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0278 - Amoklauf des Messerstechers

0278 - Amoklauf des Messerstechers

Titel: 0278 - Amoklauf des Messerstechers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tiefe.
    Zwei rudernde Armbewegungen brachten mich wieder an die Oberfläche, und jetzt sah ich den Schädel dicht vor mir. Er war fast zur gleichen Zeit aus dem Wasser gestoßen wie ich. Ein abgrundtief häßliches Gesicht starrte mich an. Lappige, feuchte Haut, aufgedunsen, weich und dennoch an altes Leder erinnernd. Die Schnittstelle, an der man vor langer Zeit den Kopf vom Rumpf abgetrennt hatte, lag glatt vor mir. Ich sah die weit aufgerissenen Augen, den offenen Mund, in den das Wasser hineinschäumte, und ich sah auch, daß er sich bewegte.
    Worte drangen nicht aus ihm hervor, nur gurgelnde Geräusche, und das Meerwasser sprühte mir als Schaum entgegen.
    Noch steckte mein Dolch in der Scheide. Aber nicht mehr lange. Als ich den Griff in der Hand hielt, warf ich mich sofort nach vorn und stach zu.
    Ich hatte auf die Kopfmitte gezielt, denn ich wollte diesen häßlichen Schädel mit einem Stich zerstören, doch er war so schnell, daß ich ihn verfehlte.
    Wie ein Blitz drehte er sich und hüpfte zur Seite, wobei er mich an einen Korken erinnerte, der auf den Wellen schwamm.
    Ich nahm die Verfolgung auf und war sicher, schneller als der Schädel zu sein. Die Kraulbewegungen brachten mich ziemlich nahe an ihn heran.
    Noch ein gewaltiges Vorschnellen meines linken Arms, dann klatschte meine Hand auf die nassen, aneinanderklebenden Haare, die ich zwischen meine Finger drehte und den Kopf nicht losließ. Ich riß ihn zu mir heran.
    In den nächsten Sekunden merkte ich, wie sich dieser Kopf bewegen konnte. Er drehte sich in meiner Hand, der Mund entließ Töne und schrille Schreie, vor seinen lappigen Lippen sprühte das Wasser.
    Schaumbläschen quollen aus dem Mund.
    Eisern hielt ich fest, obwohl der Kopf mit aller Macht versuchte, sich aus meinem Griff zu drehen. Und es gelang ihm tatsächlich. Wenn die Haare nicht naß gewesen wären, hätte ich es vielleicht geschafft, so aber entwischte er mir und sank in die Tiefe.
    Auch ich tauchte.
    Nur schwach war er zu erkennen. Er bewegte sich seltsam hektisch voran, wobei er dorthin entkommen wollte, wo der Felsen aus dem Wasser ragte.
    Ich war schneller, tauchte noch tiefer, befand mich plötzlich unter ihm und kam im nächsten Augenblick hoch.
    Mit dem Messer.
    Und das bohrte sich in den Halsstumpf. Der Dolch bestand aus Silber, war dem Guten geweiht, besaß große Kräfte, und er verschwand fast bis zum Heft in der Masse, so hatte ich den Schädel aufgespießt, der nun zu spüren bekam, daß seine dämonische Existenz nicht ewig dauern konnte.
    Der Kopf verging — aber er kämpfte. Auf der Klinge begann er zu tanzen, drehte sich dabei und versuchte mit aller Macht, sich wieder zu lösen.
    Ich hatte vor dem Tauchen nicht tief genug einatmen können und mußte wieder in die Höhe, um nach Luft zu schnappen. Wasser drang in meinen Mund, und ich keuchte.
    Aber der Schädel steckte noch immer auf der Klinge. Ich hatte den Dolchgriff eisern festgehalten, schwamm wieder über Wasser und schaute zu, wie der Kopf allmählich zerbrach.
    Von der Stirn bis zum Halsstumpf und genau zwischen den Augen entlang führend zog sich ein Riß breit wie ein Finger. Und er wurde von Sekunde zu Sekunde größer, denn die beiden Hälften wollten zu unterschiedlichen Seiten hin wegkippen.
    Eine nach links, die andere nach rechts. Dabei war auch der Mund aufgerissen, und die Lippe erwischte es ebenfalls, denn die lappigen Fetzen wurden gespaltet.
    Es war ein schauriger Vorgang, dem ich zuschaute, aber ich hielt mich eisern und wartete so lange, bis der Kopf zerbrochen war.
    Die beiden Seiten kippten plötzlich weg. Das dabei entstehende Knirschen übertönte selbst das Klatschen der Wellen, ein häßliches Geräusch, als würde etwas zerreißen.
    Eine kleine Welle rollte heran, schwemmte auch über meinen Arm, spülte unter den Schädel, bekam ihn zu packen und schob die beiden Hälften kurzerhand weg.
    Ich schaute wieder auf die leere Dolchklinge.
    Während ich das Wasser trat, blickte ich in die Tiefe. Dort verschwanden die beiden Schädelhälften. Sie wurden praktisch vom Wasser aufgesaugt, und ich konnte ihren Weg nur ein Stück verfolgen, weil mir das Wasser sehr schnell die Sicht nahm.
    Hatte ich es geschafft? War dieser El Diablo jetzt vernichtet? Ich hoffte es stark, doch irgendwie blieb ein Restgefühl zurück, das mir sagte, es nicht gepackt zu haben.
    So einfach machte es uns kein Dämon.
    Ich drehte mich auf der Stelle, weil ich zum Felsen schauen wollte, wo sich Suko noch

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