0276 - Im Safe versteckt man keine Leichen
hatte. Meine Forderung war, daß er ihr seine Verfehlungen beichten sollte. Aber dazu fehlte ihm wohl der Mut. Wie ich gehört habe, hat er auch noch andere Freunde gefragt, doch alle stellten sich auf meinen Standpunkt. Heute mache ich mir natürlich die größten Vorwürfe. Hätte ich ihm den Betrag gegeben, wäre Ellen heute womöglich noch am Leben.«
»Das ist nicht gesagt, Mr. Button«, beruhigte ich ihn. »Durch das Fehlen der 100 000 Dollar erscheint das Tatmotiv ziemlich klar. Es gibt jedoch ein Merkmal, welches zu keiner unserer Überlegungen so recht passen will. Kennen Sie einen Club, der als Abzeichen eine geballte Faust mit gebündelten Blitzen hat?«
»No! Spielt ein solches Abzeichen eine entscheidende Rolle?«
Phil schaltete sich in unser Gespräch ein. »Kennen Sie Bella Austin, Mr. Button?«
»Ja! Bella gehört zum Chor eines New Yorker Broadway-Theaters. Bella ist bestimmt kein Krösus. Dennoch ist sie ständiger Gast auf unseren Parties. Sie sieht blendend aus, ist stets fröhlich und eine vorzügliche Tennis-Partnerin.«
»Bella Austin ist tot, Mr. Button«, sagte Phil ruhig.
»Wie?«
Seine Überraschung war echt.
»Man fand sie gestern morgen erschossen in Mount Vernon auf. Wußten Sie, daß Watkins dort eine zweite Wohnung hat?«
Er nickte. »Yes! Alle wußten es, nur Gloria nicht. Hat man Bella etwa in seiner Wohnung gefunden?«
»In seinem Schlafzimmer.«
»Sehen Sie, Mr. Button«, sagte ich. »Die Untersuchungen unserer ballistischen Abteilung haben inzwischen einwandfrei ergeben, daß Bella Austin mit derselben Waffe erschossen wurde wie Ellen Summerhill. Beide Frauen müssen ihren Mörder sehr gut gekannt haben. Er erschoß sie aus nächster Nähe. Bei beiden Frauen fanden wir unter der linken Fußsohle einen Stempelabdruck. Eine geballte Faust, die ein Bündel Blitze umklammert. Darum auch meine Frage, ob Ihnen ein solches Zeichen bekannt ist?«
»Bestimmt nicht, Mr. Cotton«, sagte Button. »Ich glaube auch nicht, daß es sich dabei um ein Vereinsabzeichen handelt. Bella hatte.zwar so manche ausgefallene Idee, aber Ellen hätte so einen Hokuspokus auf keinen Fall mitgemacht.«
»Gab es in Ihrem Freundeskreis Menschen, die Differenzen mit Miß Austin oder Miß Summerhill hatten?« fragte Phil.
Er schüttelte den Kopf. »Davon ist mir nichts bekannt, Mr. Decker.«
»Mit dieser Antwort habe ich auch gerechnet. Die Tatsache, daß wir in Watkins‘ Wohnung eine Pistole fanden, aus der erst vor kurzem geschossen wurde, spricht wohl für sich.«
Ich sah Button an. »Mr. Button hat sicher nichts dagegen, Phil, wenn du mal eben telefonierst? Vielleicht sind unsere Leute schon fertig mit der Untersuchung der Waffe.«
Button nickte. »Aber, bitte, Mr. Decker! Bedienen Sie sich.«
Phil rief in der Zentrale an. Als er den Hörer wieder auflegte, sah er mich triumphierend an.
»Hai Saxon bestätigt meine Vermutung, Jerry. Beide Frauen sind mit dieser Waffe erschossen wurden. Damit können wir die Akten dem Schwurgericht übergeben.«
Ich stand auf.. »Mr. Button, dürfte ich Sie trotzdem um eine Liste bitten, in der alle Namen Ihres Party-Kreises enthalten sind?«
Er überlegte kurz. »Ich mache Ihnen einen anderen Vorschlag, Mr. Cotton. Am Mittwochabend soll unser nächstes Treffen stattfinden. Ich möchte Sie dazu einladen. Sie können dann alle Leute persönlich kennenlernen.«
»Glauben Sie, daß Ihr Kreis nach den beiden Morden auf eine Party erpicht ist?«
»Warum nicht? Es wird zwar nicht gerade Hochstimmung herrschen, aber die Morde werden eine Menge Gesprächsstoff bilden.«
»Wann und wo findet die Party statt?«
»Bei Fargo Bannister, West 52. Straße. Nummer 608 liegt gegenüber dem De Witt Clinton Park. Die Party steigt um 21 Uhr. Wenn Sie wollen, hole ich Sie ab?«
»Wir sind motorisiert. Hoffentlich stört sich Mr. Bannister nicht an uns?« Button lächelte. »Keine Sorge, Mr. Cotton! Ich führe Sie als Geschäftsfreunde meines Vaters ein. Daran kann auch Fargo sich nicht stoßen.«
»Schön, Mr. Button! Bis Mittwoch dann.«
Wir verabschiedeten uns von ihm. Ein Diener führte uns hinaus.
***
Punkt 18 Uhr betraten wir, ohne anzuklopfen, Horleys Büro. Er war nicht da. Stattdessen saßen zwei wahre Kleiderschränke an seinem Schreibtisch. Sie spielten ein besonders schönes Spiel. Es nennt sich Whisky-Chi, Würfelspiel Chicago. Der Clou besteht darin, daß der Gewinner jeder Runde sich einen Whisky einschenken darf. Einer der beiden Preis-Catcher schien eine
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