0277 - Dämonenschlacht um Troja
knietiefen Wasser feindlich gegenüber gestanden hatten, von den schweren Bronzepanzern in die Tiefe gezogen wurden.
Am Ufer heulten die Männer des Idomeneus wie ein Rudel hungriger Wölfe. Wer von den Trojanern das rettende Ufer erreichte, wurde von den Doppeläxten der Kreter niedergemacht.
»Hilfe … Hil…!« brüllte Professor Zamorra. Doch schon nahte eine neue Woge heran und ließ ihn Wasser schlucken. Er durfte nur dann Luft holen, wenn sich für einen Moment ein Wellental bildete. Achilles jedoch, der bis zur Brust aus dem Wasser hervorlugte, und den Zamorra eisern festhielt, rief zu seinen Göttern.
»Es ist Selbstmord, dem Achilles zu Hilfe zu eilen!« murmelte der Fürst von Kreta, zu dessen Füßen die Wellen des Skamandros in ihren Ausläufern plätscherten. »Er ist zu weit weg. Wir haben keine Seile, die wir ihm zuwerfen könnten. Und wer es wagt, jetzt in den Fluß zu steigen, ist ein Mann des Todes. Furchtbar zürnt der Gott des Flusses, daß ihm Achilles das klare Wasser mit dem Blut der Trojaner besudelt. Flehen wir zu den Göttern, daß sie ihn erretten mögen…!«
Doch während am Ufer die Bittgebete der Männer von Kreta erschollen, kämpfte Professor Zamorra mit dem nassen Tod des Ertrinkens …
***
»Am Eingang stehen zwei Wachen!« machte Helena Michael Ullich aufmerksam. Vorsichtig äugte der Junge um die Mauerecke, die zu einer Wachstube führte, hinter der sich der Ausgang des Kerkers befand.
Zwei ältere Krieger, die den Strapazen einer Feldschlacht nicht mehr gewachsen waren, hatten es sich auf lederüberzogenen Schemeln gemütlich gemacht und spielten ein Knöchelspiel. Rasselnd rollten die Würfel über den roh behauenen Tisch.
»Ein sehr guter Wurf!« sagte einer der Männer lobend. Im gleichen Augenblick sauste ein Stein heran, den Michael Ullich schon in seinem Kerker losgebrochen hatte und mitführte. Der Kopf des Sprechers wurde getroffen. Ohne einen Laut sackte er in sich zusammen.
»Wirklich ein sehr guter Wurf!« bemerkte Michael Ullich wie ein Echo.
Brüllend vor Wut rannte der andere Wächter auf ihn zu. Das Kurzschwert blinkte in seiner Faust. Gedankenvoll bog Michael Ullich den Körper zur Seite. Die Bronzeklinge zischte eine Handbreite an seinem Körper vorbei. Dafür sauste der Krieger genau in einen gut placierten Schwinger, den der Junge mit besonderer Geschicklichkeit führte.
»Du hast dich falsch ausgedrückt Helena!« erklärte er dann mit Gemütsruhe. »Am Eingang liegen Wachen. Doch da es für uns der Ausgang ist, hat das eigentlich keine Bedeutung. Komm jetzt!«
Er griff die Frau an der Hand und zog sie vorwärts. Für einen Moment blendete ihn das helle Sonnenlicht. Auch die Wunde begann wieder zu schmerzen. Doch Michael Ullich biß die Zähne zusammen und ging mit schnellen Schritten vorwärts. Auf die Weite der Entfernung konnten Helena und er in den Rüstungen tatsächlich für zwei Krieger gehalten werden, die dem Kampfe zustrebten.
Helena ging voran. Öfters blieb sie stehen, um zu lauschen. Denn obwohl der Helm ihr Gesicht fast völlig verdeckte, war ihr ganzer Körper doch zu sehr weiblich gebaut, als daß man ihre geschmeidigen Bewegungen für die eines Mannes gehalten hätte.
Durch einige enge Gassen gelang es ihnen, die Agora, den Marktplatz von Troja, zu umgehen und sich der gewaltigen Ringmauer zu nähern. Michael Ullich betrachtete mißtrauisch die Mauer, auf denen in kurzen Abständen Wachen patrouillierten.
»Hinaufzukommen ist leicht!« überlegte er. »Da oben einige Wächter zum Schlafen zu bringen dürfte auch keine Schwierigkeiten bereiten. Aber wie kommen wir an der anderen Seite der Mauer wieder runter? Da oben werden doch nicht zufällig einige Stricke herumliegen?«
»Es gibt einfachere Wege, um nach Troja zu gelangen!« erklärte Helena. »Überall in der Mauer sind kleine Ausfallpforten. Die Griechen sind noch nie nahe herangekommen, um die Pforten zu finden. Sonst hätten sie Troja längst erobert!«
»Wie soll man denn ohne Waffen und im kurzen Hemdchen Troja erobern?« wunderte sich Michael Ullich, Helena sah ihn fragend an. Nach einer kurzen Frage wußte Michael Ullich, daß sie von dem Dämonenbaron keine Ahnung hatte.
»Hier!« zog ihn Helena in eine Mauernische, hinter der sich eine kleine Tür aus starken Holzbohlen verbarg, durch die ein Mann gebückt aus- und einhuschen konnte. »Hier hinter ist die Freiheit. Folge mir, Geliebter, und bring mich zu Menelaos, der…!«
Die Worte erstarben. Denn im
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