »Snatch wird sich bestimmt zur Wehr setzen. Wenn er mit .uns nicht fertig wird, riskiert er sicherlich einen Fluchtversuch. Seien Sie also vorsichtig.«
»Keine Angst, es wird nicht schiefgehen. Außer Snatch befindet sich niemand im Haus.«
»Gut. Und jetzt führen Sie uns bitte zum Hauseingang. Es ist ja so dunkel, daß wir Uns das Genick brechen würden, wenn Sie uns nicht führen.«
Holms faßte mich wieder am Ärmel, aber er kam nicht mehr dazu, sich als nächtlicher Fremdenführer durch Millionärsgärten zu betätigen.
Plötzlich flammte direkt vor uns grelles Licht auf. Es fiel durch ein weit geöffnetes Fenster im ersten Stock des Hauses. Wir vier — Holms, Hunter, Phil und ich — standen genau in dem hellen Viereck, das der Lichtschein aus dem dunklen Garten riß.
Aus dem Fenster lehnte sich ein Mann. Seine Haltung verriet, daß er angestrengt in den Garten spähte. Es war Mike Snatch. Und als er den rechnen Arm bewegte, sah ich in seiner Hand den Lauf eines Revolvers blinken.
»He, wer ist da?«
Jetzt sah er uns.
Sein rechter Arm streckte sich, beschrieb einen kurzen Bogen; dann war die Mündung der Waffe auf uns gerichtet.
Ich machte mir über Snatchs Charakter keine Illusionen. Sicherlich würde er seine Frage nicht wiederholen, sondern statt dessen den Finger am Abzug seiner Revolvers krümmen.
»Los, weg!« Ich zischte es so leise wie möglich und hechtete dann in langem Sprung nach links.
Etwas Besseres konnte mir nicht passieren. Zwar kam ich aus dem Lichtschein heraus. Aber ich sah nicht, wohin ich sprang.
Aber ich spürte es.
Zum Glück legte ich die Hände vors Gesicht und schirmte damit die empfindlicheren Partien etwas ab.
Andernfalls hätte ich
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