0275 - Das Erbe des Satans

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Autoren: Das Erbe des Satans

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Jerry. Um halb eins wollte Holms mit den erforderlichen Sachen hier sein.« Mein Freund grinste. »Das wird bestimmt deine Paraderolle: Jerry Cotton als Butler John Gilfort.« Phils Grinsen wurde stärker. »Ich stelle mir das herrlich vor, wie du Tabletts durch die Gegend schaukelst, den Herrschaften bei Tisch Stühle in die Kniekehlen schiebst, die Köche zusammenstauchst und keine Miene verziehen darfst, wenn der Mylady beim Essen die Zahnprothese in die Suppe fällt.«
    »Halt den Mund«, knurrte ich.
    »Die Trinkgelder teilst du doch hoffentlich mit mir. Und wenn du den…«
    »Da kommt Holms«, unterbrach ich meinen Freund.
    Der Kollege war schwer bepackt. Er ließ sich an unserem Tisch nieder und deutete auf einen Karton.
    »Ich habe sogar ein Walkie-Talkie für Sie auftreiben können. Ich befürchte, Sie werden es nötig haben.«
    ***
    Mein Einzug in »Sunnyside« vollzog sich am frühen Nachmittag in aller Stille.
    Der Name »Sunnyside« — Sonnenseite — erschien mir für das große, düstere Gebäude nicht sehr passend.
    Das Gemäuer war weiß getüncht und erinnerte mich an die Herrensitze aus »Onkel Toms Hütte.«
    Eine breite Treppe führte zu einer Terrasse empor, die dem Haupteingang vorgebaut war.
    An der nach Westen weisenden Schmalseite von »Sunnyside« lag der Eingang für das Personal.
    Broderick Allison stand dort, um mich zu empfangen. Er drückte mir stumm die Hand und nahm mir eine der Taschen ab.
    Außerdem war ich mit vier Koffern bepackt. Auf dem Wege hierher hatte ich ein Taxi benutzt.
    Allison bedeutete mir, ihm zu folgen, und schritt wortlos vor mir her. Es ging durch einen langen, dunklen Gang, von dem rechts und links hohe Türen abzweigten.
    Dann stiegen wir eine Treppe empor.
    Wieder ein Gang, noch dunkler als der erste. Hinter einer Biegung blieb der Butler vor einer Tür Stehen. Er öffnete, und wir traten ein.
    Es war ein sehr hübsches, wohnliches Zimmer mit einem kleinen Bad daneben.
    Die Einrichtung gehörte zwar nicht gerade zu den Neuheiten der letzten Möbel-Messe; aber ich hoffte zuversichtlich, daß mich das Ticken der Holzwürmer nicht um den Schlaf bringen würde.
    Jetzt erst öffnete Allison den 'Mund. Er hieß mich herzlich willkommen, schüttelte mir nochmals die Hand und benahm sich gar nicht so steif, wie man es von einem Butler — made in Old England — erwartet.
    In großen Zügen klärte er mich über meine Pflichten auf. Während der nächsten Stunde machte ich mir ununterbrochen Notizen.
    Als ich dann auf die lange Liste meiner Aufgaben schaute, wurde mir schummrig zumute. Das also sollte ich so nebenbei erledigen — neben meiner Hauptaufgabe als G-man und Beschützer der Dame des Hauses.
    »Wenn man mich nicht gleich am ersten Abend hinauswirft, dann habe ich das nur Ihrer Fürsprache zu verdanken«, sagte ich zu Allison. »Ich werde mich mit Sicherheit so tolpatschig benehmen, daß man mich für einen heimlichen Alkoholiker hält.«
    Allison lächelte. Er gab mir noch einige Tips und verabschiedete sich dann. — Er verließ St. Louis noch am selben Nachmittag. Er fuhr in einen kleinen Ort namens Lakeside, der nur wenige Kilometer entfernt lag. Dort wohnte er in einem Hotel auf Kosten des FBI. Muß ich noch erwähnen, daß Allison nie eine Schwester besessen hat?
    ***
    Mein Akzent hätte mich verraten, denn ich sprach wahrlich nicht wie ein Waschechter Engländer.
    Aber Allison hatte vorgesorgt.
    Mein Vater war ja angeblich ein Freund des Butlers. Und so war mein Vater früher auch lange in den USA gewesen, hatte angeblich die Ausdrucksweise und den Tonfall der Amerikaner angenommen und sich so für die USA erwärmt, daß er mir — seinem Sohn — nicht nur typische Amerikanismen beibrachte, sondern mich auch stets ermuntert hatte, die USA zu besuchen. Deswegen war ich ja auch hier.
    Sehr plausibel war diese krampfhafte Erklärung nicht. Aber es war nicht damit zu rechnen, daß man meiner Person eine genauere Durchleuchtung zudachte.
    Nachdem Allison gegangen war, studierte ich die Gebäudeskizze, die mir der Butler angefertigt hatte. Der Plan war klar und übersichtlich. Ich konnte mich also bequem in dem Labyrinth des Herrenhauses zurechtfinden und stopfte die Skizze zufrieden in die Brusttasche meiner schwarzen Jacke.
    Dann stellte ich mich vor den mannshohen Spiegel an der Wand und schüttelte bekümmert den Kopf.
    Selbst der Frack, die polierten Lackschuhe, die weißen Handschuhe und die blütenweiße Hemdbrust machten noch keinen Butler aus