0275 - Der Flug nach Barkon
Kommandant." Bully räusperte sich vernehmlich. „Mory, Oberst Masser ist ein sehr fähiger Offizier, der es nicht gern sieht, wenn man ihm dreinredet. Er weiß selbst, was er zu tun hat. Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, aber ..."
„Ja, ich weiß schon. Ich bin nur eine Frau und verstehe nichts von solchen Dingen. Mein lieber Bully, Ihre Vorurteile möchte ich auch nicht haben." Sie deutete auf den Panoramaschirm. „Soll ich Ihnen einmal etwas sagen? Wenn die Instrumente verrückt spielen, hier im Schiff aber alles in Ordnung ist, dann liegt es eben nicht an den Instrumenten oder am Schiff. Dann ist die Ursache draußen zu finden - draußen im Raum."
Bully sah sie entgeistert an. Er war blaß geworden. „Wie meinen Sie das - draußen?"
„Wie ich es sage, Bully. Kommen Sie mit in die Aussichtskuppel. Dort sind wir nicht auf Bildschirme angewiesen und sehen unsere Umgebung so, wie sie wirklich ist."
Bully gab keine Antwort. Zusammen mit Oberst Masser folgte er Mory in den Korridor und Antigravlift.
Fünf Minuten später betraten sie alle drei die Kuppel mit den transparenten Wänden.
In dem Raum für astronomische Beobachtungen brannte fast niemals Licht. Unter dem Interkomschirm glühte eine rote Lampe, das war alles. Meist genügte das von den Sternen einfallende Licht, um das Innere der Kuppel genügend zu erhellen.
Aber jetzt war es in der geräumigen Kuppel vollkommen dunkel. Nicht ein einziger Stern leuchtete im großen Abgrund, geschweige denn die beiden Galaxien. Es war, als gäbe es im ganzen Universum nur die GENERAL DERINGHOUSE und sonst nichts.
Bully ergriff Morys Hand und tappte sich vor bis zur Brüstung. Neben sich konnte er Oberst Masser ahnen, aber nicht sehen.
„Als ob uns etwas verschluckt hätte", sagte Oberst Masser heiser.
„Oberst ...!" begann Bully, wurde aber von Mory unterbrochen: „Ich habe das gleiche Gefühl. So muß jemand empfinden, der im Magen eines Wals sitzt. Aber das ist natürlich Unsinn ... oder nicht?"
„Natürlich ist es Unsinn!" wetterte Bully empört, weil er nicht begriff, was geschehen war. „Was sollte uns denn verschluckt haben? Es muß doch eine vernünftige Erklärung für das Phänomen geben.
Vielleicht eine Art Dunkelwolke, in die wir geraten sind."
„Sie muß hübsche Ausmaße haben", sagte Masser, „denn wir fliegen immerhin mit annähernder Lichtgeschwindigkeit."
„Nur eins verstehe ich nicht." Die beiden Männer wandten sich Mory zu, aber sie konnten sie nicht sehen. Sie fuhr fort: „Kann eine einfache Dunkelwolke die elektrischen und positronischen Anlagen eines Schiffes durcheinander bringen? Denn das ist es doch, was geschehen ist."
„Kaum." Oberst Masser hielt sich an der Brüstung fest. „Das muß andere Ursachen haben. Die Techniker sind schon dabei, den Fehler zu suchen und zu beheben."
„Sie werden keinen finden", vermutete Mory trocken. ,Sie schwiegen und schauten hinaus in die absolute Finsternis, in der es auch nicht die Spur von Licht gab. So hatte das Universum vielleicht vor der Entstehung der Materie ausgesehen.
„Im Schiff brennt das Licht", sagte Bully. „Einige der Anlagen funktionieren also noch. Vielleicht auch der Linearantrieb. Wenn wir einfach verschwinden, normalisiert sich die Lage vielleicht wieder. Obwohl ich, wie ich zugeben muß, viel zu neugierig bin, so mir nichts dir nichts zu verschwinden."
„Wir können es ja mal versuchen", schlug Masser vor, und in seiner Stimmung war offensichtliche Erleichterung.
Draußen im Korridor war es hell, und sie mußten die Augen schließen, so grell erschien ihnen nach der absoluten Dunkelheit das Licht. So schnell sie konnten, kehrten sie in die Kommandozentrale zurück.
Einige Techniker standen mit ratlosem Gesicht umher. Als sie Masser und Bully eintreten sahen, eilten sie auf sie zu.
„Nic hts, Sir... es ist nichts zu finden. Alles in Ordnung. Die Automatik arbeitet einwandfrei, die Positronik ist in Ordnung. Der Bildanlage fehlt nichts. Wenn Sie mich fragen, so würde ich sagen, auch draußen im Raum ist es jetzt dunkel ..."
„Genau das ist auch der Fall", unterbrach Masser, um die Diskussion abzukürzen. „Wir stecken in einem schwarzen Sack, wenn Sie mich fragen."
Bestürztes Schweigen folgte. Bully sagte: „Schalten Sie den Linearantrieb ein, Oberst."
Masser setzte sich hinter die Kontrollen. Es schien, als zögere er, die notwendigen Griffe zu tun, aber dann erwachte er wie aus einem Traum. Mit schlafwandlerischer Sicherheit drückte er auf
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