0278 - Amoklauf des Messerstechers
übergroßen Käfer in den Sinn.
Das mußte El Diablo sein!
Es gelang ihm, den oberen Buckel des Felsens zu erklettern. Dort verharrte er für einen Augenblick und schien zu einer Salzsäule erstarrt zu sein, bevor er seine Hände vom Gestein löste und sich langsam in die Höhe stemmte.
Suko und ich schauten gespannt zu. »Das gibt es doch nicht!« hauchte mein Freund. »Verdammt, das ist…«
Er schwieg, denn El Diablo, der Pirat des Teufels, drehte sich ganz langsam.
Wie eine Zeitlupenaufnahme kam uns diese Bewegung vor. Als wollte er es genießen, sich erst nur intervallweise zu zeigen, bis er die Drehung um 90 Grad geschafft hatte und er uns anschaute.
Die Distanz war relativ groß, hinzu kam die Dunkelheit, dennoch hatte ich das Gefühl, als würden sich unsere Blicke förmlich ineinander bohren.
Schweigend standen wir da. Suko und ich atmeten auch nur flach. Wir wollten uns durch nichts verdächtig machen, sprachen kein Wort, dennoch gab es zwischen dem Piraten und uns so etwas wie eine Kommunikation. Es war ein nicht sichtbarer Strom, der da zwischen uns herfloß, wobei wir beide spürten, daß wir zu Feinden geworden waren.
»Für eine Kugel ist die Entfernung zu groß!« zischte Suko durch die Zähne. Ich gab ihm recht.
Vielleicht wußte El Diablo das und präsentierte sich deshalb so stolz und in seiner ganzen Grausamkeit.
Zum erstenmal sahen wir das Mördermesser!
Bisher hatte er die rechte Hand ziemlich dicht an seinen Körper gepreßt gehabt. Nun aber spreizte er den Arm ab und drückte ihn langsam in die Höhe, so daß wir die Klinge sehen konnten.
Selbst bei dieser Entfernung war zu erkennen, welche Ausmaße das Messer besaß.
Unwahrscheinlich. Fast so breit wie ein Spatenblatt, an den beiden Seiten bestimmt tödlich scharf geschliffen, so schätzte ich das Köpfermesser ein.
Er drohte damit.
Die Spitze stach in die Luft, sie schien den düsteren Himmel aufreißen zu wollen, bevor der Unheimliche auf dem Felsen seinen Arm wieder bewegte und ihn nach unten in unsere Richtung drückte.
Jetzt wies die Klinge auf uns.
Ein seltsames Gefühl durchrieselte mich. Das Blut schien schneller durch meine Adern zu laufen, und auch Suko verspürte ein ähnliches Gefühl, das konnte ich ihm ansehen, denn er hatte die Augenbrauen gehoben und die Stirn gerunzelt.
»Was will er damit sagen?« flüsterte mein Freund.
»Daß er uns auch holen will!«
»Dann soll er kommen!« knirschte der Inspektor.
»Da wirst du kaum Glück haben.«
Die Überraschungen nahmen noch kein Ende, denn der Unheimliche tat etwas, womit wir wirklich nicht gerechnet hatten. Seine linke Hand war noch frei. Den Arm winkelte er jetzt an, er senkte seine Finger den Haaren zu, griff hinein und zog plötzlich seinen Schädel ab.
Wir waren sprachlos. Damit hätten wir nicht gerechnet. Wie andere Leute ihren Hut hoben, so nahm er kurzerhand seinen Schädel hoch, hielt ihn an den Haaren gepackt, zudem ein wenig von seinem Körper entfernt, und im nächsten Augenblick gellte uns sein satanisches Gelächter entgegen.
Es war grausam, unheimlich, schallend und auch siegessicher. El Diablo genoß in diesen Augenblicken seine Macht. Er war zurückgekehrt und ließ sich nicht aufhalten.
»Verdammt!« hauchte Suko. »Wie können wir dem nur an den Kragen!«
Ich verzog das Gesicht. »Das schaffen wir nicht so einfach. Wenn ich meinen Bumerang hätte, dann ja.«
»Mein Stab nützt mir auch nichts. Sobald ich das Wort Topar gerufen habe, erstarrt alles, aber die fünf Sekunden sind einfach zu kurz. Mist auch.«
Da brauchte ich meinem Freund nicht zu widersprechen. El Diablo konnte uns verhöhnen, er konnte uns verspotten und uns zum Narren halten. Solange wir am Ufer stehenblieben, war da nichts zu machen.
Die Überraschungen nahmen kein Ende. Plötzlich bewegte er seinen linken Arm. Er schlug damit einmal einen Kreis, der Kopf schwebte plötzlich über dem Wasser, und im nächsten Augenblick ließ El Diablo die Haare los.
Der Schädel fiel nach unten.
Wir hörten noch das Platschen, als er auf die Wasserfläche fiel und im nächsten Moment verschwunden war, wobei noch einige Spritzer in die Höhe flogen.
Kopflos stand er auf dem Felsen!
Noch hielt er die rechte Hand hoch und damit auch das verfluchte Köpfermesser.
Ein Zeichen des Sieges, ein Beweis seiner schaurigen Existenz, seiner Unsterblichkeit, die er erlangt hatte, und im nächsten Augenblick stieß er sich ab.
Ein wenig nur krümmte er seinen Körper, der danach einen
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