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028 - Das Monster und die Schöne

028 - Das Monster und die Schöne

Titel: 028 - Das Monster und die Schöne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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hinauf und mal hinunter. Und dann war sie plötzlich verschwunden.
    »Tanja?« fragte ich.
    Doch sie antwortete nicht.
    Ich durchsuchte die angrenzenden Räume, fand aber keine Spur von ihr. Ich hatte keine Ahnung, in welchem Teil des Schlosses ich mich aufhielt. Das beste war wohl, wenn ich zum Schloßtor ging. Aber so einfach war das gar nicht, wie ich nach wenigen Minuten feststellte. Ich hatte mich in den unzähligen Gängen verlaufen. Immer wieder rief ich nach ihr, doch es blieb still.
    Ich wußte nicht, wie lange ich so herumgeirrt war, als ich endlich einen bekannten Raum entdeckte. Es war der große Saal, in dem die Ölbilder hingen. Ich sah mir nochmals das Bild Olga Lopatins an und das daneben. Es zeigte einen hochgewachsenen schwarzhaarigen Mann, der einen scharlachroten Umhang trug, der mit einem Hermelinkragen verziert war. Auf der Tafel unter dem Bild stand: Graf Nikolai von Lopatin. Im Unterschied zu den anderen Bildern stand keine Jahreszahl darunter. Ich vermutete, daß er Olgas Mann gewesen war, der letzte aus dem Geschlecht der Lopatins.
    Nachdem ich flüchtig auch die anderen Bilder angesehen hatte, kehrte ich zu Nikolai Lopatin zurück. Irgend etwas fesselte meine Aufmerksamkeit. Ich trat einen Schritt zur Seite und hielt den Kopf schief. Das Bild reflektierte stark das einfallende Licht. Und plötzlich sah ich es! Die Hand des Grafen lag auf einem Tisch, und neben der Hand stand eine handgroße Figur: der Wijsch. Soweit ich das als Laie beurteilen konnte, war die Wijsch-Figur nachträglich auf das Bild gemalt worden. Und sie war nur aus einem bestimmten Blickwinkel zu erkennen.
    Ich stand auf und ging nachdenklich aus dem Saal. Jetzt war es nicht mehr schwer, den Ausgang zu finden. Ich stieg die dunklen Stufen hinunter und ging über die Zugbrücke. Kaum hatte ich sie verlassen, als die Brücke knarrend hochgezogen wurde.
    Von Tanja und dem Schlittengespann war nichts zu sehen. Ich untersuchte die Spuren im Schnee; deutlich waren die Abdrücke der Kufen zu sehen. Tanja war zum Schlitten zurückgekehrt und losgefahren, ohne mich mitzunehmen. Aber wer hatte dann die Zugbrücke hochgezogen? Hatte sich außer uns noch jemand im Schloß aufgehalten?
    Ich zog die Kappe in die Stirn und warf dem Schloß einen letzten Blick zu. Die Raben kreisten lautlos über mir; sie schienen mir zu folgen. Fluchend machte ich mich auf den langen Weg zurück ins Dorf. Ich folgte den Kufenabdrücken. Einige Male glitt ich aus und kullerte über den Boden. Nach einer halben Stunde blieb ich stehen und rauchte eine Zigarette.
    Aus Tanja wurde ich einfach nicht klug. Weshalb war sie plötzlich verschwunden und hatte mich zurückgelassen? War sie vom Wijsch gerufen worden? Langsam wurde ich es leid, mir ständig Fragen stellen zu müssen, auf die ich keine Antwort bekam. Mißmutig stapfte ich weiter durch den hohen Schnee.

    Es war dunkel geworden, als ich Tanjas Haus erreichte. Es war leer. Ich machte mir rasch etwas zu essen und trank zwei kleine Gläser Wodka, den ich in einem Schrank entdeckte hatte. Dann schlich ich ins Dorf. Kein Mensch war zu sehen. Ich überquerte den großen Platz vor der Kirche und erreichte nach wenigen Minuten den kleinen Platz, auf dem die Wijsch-Statue stand. Vor Iwan Petropovs Haus blieb ich stehen und sah mich um. Dann klopfte ich leise gegen die Tür. Niemand öffnete. Ich klopfte stärker und hörte endlich Schritte. Die Tür wurde aufgerissen. Petropov stand vor mir.
    »Ich habe Sie schon erwartet. Treten Sie ein!«
    Ich ging an ihm vorbei, und er schloß die Tür. Wir betraten das spartanisch eingerichtete Zimmer und setzten uns, nachdem ich aus meinem Mantel geschlüpft war.
    »Ich will jetzt endlich die Wahrheit hören«, sagte ich und stützte meine Arme auf der Tischplatte auf.
    »Das kann ich mir denken.« Petropov grinste.
    »Sie waren über mein gestriges Auftauchen nicht überrascht, Petropov. Ich hatte eigentlich erwartet, daß Sie mir einige Fragen stellen würden, wer ich bin und wo ich herkomme. Demnach mußten Sie von irgend jemandem informiert worden sein, daß ich mich in Novornaja befinde.«
    »Erraten.« Petropov grinste. »Ich bekam genaue Anweisungen, wie ich mich Ihnen gegenüber zu verhalten habe. Und ich war sehr zufrieden mit dem, was Sie mir erzählt haben, Hunter.«
    Er wußte meinen Namen! »Wer hat Sie informiert, Petropov? Kiwibin?«
    »Sie sagen es, Hunter. Es lief alles so, wie wir es uns erhofft hatten.«
    Ich lehnte mich zurück. Also hatte ich gestern

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