0275 - Der Flug nach Barkon
brannte das Licht; auch die Lifte funktionierten einwandfrei. „Wir werden ein paar Stunden schlafen, und wenn dann noch kein greifbares Ergebnis vorliegt, werden wir eine Korvette ausschleusen.
Dann wissen wir wenigstens, ob es an der DERINGHOUSE oder am Raum selbst liegt."
„Eine ausgezeichnete Idee", stimmte Oberst Masser zu. Mory sagte nichts. In der Zentrale meldete Stet Huberts nichts Neues. Alle Instrumente waren ausgefallen, und die Kontrollen sprachen nicht an. Das Schiff stand, wenn man den Instrumenten glauben wollte, bewegungslos im Raum.
Masser löste Huberts ab und übernahm das Kommando.
Der Erste Offizier, Mory und Bully gingen in ihre Kabinen, um sich ein wenig auszuruhen. Sie alle ahnten, daß ihnen noch einige Überraschungen bevorstanden.
*
Zehn Stunden später begriffen auch die größten Optimisten, wie kritisch die Lage wirklich war.
Eine der modernen Korvetten wurde startklar gemacht. Noch war der Hangar geschlossen, und die Bordtechniker standen abseits, als Major Green den Antrieb probelaufen ließ. Alle Instrumente und Maschinen funktionierten einwandfrei.
Die Positronik zeigte nicht die geringsten Mängel.
Einem Start stand nichts mehr im Weg.
Das Bordpersonal verließ den Hangar, um das Ausschleusen nicht zu verzögern. Die riesigen Außenluken öffneten sich, um das sechzig Meter durchmessende Kugelschiff hinauszulassen.
Und genau in dieser Sekunde erstarb das Summen in der Korvette.
Der Antrieb hatte sich selbständig abgeschaltet.
Major Green schaute fassungsl os auf seine Kontrollen.
Alle Zeiger sanken auf Nullstellung zurück; Kontrollampen erloschen.
„Das ist doch wohl nicht möglich", sagte Green und wiederholte damit wörtlich Bullys Satz. „Das ist doch nicht möglich."
Die Sprechfunkverbindung zur Zentrale der DERINGHOUSE war intakt.
„Was ist?" hörte Green den Kommandanten fragen. „Warum haben Sie abgeschaltet?"
Major Green erklärte, daß sich der Antrieb von selbst ausgeschaltet habe und die Bildschirme erloschen seien. Alle Zeiger stünden in Nullstellung. Bully mischte sich ein. „Die Luken werden geschlossen und der Hangar wieder mit Luft gefüllt. Der Start ist verschoben. Es hat einfach keinen Sinn. Mory hat recht. Da draußen ist etwas ... etwas uns Unbekanntes."
Als die Luken geschlossen waren und Luft in den Hangar strömte, begann der Antrieb der Korvette wieder zu brummen. Green schaltete endgültig ab. Er begab sich in die Kommandozentrale der DERINGHOUSE, um Bericht zu erstatten. „Eigentlich haben wir nur noch die Möglichkeit, einen Mann nach draußen zu schicken", sagte Oberst Masser nach erregter Debatte mit Bully und Mory. „Wir müssen es riskieren. Wenn wir eine Lifeline benützen, kann er nicht ersticken. Ich nehme an, daß die normale Luftversorgung draußen versagen wird."
„Schön", gab Bully ihm recht. „Und wer soll dieser Mann sein?"
Das Problem löste sich von selbst, denn in diesem Augenblick betrat Professor Markitsch die Zentrale.
Ihm folgte ein junger Wissenschaftler, der Bully bekannt vorkam.
„Das ist Jenkins Assistent, Dr. Bernstein", stellte Markitsch vor. „Jenkins und ich sind der Meinung, daß wir nur durch direkte Experimente eine Antwort auf unsere Fragen finden werden. Dr. Bernstein ist bereit, das Schiff zu verlassen, um die Materie - oder Nichtmaterie außerhalb der DERINGHOUSE zu untersuchen. Wenn Sie uns die Erlaubnis erteilen würden ..."
„Es war unsere Absicht, Ihnen ähnliches vorzuschlagen", unterbrach Bully. „Dr. Bernstein, ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie sich in größte Gefahr begeben. Wir können für Ihre Sicherheit nicht garantieren."
„Wer kann das schon?" sagte Bernstein.
Sie begleiteten ihn zu einer kleinen Nebenschleuse, wo er sich umzog und den Raumanzug anlegte.
Zusätzlich zu der normalen Luftversorgung wurde er mit der sogenannten Lifeline verbunden, einem sehr elastischen Schlauch, mehrere hundert Meter lang, der ihm im Notfall frische Atemluft zuführte.
Bernstein schüttelte den Zurückbleibenden die Hände und ging in die Luftschleuse. Hinter ihm fiel die Luke dumpf zu. Wenig später öffnete sich vor ihm die Außenluke, und er blickte in die absolute Finsternis des Raumes. Kein Stern war zu sehen, keine noch so weit entfernte Milchstraße. Selbst die gewaltige Kugel der DERINGHOUSE war nur zu ahnen. Aber Bernstein wußte, daß in der DERINGHOUSE Lichter brannten.
„Wie kommt es, daß ich das Licht nicht sehe?" fragte er. Keine Antwort.
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