0278 - Tupilak, das Schneemonster
das Amulett ihm den Dienst. Aber es gehorchte ihm ja, und dennoch wirkte es nicht. Es vermochte den Tupilak nicht zu verletzen! Etwas Ähnliches hatte Zamorra bisher nur bei den Meeghs erlebt, jenen Weltraumdämonen, die eine Zeitlang die Erde terrorisiert hatten, bis es ihm gelang, sie in ihrer eigenen Dimension entscheidend zu schlagen. Aber das hier war kein Meegh. Dies war eine nicht wirklich lebende Kreatur eines Inuk-Schamanen…
Allmählich begann Zamorra zu fürchten, daß die Innuit Recht hatten.
Daß es wirklich keine Möglichkeit gab, den Tupilak zu vernichten…
Seine linke Hand umklammerte den geschnitzten Ju-Ju-Stab. Aber der reagierte nicht auf den Tupilak. Zamorra hatte ihn auch nur vorsichtshalber mitgenommen. Sozusagen als Rückversicherung für den Fall der Fälle. Denn der Ju-Ju-Stab sprach nur auf Dämonen an, wirkte dann aber absolut tödlich.
Das hier aber war kein Dämon.
Naugor schoß jetzt doch. Er feuerte auf das Maul des heranfegenden Ungeheuers, jagte die Ladung beider Gewehrläufe hinein. Es nützte nichts. Der Tupilak war unverwundbar. Zamorra hob wieder die Kombiwaffe, schaltete auf Elektroschock. Aber auch das half nicht. Der Tupilak besaß keinen lebenden Organismus mit einem körpereigenen elektrischen Feld, das durch den Schuß aus der Waffe »kurzgeschlossen« werden konnte und dadurch eine vorübergehende Nervenlähmung auslöste.
Naugor floh jetzt doch. Er warf das Gewehr weg und hetzte auf seinen Schneeschuhen davon, so schnell er konnte. Es würde ihm nicht viel helfen. Der Tupilak konnte den geringen Vorsprung jederzeit zunichtemachen, sobald er mit Zamorra fertig war.
Noch einmal versuchte Zamorra es. Stab, Laser und Amulett zusammen.
Aber er war nicht mehr in der Lage, sich genügend zu konzentrieren, daß er Merlins Stern einsetzen konnte. Der Laserstrahl fuhr in das aufgerissene Maul, das kurz zuklappte und sich wieder öffnete; der Tupilak spie eine Feuerwolke aus. Das war alles. Er war unverletzt. Der Zauber des Schamanen schützte ihn.
Eine Bestie, gegen die es kein Abwehrmittel gab…
Da war sie schon heran.
Ein wilder Prankenhieb erfaßte Zamorra, schleuderte ihn über den Schnee. Mit den Beinen knallte er gegen den Pfahl, an dem er vorhin noch gehangen hatte. Der Tupilak bremste mit vorgestreckten Vorderbeinen, wirbelte Schnee auf und schnappte mit seinem gefräßigen Maul und den riesigen Zähnen nach dem Parapsychologen.
Zamorra hörte jemanden laut schreien und wußte nicht, daß er selbst es war, der schrie. Die Todesangst machte auch vor ihm nicht halt.
Das hier war das Ende…
***
Nicoles feine Sinne fühlten die magische Kraft, die von den Zeichen im Schnee ausgingen. Der Ruf, der Zwang, dem sich der Gerufene nicht widersetzen konnte…
Die drei Skelettkrieger, die die Zeichen gemalt hatten, traten zurück zu ihren Pferden, von denen Nicole immer noch nicht begriff, wie sie sich hier in dieser Schneelandschaft bewegen konnten. Aber auch hier wirkte dunkler Zauber.
Die beiden anderen zerrten sie mit sich, auf die Zeichen zu. Nicole hegte keine Hoffnung mehr, daß die Skelett-Krieger sie loslassen würden.
Ihnen würde es nichts ausmachen, sich zu opfern, ebenfalls von den Zähnen des Tupilaks zermalmt zu werden. Wenn ihr Herr und Meister es befahl, gab es keinen Widerspruch.
Sie lebten ja schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Sie waren seelenlose Skelette, von der Kraft schwarzer Höllenmagie zusammengehalten und bewegt.
Aber dann ließen die beiden sie doch los!
Nicole spürte einen Schlag im Rücken, der sie vornüber in den Schnee warf. Sie war unvorbereitet, konnte sich nicht mehr abfangen und schlug hart auf. Für Sekunden blieb sie benommen liegen. Diese wenigen Sekunden aber genügten den beiden Skelett-Kriegern.
Sie zogen einen Doppelkreis um Nicole und traten dann zurück.
Als sie wieder aufsprang und davonzulaufen versuchte, prallte sie jäh gegen eine unsichtbare Wand. Sie erhob sich da, wo sich der Doppelkreis befand, und schloß sie ein. Und als sie daran entlang tastete, stellte sie fest, daß diese unsichtbare und undurchdringliche Wand kuppelförmig gewölbt war, sich also auch über ihr schloß.
Und sie fand ihre Fortsetzung auch unter dem Schnee. Es gab keine Möglichkeit, sich freizugraben.
Nicole blieb stehen, lehnte sich an die schwarzmagische Sperre, die wie eine feste Mauer war. Vielleicht hätte sie es damals geschafft, durchzubrechen, als sie noch das schwarze Blut besaß. Jetzt aber…
Sie war gefangen.
Aber
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