0275 - Der Flug nach Barkon
Barkoniden? Es sind immer die Guten, die sterben müssen."
„Die Tefroder starben auch, und die waren nicht gut."
Mory setzte sich. Auch Dr. Bernstein, Dr. Jenkins und Professor Markitsch kamen. Sie hatten die Tragödie über die Interkomschirme miterlebt und waren ebenfalls erschüttert. Die Wissenschaftler hatten darüber sogar ihre Differenzen vergessen.
Bernstein legte seine Hand auf Morys Arm.
„Sie dürfen sich jetzt keine Vorwürfe machen, Mory. Vielleicht wären viel schrecklichere Dinge geschehen, wenn wir nicht hierher geflogen wären."
„Ich dachte nur an die alte Prophezeiung, Dr. Bernstein. Rhodan erzählte mir davon. Bei seinen Besuchen auf Barkon wurde er später von dem Unsterblichen auf Wanderer gewarnt. Der Unsterbliche sagte ihm, die Barkoniden wären seine Freunde, aber wenn sie zur Milchstraße kämen, entstünde eine große Gefahr. Wir haben niemals begriffen, wie er das gemeint hat. Freunde können doch keine Gefahr sein dachten wir. Heute wissen wir, wie der Unsterbliche es meinte. Er hat es schon damals gewußt."
„Und er hat es nicht verhindert!" sagte Bully wütend.
„Der Unsterbliche ist mächtig, aber er ist nicht allmächtig", meinte Mory beschwichtigend. „Er darf in das Walten des Weltenschöpfers nicht eingreifen, er darf nur warnen - und manchmal einen kleinen Hinweis geben. Aber er darf die große Linie der Vorherbestimmung nicht sonderlich beeinflussen."
„Ich halte nichts von Vorherbestimmungen, Mory." Bully sah noch immer auf den Bildschirm, wo der gleißende Stern stand. „Gäbe es so etwas wirklich, ginge der Sinn des Lebens verloren. Wozu soll ich mich anstrengen, irgend etwas zu erreichen, wenn schon vorher bestimmt ist, daß ich mein Ziel niemals erreiche?"
„Sie wissen es aber nicht!" warf Dr. Bernstein in die Debatte. „Ob Bestimmung oder nicht, Sie wissen es nicht. Und darum werden Sie weiterstreben, um ihr Ziel zu erreichen. Aber ich glaube, daß ohne diese große Linie der Vorherbestimmung eine universale Ordnung nicht möglich ist. Es würde nur Chaos herrschen. Alles hat seinen Anfang, und alles hat sein Ende. Vielleicht gibt es in der Mitte, auf dem Weg von dem einen zum anderen, gewisse Variationen. Aber Anfang und Ende sind bestimmt und unveränderlich." Bully schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht daran. Ich glaube vielmehr daran, daß auch die scheinbar unbedeutendste Handlung eines einzelnen Menschen diese große Linie, wie Sie es nennen, entscheidend beeinflussen kann. Ich glaube somit an den Zufall."
„Das Universum soll ein Zufall sein?" Dr. Bernstein machte ein ungläubiges Gesicht. „Aber, Sir, das glauben Sie doch wohl nicht im Ernst?"
„Doch, das tue ich. Allerdings hat das Wort Zufall einen negativen Beigeschmack erhalten und seine wahre Bedeutung verloren. Setzen wir aber statt Zufall das Wort Entscheidungsfreiheit, dann sieht das schon alles ganz anders aus. Natürlich kann eine Handlung reiner Zufall sein, aber sie wird entscheidend auf gewisse Folgehandlungen einwirken. Sie verändert also das Geschehen, die große Linie, wie Sie es nennen."
„Und warum hat dann der Unsterbliche von Wanderer, der sicherlich dazu in der Lage gewesen wäre, den Opfertod der Barkoniden nicht verhindert? Er hätte ja nur die Tefroder davon abzuhalten brauchen, Barkon zu finden."
„Weil er vielleicht nicht durfte", sagte Bully ratlos.
„Und warum durfte er nicht, wenn Ihrer Meinung nach der Zufall das Universum regiert?" fragte Dr.
Bernstein leidenschaftlich. „Ich will Ihnen die Antwort geben: weil hinter allem eine Ordnung steht. Weil es keinen Zufall gibt, keine letztlich freie Entscheidung. Würde der Unsterbliche dieser Ordnung zuwiderhandeln, würde er vernichtet werden. Somit war auch das Ende der Barkoniden unausbleiblich und nicht zu vermeiden. Es stand schon vor fünfzigtausend Jahren fest."
Bully sah Dr. Bernstein ratlos an. Sein Blick glitt weiter zu Mory. Sie gab den Blick zurück, und dieser Blick gab Bernstein recht.
„Wir machen es uns leicht", sagte er nur.
Mory stand auf und ging zu ihm. „Seien Sie froh, Bully, daß es so ist. Sie würden Ihr Leben lang unter dem Vorwurf leiden, das Ende der Barkoniden herbeigeführt zu haben. Glauben Sie uns: Das ist aber nicht der Fall. Sie waren nur das Werkzeug einer Entwicklung, die mit der Entscheidung des Universums begann. Und sie wird erst dann enden, wenn es kein Universum mehr gibt. Kopf hoch, Bully. Sie tragen keine Schuld."
Oberst Masser sagte: „Die Sonne wird noch
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