0277 - Dämonenschlacht um Troja
gleichen Augenblick wurde die Pforte von außen geöffnet. Der schöne Jüngling im Leopardenfell mit dem mädchenhaften Antlitz war Michael Ullich nur zu gut bekannt.
»Paris!« fauchte er. »Was soll das?«
»Vorwärts!« kreischte der Prinz. »Ergreift sie beide, bevor sie zu den Griechen überlaufen können. Ich will sie lebendig!« Dabei sprang er hinter zwei mit Speeren bewaffnete Krieger, die sofort auf Michael Ullich eindrangen.
»Feigling!« zischte Michael Ullich, während er die beiden Speere zur Seite stieß und die Faust genau auf der Kinnspitze des einen Kriegers landete, während den anderen auch sein Brustpanzer nicht vor dem Tritt schützte, den der Junge auf ihn abfeuerte. Beide Gegner brachen wie vom Blitz gefällt zusammen.
»Auf ihn! Alle zugleich!« befahl Paris. »Und ergreift den anderen Mann, bevor er flieht!« Dabei drückte er sich zur Seite, daß die Männer, die ihm folgten, sich auf Michael Ullich werfen konnten, bevor dieser einen der Speere emporraffen konnte. Denn Helena hatte zwar an trojanische Rüstungen, nicht aber an Waffen gedacht.
Ein schriller Schrei gellte auf, als die beiden Krieger Helena ergriffen und zu Boden schleuderten. Scheppernd rollte der Helm von ihrem Haupt und gab die langen, dunklen Locken der schönen Frau frei. Paris schrie auf wie ein verwundetes Tier, als er erkannte, wer der Krieger war, der hier aus der Stadt fliehen wollte!
»Helena!« stöhnte er. »Warum wolltest du mich verlassen, Helena?«
»Warum?« fragte die Griechin höhnisch und wies mit dem Kopf auf das zuckende Knäuel aus Armen, Beinen und Leibern, deren Zentrum Michael Ullich war, der wie ein Leopard in der Schlinge wirbelte. »Sieh genau hin, Paris. So kämpft ein Mann. Das ist ein Mann!«
»War er … war er so viel besser?« stieß Paris hervor.
»Ein wahrer Mann hat nicht nur die Begabung, in der die Götter dir besondere Kräfte verliehen haben«, erklärte Helena trocken. »Laß dir einen Philosophen kommen, wenn du wissen willst, was einen Mann ausmacht. Oder sieh dir Hektor, deinen Bruder an. Bei Aphrodite, der Liebesgöttin. Lieber will ich wieder an der Seite dieses Säufers und Wüstlings Menelaos leben als meine Tage mit deiner memmenhaften Weibischkeit vertun!«
»Du tust mir unrecht, Helena!«
»So? Und warum bist du dann nicht im dichtesten Kampfgetümmel vor den Toren?« höhnte die Griechin. »Ich vermeine dort draußen Feldgeschrei und Waffengeklirr zu vernehmen. Wo ist denn mein Streitbarer Gatte? Der Turm in der Schlachtreihe der Trojaner?«
»Herrin!« wagte einer der Krieger zu sagen. »Der Feind ist übermächtig. Der fürchterliche Achilles ist wieder auf dem Kriegsschauplatz. Unsere Völker fliehen!«
»Ha, und mein tapferer Gatte flieht mit ihnen!« zischte Helena. »Menelaos würde kämpfen. Und Hektor wird kämpfen. Hektor, das ist ein Mann!«
»Auch ich bin ein Mann. Nur halte ich nichts davon, den Helden zu spielen!« verteidigte sich Paris wütend. »Denn Helden haben meist ein sehr kurzes Leben. Siehst du Hektors Lorbeeren? Warte es ab, bald wirst du die Zypressen des todeskühnen Mannes sehen!«
»Kannst du etwa leben, ohne Ehre?« fragte Michael Ullich, den vier Mann bändigten und in Fesseln schlugen.
»Besser ein lebendiger Hund, als ein toter Löwe!« grinste Paris. »Ha, ich kenne dich doch. Du bist der Krieger, den mein Pfeil traf und den Kassandra zum Opfer bestimmte. Was hast du mit Helena zu schaffen?«
»Ich habe sie im Kerker überwältigt und sie gezwungen, mir hinaus zu helfen!« versuchte Ullich, das Vorhaben der Griechin zu decken.
»Überwältigt! Hehehe! Nennt man das in euerer Sprache überwältigen, fremder Krieger? Nun, ich hoffe, du hast Helena gegeben, was sie ersehnte!«
Ganz dicht trat er bei diesen Worten an Michael Ullich heran, während Helena ein leises Schluchzen ausstieß. Das Messer des Paris kitzelte Michael Ullich an der linken Brustseite.
»Hast du … hast du ihr gezeigt, was ein wahrer Mann ist?« fragte er gefährlich leise. »Überlege dir die Antwort genau, wenn du weiterleben willst!«
Michael Ullich maß ihn mit einem eisigen Blick. Und dann – spie er dem Königssohn Paris mitten ins Gesicht.
Der Sohn des Priamos heulte wie ein Schakal. Seine Hand krümmte sich um das Heft des Messers. Der Junge spürte, wie das Verlangen in ihm raste, zuzustechen. Die nadelspitze Klinge drang leicht in die Haut ein. Schmerzsignale rasten durch Michael Ullichs Körper.
»Seht, Krieger!« sagte er und bemühte
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