0275 - Der Flug nach Barkon
Die Energiezapfstationen waren um den ganzen Planeten verteilt. Insgesamt mußten sie eine unvorstellbare Menge von Energie aus der Sonne holen und irgendwo im Innern des Planeten speichern. Es gab fünftausend dieser Stationen.
„Ich begreife nicht, wozu die Barkoniden derartige Energien benötigen", sagte Bully langsam.
„Vorausgesetzt, die Barkoniden wissen ü berhaupt etwas davon. Wir sollten sie fragen, Oberst, gehen Sie auf den alten Standort zurück und bleiben Sie stationär über dem empfohlenen Landeplatz. Wir werden eine Korvette mit Mindestbesatzung ausschleusen. Wollen doch mal sehen, was auf Barkon vor sich geht."
„Ich glaube", sagte Oberst Masser, „wir werden eine Überraschung erleben."
Er ahnte nicht, wie recht er mit seiner Vermutung hatte.
4.
Major Flowerbeard war von dem Auftrag nicht sehr erbaut. Er war ein fähiger Offizier und sehr darauf bedacht, sich bei jeder ihm bietenden Gelegenheit auszuzeichnen, aber der aus dem Eisschlaf erwachende Planet war ihm unheimlich.
Leutnant Mummer, sein Erster Offizier, war gleicher Meinung.
„Warum ausgerechnet mit einer Korvette?" fragte er den Kommandanten, als sie im Hangar der DERINGHOUSE auf den Start warteten. „Nicht, daß ich Mister Bull kritisieren möchte, aber meiner Meinung nach würden wir mit dem großen Schiff ein kleineres Risiko eingehen."
Flowerbeard wußte genau, daß Mummer nicht im Recht war, aber es machte ihm einfach Spaß, gegen seine Vorgesetzten zu opponieren. Das stärkte sein Selbstvertrauen.
„Natürlich ist die Kampfkraft der DERINGHOUSE größer und außerdem glaube ich kaum, daß uns außer den Naturgewalten Gefahren drohen. Na, wir werden ja sehen."
Leutnant Lukens, Navigations- und Ortungsoffizier, saß vor seinen Geräten. Er drehte sich um.
„Ich bin da nicht so sicher, Sir. Die Tefroder geben mir zu denken. Man sollte sie nicht unterschätzen."
Flowerbeard warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
„Die Tefroder, pah! Mit denen werden wir leicht fertig."
Der Telekom summte. Auf dem Bildschirm erschien Oberst Massers Gesicht.
„Start in dreißig Sekunden!" Der Hangar war leer. Dann öffneten sich die Luken, und die GD-K-7 schoß hinaus in den Weltraum. Sie ließ die DERINGHOUSE schnell zurück, blieb aber in ständiger Funkverbindung. Die ersten Wolkenfetzen trieben vorbei, als sie in die Atmosphäre eintauchte, und dann wurden die kahlen Felsen, die Ebenen und das Meer sichtbar.
Flowerbeard ging tiefer und wich mit viel Geschick einem plötzlich im Nebel auftauchenden Gebäude aus, das annähernd zweihundert Meter hoch war. Hinter ihm stieß Leutnant Mummer ein Schnaufen aus.
„Das war aber knapp", flüsterte er verblüfft. „Was war denn das? Ein Wolkenkratzer?"
„Jedenfalls ein künstliches Gebilde", stellte der Kommandant fest. „Ich habe gehört, die Barkoniden wohnten unter der Oberfläche. Oder sollte das Ding mit einer dieser Kraftstationen identisch sein, die geortet wurden?"
„So groß?"
Aus der DERINGHOUSE meldete sich Bully: „Wovon sprechen Sie, Major? Ein Gebäude?"
Flowerbeard schilderte in kurzen Worten die Begegnungen mit dem Wolkenkratzer. Es lag nun mal in seiner Natur, immer ein wenig zu übertreiben, und so konnte sich Bully nur wundern.
„Zweihundertfünfzig Meter, meinen Sie? Um Wohnhäuser kann es sich nicht handeln, bleiben also nur die Kraftstationen. Aber so hoch ...? Seien Sie vorsichtig, und landen Sie nur dann, wenn Sie ganz sicher sind, daß Sie das Schiff nicht gefährden."
Die weite Ebene, die zwischen dem Meer und dem Gebirge lag, bot sich direkt für eine Landung an.
Major Flowerbeard umrundete das Gebiet zweimal, ehe er sich entschloß, die Korvette niederzusetzen. Er war ein guter Pilot, und das Kugelschiff setzte so weich auf, als sei es auf Federn gelandet, Flowerbeard schaltete den Antrieb ab.
„Nun?" sagte er und sah seinen Ersten erwartungsvoll an.
„Fein", meinte der, denn eine andere Antwort wurde von ihm nicht erwartet.
Leutnant Lukens blieb vor seinen Gerä ten sitzen. Alle Orterschirme waren erleuchtet. Auch der Panoramabildschirm war in Betrieb und zeigte die nähere Umgebung des Schiffes in naturgetreuen Farben. Viel war im ersten Augenblick nicht zu sehen.
Am Horizont standen zwei der hohen Gebäude, und genaue Messungen ergaben, daß sie einhundertfünfzig Meter hoch und sehr wuchtig gebaut waren. Durch unsichtbare Zapfstrahlen waren sie mit der Sonne verbunden. Dazwischen lag das Felsplateau. Es war ohne
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